Samstag, 12. September 2015
Träum was Böses
Doppelter Alptraum
Carol Louise Taylor macht im Nachspann ihres Debutromans deutlich, dass es durchaus eigene Erfahrungen sind, die sie in "Träum was Böses" aufgreift. Auch Sie blickt wie ihre Hauptfigur Sue auf eine Missbrauchsbeziehung zurück, aus der sie sich vier Jahre nicht lösen konnte.
Das, was sie literarisch verarbeitet, wird zu einem überzeugenden doppelten Psychodrama. Der Leser erlebt Sue in einem rückblickenden Handlungsstrang zwischen 1990 und 1992 in einer Beziehung mit einem psychopathischen jungen Schauspieler.
Die Haupthandlung verläuft 20 Jahre später. Sue hat eine 15jährige Tochter , ihr Mann ist erfolgreicher Abgeordneter, sie selbst leidet erkennbar noch unter ihrer Vorgeschichte. Alles bricht zusammen als Tochter Charlotte von einem Bus angefahren wird und ins Koma fällt. Sue macht sich auf Spurensuche, entdeckt das Tagebuch von Charlotte und erkennt, dass ihre Tochter sich umbringen wollte.
Die Entwicklungen daraus führen zu einer spannenden Ursachensuche, die Sue immer paranoider werden lässt, da immer deutlicher wird, dass alles irgendwie mit ihrer Vergangenheit zusammen hängt. Ein Puzzle aus Tagebucheinträgen, Handyaufzeichnungen, Befragungen von Freunden, die Stück für Stück aufzeigen, in welches erpresserische Geflecht Charlotte geraten ist.
Das reißerische Ende am Krankenbett der Tochter überzeugt mich zwar nicht, eindrucksvolle Charakterzeichnungen und die subtile Spurensuche machen Taylors ersten Roman zu einem guten Psychothriller, der alltäglichen Schrecken zeigt.
Wertung: ****
Titel: Träum was Böses
Verlag: Piper
Autor: Carol Louise Taylor
Seiten: 432 Seiten
Preis: 9,99 Euro
Nebelkind
Spurensuche
„Nebelkind“ ist zuerst im Selbstverlag der Autorin Emelie Schepp erschienen und trat dann seinen Weg in die schwedischen Bestsellerlisten an. Ich tue mich schwer mit dem Entwurf ihrer Hauptfigur, einer erfolgreichen Staatsanwältin, die an einer Fallklärung beteiligt ist, die sie in ihre eigene Kindheit zurückführt.
Die Geschichte selbst ist spannend und entwickelt sich zu einer außergewöhnlichen und menschenverachtenden Verbrechensserie. Der Leiter des Migrationsamtes in Norrköping wird erschossen in seinem Haus aufgefunden, Einbruchspuren, die auf ein Kind hinweisen, werden gefunden. Festgenommen wird erst aber einmal nur die Frau des Ermordeten, der mehrfach hohe Geldabbuchungen nachgewiesen werden können.
Bald findet man aber die Leiche des Jungen, der am Tatort gewesen sein muss und eine seltsame Tätowierung in seinem Nacken. Die ermittelnde Staatsanwältin ist schockiert, befindet sich doch eine ähnliche Ritzung an ihrem Hals. Sie jagt fortan ihren Alpträumen nach, will erfahren, was in Ihrer Kindheit war und verlässt die gemeinsamen Ermittlungswege mit der Polizei.
Die macht einen guten Job mit glaubhaften Ermittlern, die in unterschiedliche soziale Kontexte eingebunden sind und durch die personale Erzählhaltung der Autorin treffend charakterisiert werden. Weniger glaubhaft sind die Reaktionen der Staatsanwältin, die sich bald völlig außerhalb der Gesetze stellt und am Ende eine eigene Falllösung konstruiert. Die lässt jedenfalls Platz für einen Folgeband.
Das Gesamtkonzept ist durchaus spannend, zumal Schepp auf ein Thema aufmerksam machen möchte, das Relevanz besitzt.
Wertung: ****
Titel: Nebelkind
Verlag: Blanvalet
Autor: Emelie Schepp
Seiten: 448 Seiten
Preis: 9,99 Euro
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