Montag, 13. April 2015
2/14 Ein Dewey Decimal Roman
Was denn nun?
Dystopie oder Crime noir? Science Fiction oder Privatdetektivroman? Postdoomsday-Roman oder Politthriller mit Ego-Shooter-Tendenz? Nathan Larson, eigentlich Musiker und Filmkomponist, mäandert mit seinem ersten Roman 2/14 zwischen den Genres hin und her, genau wie seine Hauptfigur Dewey Decimal im zerstörten New York zwischen seinen unterschiedlichen Auftraggebern.
So richtig, weiß der Kustos der New York Public Library nicht worum es geht, ebenso wie wir Leser von Larson. Nach 9/11 scheint es New York an einem Valentinstag in nicht zu ferner Zukunft noch massiver getroffen zu haben. Weniger als ein Zehntel der ursprünglichen Bevölkerung lebt dort noch, der größte Teil vegetierend, nur Wenigen geht es gut. Was genau passiert ist, lässt Larson, der mit seinen Dewey-Decimal-Romanen eine Trilogie plant, offen. Moralische Kategorien sind fast aufgehoben. Dewey, wohl ehemaliger Soldat, ist zwar Bibliothekar, aber auch Auftragskiller für die Staatsanwaltschaft der Stadt New York. Er geht über Leichen, macht sich von Zeit zu Zeit aber doch manchmal Gedanken über sein Tun. Inwieweit er fremdbestimmt ist, bleibt unklar, Ordnungsprinzipien für Wege und U-Bahnlinien genauso wie das nach ihm benannte System zur Erschließung von Bibliotheksbeständen, bringen scheinbare Orientierung. Sein Tun wirkt zwanghaft neurotisch, ständiges Pilleneinwerfen, Händedesinfektionen und das Greifen nach einem Schlüssel sind fast Reflexhandlungen für ihn.
Das ist phasenweise durchaus interessant, manchmal sogar unterhaltsam, bleibt mir aber zu unbestimmt, irgendwie doch einfach nur Pulp-Schund, orientierungslos, ein nicht zu fassender Brei.
Wertung: **
Titel: 2/14 Ein Dewey Decimal Roman
Verlag: Diaphanes
Autor: Nathan Larson
Seiten: 256
Preis: 17,95 Euro
Freitag, 3. April 2015
Die guten Frauen von Christianssund
Arg konstruiert
Nicht der Kommissar ermittelt, sondern sein alter Jugendfreund. Da ist einmal Flemming Torp, der einen Mord an einer Putzfrau in einer Werbeagentur aufzuklären hat, und dann ist da noch sein Freund Dan Sommerdahl, eigentlich Kreativchef in dieser Agentur, dank Burnout aber mit freien Kapazitäten, die er für anstehende Ermittlungen nutzt.
Diese Grundstruktur ergibt ein nicht immer glaubwürdiges Ermittlerduo, das oft bemüht konstruiert arbeitet. Mögen die Figuren auch sympathisch sein, mag der Fall in seiner Entwicklung durchaus Tiefgang besitzen, der Grundansatz überzeugt mich nicht. Reizvoll ist noch der eingeschobene Perspektivenwechsel, der die Tätersicht dem Leser vorführt, ohne dabei zu viel zu verraten. Trotzdem ist der Ausgang absehbar und nicht zu überraschend.
Diese erste deutsche Übersetzung der in Dänemark erfolgreichen Reihe um Dan Sommerdahl hat mich noch nicht recht überzeugt. Ich hoffe, dass Anna Grue Sommerdahl in den Folgeromanen ein eindeutigeres Ermittlerprofil zuzuweisen versteht.
Wertung: **
Titel:Die guten Frauen von Christianssund
Autorin: Anna Grue
Verlag: Atrium
Seiten: 416
Preis: 19,95
(Seite 1 von 1, insgesamt 2 Einträge)