
Spätestens seit dem Erfolg von MEMOARRR! sind MEMO-Spiele auch für Erwachsene salonfähig. Die Edition Spielwiese hat für Bartolinis Spiel mit MEMORINTH einen Nachfolger gefunden, den Richard Haarhoff entwickelt hat. Der französische Autor Julien Griffon liefert mit dem japanisch angehauchten YOKAI eine kooperative Variante dieses Genres.
Yokai sind Fabelwesen, Figuren des japanischen Volksglaubens, teils mit tierischen, teils mit menschlichen Zügen, auf alle Fälle aber mit übernatürlichen Kräften. Griffon greift auf das Motiv des Fuchses zurück, der für Glück steht, nimmt den Dämonen Oni mit ins Spiel und Kappa, ein froschähnliches Wesen, das in Teichen wohnt und diese beschützt. Menschlich ist die Rokurokubi, eine Frau, die in der Nacht ihren Hals verlängern kann.
Jeweils vier Karten gibt es von jedem Fabelwesen, die wild durcheinander in einem 4x4-Raster ausliegen. Identische Yokais, die alle verdeckt sind, wollen unbedingt wieder zusammenkommen. Dafür gelten strenge Regeln, die vor allem die Kommunikation der bis zu vier Beteiligten betreffen. Geredet werden darf wie in HANABI nicht, für hilfreiche Hinweise dienen je nach Spielerzahl sieben bis zehn Tippkarten, deren Nutzung die Spieldauer mit reguliert.
Wie im klassischen MEMO schauen sich die Spieler reihum zwei Karten an, dies läuft allerdings nicht offen ab, sondern geheim. Alle Karten bleiben die ganze Zeit über verdeckt. Nach dieser Aktion wird eine beliebige YOKAI-Karte verschoben. Eine sehr wichtige Phase, da sie im Laufe des Spiels immer mehr Informationen preisgibt. Wer die gerade angesehenen Karten nicht vertauscht, hat wahrscheinlich zwei identische Fabelwesen gefunden. Verschiebt er dagegen eine davon, führt er eventuell im fortgeschrittenen Spiel zwei Wesen zusammen.
Nach dieser Aktion wird entweder eine Hinweiskarte vom Stapel aufgedeckt oder eine dieser Karten auf einem Yokai platziert. Es gibt dabei Hinweise, die genau anzeigen, um welche Familie es geht, manche Tipps zeigen allerding zwei Arten, manche sogar drei. Belegte Karten dürfen nicht mehr verschoben werden. Das korrekte Markieren ist daher besonders wichtig, sonst hat die Gruppe es schwer, das Spiel zu gewinnen.
YOKAI endet, wenn die letzte Hinweiskarte gelegt wurde, das heißt nach 14, 18 oder 20 Runden. Ist das Team gut, kann das Spiel früher beendet werden, wenn ein Spieler verkündet, dass alle Fabelwesen orthogonal angrenzend zueinander gefunden haben.
Wertungstechnisch bilanziert die Gruppe ihre Leistung, indem korrekte Tippkarten und nicht genutzte Hinweise in die Abschlussbilanz einfließen, was Beurteilungen zwischen „beachtlich“ und „legendär“ ergibt. Geübte Gruppen steigern das Aufgabenniveau durch Nachbarschafts- und Zielkarten. Dabei erweisen sich besonders die Zielkarten als schwierig, da sie bestimmte Kartenformationen erwarten.
Entscheidend in YOKAI sind die zweite Aktionsphase, auf die alle achten müssen, und die effektive Nutzung der Hinweiskarten. Für die Gruppe wird es leichter, wenn die eindeutigen Tipps früher kommen. Die Hinweise auf drei Farben sollte man zurückhaltend und gegen Ende nutzen, da sie eher Verwirrung bringen als Klarheit. Zudem blockieren sie eine Karte und lassen das Verschieben nicht mehr zu. Die reduzierte Kommunikation nur durch Tipp-Karten wird gruppenspezifisch oft durch nonverbale Signale ergänzt, da entwickeln sich oft eigene Formen des Miteianders.
Die grafische Umsetzung von YOKAI durch Christine Alcouffe, die wir vom PAPER TALES kennen, gefällt mir gut. Das Spiel von Julien Griffon erweist sich als variantenreiche kooperative MEMO-Variation, die das Genre der anspruchsvolleren Gedächtnisspiele mit deduktiver Prise gut ergänzt.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: YOKAI
Autor: Julien Griffon
Grafik/Design: Christine Alcouffe
Verlag: Game Factory
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 2 - 4
Spielzeit: 20 Minuten
Preis: ca. 17 Euro
Spiel 31/2020