Samstag, 25. Juli 2015
Herzsammler
(Zu) Viele Erzählstränge
Gleich drei Erzählstränge, die jeweils eigene Geschichten ergeben könnten, aber sehrt spät zusammengeführt werden, prägen den Einstieg.
Erster Handlungsort: Israel/Westjordanland . Zeit: 1999.
Da ist der Brief eines Gefangenen, der kurz vor seinem Tod zu stehen scheint. Kräftige Winde erfassen das Schreiben, das er aus seinem Gefangenentransporter wirft. Saladin, der 70 Jahre alt wird, sich auf dem Weg zum See Genezareth befindet, sieht den Brief als Zeichen Gottes und versucht ihn an die Adressatin, an Aisha Shahin weiterzuleiten. Briefe ohne Adresse betrachtet allerdings Khaled Shawableh, der seit 43 Jahren in der Postsortierung arbeitet, als sein Eigentum. Ein Blutgerinnsel verhindert, dass er den Brief noch lesen kann. Erst die Recherchen seiner Erbin ergeben, dass die Empfängerin des Briefes in Stockholm wohnt.
Zweiter Handlungsort: Södersjukhuset in Stockholm. Zeit: Dezember 2009.
Sofie Leander wartet auf eine Ultraschalluntersuchung im größten Krankenhaus Stockholm. Der ausbleibende Eisprung verhindert die eigentlich gewünschte Schwangerschaft. Ihr Mann hat schon jegliche Hoffnung aufgegeben und den Kliniktermin gar nicht mehr wahrgenommen. Die Untersuchung läuft aber nicht wie geplant. Die Patientin wird sediert und aus der Klinik entführt. Schließlich findet sie sich außerhalb des Söder-Krankenhauses in einem OP-Raum mit Scheren, Zangen und Skalpellen wieder.
Dritter Handlungsort: Stockholm, Grundschule und Sicherheitspolizei. Zeit: wahrscheinlich auch 2009
Kommissar Fabian Risk muss sich den Vorwürfen der Klassenlehrerin seiner Tochter Matilda stellen. Seine Frau hat keine Zeit und ihn stören ständig Telefonanrufe seiner Dienststelle während des pädagogischen Gesprächs. Matilda verkraftet die ständigen Streitereien ihrer Eltern nicht mehr und bringt dies in drastischen Bildern zum Ausdruck. So richtig kann sich Risk diesem Problem aber nicht widmen. Mit Edelmann, seinem Reichskripo-Chef, ist er zur Säpo bestellt. Dort wird ihnen eröffnet, dass einiges dafür spricht, dass der schwedische Justizminister nach einer Reichstagsdebatte verschwunden ist. Ob entführt oder abgetaucht, bleibt unklar.
Dabei bleibt es nicht, ein Serienmörder, der seinen Opfern Organe entnimmt, beunruhigt Bevölkerung und Polizei. Auch im benachbarten Dänemark werden Frauen bestialisch ermordet. Bis das alles zusammengeführt wird, fließt viel Blut. Nichts für schwache Nerven!
Mir insgesamt trotz politischer Dimensionen zu konstruiert, zu verwirrend, zu viel aus der Zutatenküche, was brauchen wir noch, um auf der Bestsellerliste zu landen. Noch eine Prise Blut, noch mehr Innereien, noch mehr Sex. Gut gefallen mir nur die hautnahen personalen Erzählhaltungen und die privaten Hintergrundgeschichten der Akteure. Weniger wäre Mehr gewesen.
Wertung: **
Titel: Herzsammler
Verlag: List
Autor: Stefan Ahnhem
Seiten: 576 Seiten
Preis: 14,99 Euro
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