Montag, 30. November 2015
TEN
Die 35jährige Madoka Kitao ist schon seit 15 Jahren professionelle SHOGI-Spielerin in Japan, seit 2008 entwickelt sie auch Spiele. Ganz aktuell hat Steffen Mühlhäuser in seinem Verlag zusammen mit ihr das kleine Taktikspiel TEN herausgebracht. TEN fußt auf Kitaos Erfindung TEN STARS, 2012 bei Japon Brand erschienen, und der im letzten Jahr herausgekommenen Überarbeitung JUSHIMATSU.
Vorläufer und TEN selbst lehnen sich an den Klassiker VIER GEWINNT an. In den Spielen geht es darum, durch Ablage von Spielsteinen Wertungsreihen mit der Summe 10 exakt zu erzielen. Durch die Kooperation mit Steffen Mühlhäuser ist nicht nur das attraktivste der bisherigen Spiele entstanden, Mühlhäuser hat auch mehr Taktik ins Spiel gebracht.
Die bisherigen Ausgaben umfassten zehn Spielsteine für jeden Spieler, wobei stets auch ein Viererstein dabei war. Steffen Spiele arbeitet nun mit jeweils zweimal fünfzehn Steinen, die gleichmäßig verteilt ein, zwei oder drei Punkte wert sind.
Das eher glücksabhängige Grundspiel läuft wie die japanischen Vorläufer verdeckt ab. Ein Stein wird umgedreht und orthogonal angelegt. Wer so zehn Punkte durch eine ununterbrochene Reihe, die auch diagonal sein darf, erreicht, gewinnt nach meist zehn Minuten das Spiel.
Spannender ist das neu hinzugekommene offene Spiel. Dazu legt jeder alle seine Steine in einer Reihe aus. Von dieser dürfen sich die Spieler nur an den jeweiligen Enden bedienen. Damit hat man nicht nur die eigenen Optionen vor Augen, sondern auch die des Gegners. Wer eine Drohgebärde mit sieben Punkten aufgebaut hat, an seinen Rändern aber keinen passenden Dreipunktestein vorweisen kann, ist vorerst ein zahnloser Tiger.
Wie beim klassischen Vorläufer gilt es, Doppelbedrohungen aufzubauen. Durch die Zehner-Regel ist es aber nicht immer ganz einfach, den Sack zuzumachen. Stabile große Holzsteine mit einer Art Bambusgrafik für die Zählung machen aus TEN einen Hingucker. Ein kleines taktisches Schmankerl, dem Steffen Mühlhäuser durch Regelerweiterung und tolle Umsetzung den letzten Schliff verpasst hat.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: Ten
Autoren: Madoka Kitao und Steffen Mühlhäuser
Verlag: Steffen Spiele
Spielerzahl: 2
Alter: ab 8 Jahren
Dauer: ca. 10 bis 15 Minuten
Preis: ca. 22 Euro
GIPFELKRAXLER
Friedemann Friese schlägt 2015 sogar Reiner Knizia, kommt dieser Autor, der heuer sein 30jähriges Jubiläum feiert, vielleicht auf die üblichen zwei Dutzend Spiele, die in Essen auf der Spiel neu vorgestellt wurden, schafft der Bremer Autor 505. Da ist einmal sein modularer Spielbaukasten 504 mit entsprechend vielen Spielideen und ein kniffelähnliches Familienspiel, bei dem man nicht automatisch an ihn als Autor denken würde.
Sein Würfelspiel GIPFELKRAXLER für zwei bis vier Personen ab acht Jahren ist bei Amigo erschienen. Der Stimmungsanzeiger der Dietzenbacher Firma wandert Richtung Glück und Turbulenz, er ist weit weg vom Expertenanspruch. Letztes Jahr waren es LEMMINGE, die zu einem Wettlauf antraten, 2015 sind es Steinböcke, die zum Gipfelsturm antreten. Eigentlich, dachte ich, halten die sich nur in Gebirgsregionen auf. Bei Friedemann Friese starten sie aber in einem idyllischen Taldorf, um über mehrere Bergstationen schließlich auf dem Mount Friese zu landen.
Vom Dorf aus führen fünf Pfade zum Gipfel, die teilweise miteinander verbunden sind, talabwärts rauschen Gebirgsbäche. Jeder führt fünf Steinböcke über diese Wege würfelnd nach oben. Die Würfel dienen dabei nicht der einfachen Fortbewegung, sondern in Kniffelmanier dem Erfüllen von Würfelkombinationen. Das geht mit Pärchen los, bis ganz oben unter dem Gipfel gleich fünf identische Zahlen für den entscheidenden Schritt erforderlich sind. Fast unmöglich zu schaffen, da dazu nur fünf Würfel benutzt werden dürfen. Da hilft auch dreimaliges Nachwürfeln wenig. Damit die Steinböcke doch den Blick ins Tal vom Gipfel genießen können, hat sich Friese eine Schubsorgie ausgedacht. Eigene Böcke werden dabei nach oben befördert, fremde wandern zur Seite und flussabwärts. Diese Funktion wirkt sich vor allem in den höheren Regionen aus, da dort die Bergstationen nur ein Steinbock betreten darf. In den Startregionen sind es noch beliebig viele.
Wer es schafft, passende Geißbock-Ketten aufzubauen, kann recht schnell zum GIPFELKRAXLER werden. Das gilt vor allem für die Zweierpartien, da entscheidet letztlich das Würfelglück über die passende umgekehrte Geißbock-Lawine nach oben. Zu viert interagieren die Spieler zwar mehr, da schlägt auch die Ärgerkomponente voll durch, damit wird es aber am Ende zäh. Weil immer wieder Ketten zerstört werden und sich das Spiel damit deutlich über die angegebenen 30 Minuten hinziehen kann. Ideal ist es zu dritt, damit für die klassische Kleinfamilie annehmbar. Ein Familienspiel ohne großen Anspruch auf MENSCH ÄRGERE DICH NICHT-Niveau, ein bisschen KNIFFEL, ein bisschen LEITERSPIEL und MALEFIZ. Friese frischt Klassiker für seinen Wettlauf zum Berggipfel auf. Amigo liefert dazu ansprechendes Material und eine tadellose Regel. Für Wenigspieler und Grundschulkinder geeignet, fürs Erklimmen von Spielepreistiteln wird es allerdings nicht reichen.
Wertung: Vielleicht nächsten Monat wieder.
Titel: GIPFELKRAXLER (ehemals Gipfelstürmer)
Autor: Friedemann Friese
Verlag: Amigo
Spielerzahl: 2 – 4
Alter: ab 8 Jahren
Dauer: ca. 30 Minuten
Preis: ca. 20 Euro
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