Was heute die Blogger sind, waren damals die Macher von kleinen Spielzeitschriften. Die spielbox dominierte professionell den Markt, die Pöppel Revue hatte Knut Michael Wolf 1985 an den Merz Verlag verkauft und 1987 erschien der Hecht im Karpfenteich, die Fairplay, die ohne Juryschelte nicht auskam.
Ich abonnierte damals alles, was ich nur konnte. Peter Gehrmanns Spielerei, Helge Andersens Würfel + Co., Joachim Goemanns Spielblatt und Ingo Faustmanns Spielkunde Informationen. Die Rechnerentwicklungen machten es möglich, das erlebte ich an meinen eigenen Heimcomputern. Wir starteten mit dem VC 20, 1983 wurde er vom Commodore 64 abgelöst. Datenspeicherung über Datasette, interessant waren auch die Druckanbindungen. Über ein Interface lieferte mir damals ein Typenraddrucker die Matrizenvorlagen für die Schule. Richtig modern wirkte dann schon der Commodore 128, später folgten dann PC 10 und PC 20 und nach 9-Nadel-Druckern, 24er, die Letter Quality erreichten. Mit allen Zwischenstufen waren dies die technischen Voraussetzungen, um recht einfach Spielezeitungen am Heimcomputer zu erstellen.
Das kam dann 1989 auch auf uns zu. Auf Anregung von Reinhold Wittig entwarfen Cordula und ich die Zeitschrift Spiel & Autor, die Autoren durch die Veröffentlichung ihrer Spielideen einen Dokumentationsschutz geben sollte. Gleichzeitig wollten wir alles, was im Umfeld des Spiele-Autorentreffens stand, in dieser Zeitschrift darstellen. Unseren ersten Auftritt hatten wir auf der 7. Spiel in Essen auf dem Stand der Edition Perlhuhn.
Ein Scherenschnittcover meiner Frau zierte ein dünnes Heftchen mit 32 Seiten und 11 Spielen. Zwei dieser Spiele stammten von Cordula, die sie aber unter den Namen von zwei Freundinnen veröffentlichte. FRAU HOLLE hat es dann 1993 bis in das von uns herausgegebene Taschenbuch von rororo TOLLE SPIELE SELBST GEMACHT geschafft. Andere in diesem ersten Heft vorgestellten Spiele wurden später veröffentlicht, so GNOSIS von Uwe Wibben, ELFENLAND als EULENZAUBER von Erich Manz, MEIN HÜHNERHOF von Edith Schlichting und ARCHE NOAH von Sven Kübler. Das letzte Spiel kam in der Überarbeitung mit Wolfgang Kramer als ATHOS bei Kosmos heraus. In den Folgejahren bis 1994 waren wir dann sogar mit eigenem Stand in Essen vertreten und haben teilweise die Betreuung des SAZ-Standes mit übernommen. Die Zeitschrift haben wir bis 2012 betreut, bis wir Sie an Karsten Höser, den Herausgeber der Spielerei, übergeben haben.
Die Spiel in Essen 1989 war nicht nur wegen unseres eigenen Engagements interessant. Während dieser Spielertage gab es die wohl illustreste Spielerunde, die man sich damals vorstellen konnte. Sid Sackson, Alex Randolph, Wolfgang Kramer und Rudi Hoffmann trafen sich bei Mattel zu einem von KMW moderierten Spiel von CAFÉ INTERNATIONAL, das zum „Spiel des Jahres“ gewählt worden war. Ein Multikulti-Café mit vielen internationalen Gästen, die gut harmonieren, punkteträchtiger aber doch unter sich bleiben. Aus heutiger Sicht sehe ich Rudi Hoffmanns Spielziel durchaus skeptisch, damals begeisterte mich dieses Sitzroulette an den 24 Café-Tischen.
Der Mann im Hintergrund, der Autorenspiele für Mattel interessant machte und über einige Jahre hinweg hervorragende Arbeit für den Verlag leistete, war der Autor und Product Manager Roland Siegers, den ich heute für 10 Tage 10 Spiele nominieren möchte. Er wird sicherlich viel zu erzählen haben, war er doch auch eine Zeit lang für Hexagames, Flying Turtle und nach Mattel für Schmidt Spiele tätig. Er hatte damals das von mir am ersten Tag erwähnte ACQUIRE mit den vier identischen Feldern in Bearbeitung.
Mit den heutigen Bildern dokumentiere ich neben dem Spiel des Tages die Heftszene der 80er, die ersten Hefte von Spiel&Autor und unser rowohlt-Buch. Die beiden Zeitschriften, für die ich seit über 25 Jahre tätig bin, sind mit ihren Erstausgaben zu sehen. Außerdem natürlich Roland Siegers während des legendären Spiels von CAFÉ INTENATIONAL (links von ihm sitzt der Autor Rudi Hoffmann, Knut Michael Wolf sieht man im Anschnitt).