
Jens Merkl und Jean-Claude Pellin haben nicht nur beim hungrigen Hugo von litauischen Verlag Logis zusammengefunden, sondern treffen sich panisch beim Zusammenlegen von neun Kartenteilen im japanischen Oink Verlag.
2015 hat der Luxemburger Autor Pellin für Oink Games mit NINE TILES ein Dreh- und Wendepuzzle in einem 3x3-Raster nach Mustervorgaben entwickelt, das in Deutschland kaum Beachtung fand. Seine Kooperation mit Merkl hat nun eine thematische und strukturelle Überarbeitung der Idee ergeben. Übrig geblieben ist das kleine Legeraster, Zeitdruck durch eine Sanduhr lässt Panik aufkommen, deshalb passt der neue Titel NINE TILES PANIC.
Merkl&Pellin bewegen sich im Bereich der Echtzeitspiele mit Puzzlecharakter, wie sie Friedemann Friese im FLICKWERK anbot, das überarbeitet als TURBO TAXI bei Queen Games bekannter ist. Das deutsch-luxemburgische Autorenteam bettet seine Geschichte in einen Science-Fiction-Rahmen ein, mit Ufos und Aliens, die verrückt nach Hamburgern sind und von Agenten gejagt werden. Die oinksche Stadt bietet trotzdem noch Häuser, deren Bewohner und Hunde, die etwas Normalität ins Jagdchaos bringen.
Jeder Spieler erhält ein Set von neun Karten. Nutzbar sind alle 18 Seiten der Karten mit vielen Straßen, Außerirdischen, Agenten, Mädchen und Jungen und deren Tiere. Die Karten dürfen beliebig gedreht und gewendet in das 3x3-Raster gepuzzelt werden. Dabei versuchen alle, drei Aufgabenvorgaben möglichst gut zu erfüllen. Punkte kann es zum Beispiel für die meisten Mädchen in der Stadt geben, die meisten zusammenhängenden Kärtchen ohne Aliens und die meisten Agenten auf einer Straße. Insgesamt 26 verschiedene Bedingungskarten stecken in dem Spiel, die immer wieder neue und sich zum Teil durchaus widersprechende Aufgabenanforderungen mit sich bringen. Beim Puzzeln der neun Teile achten die Spieler nicht nur auf mindestens zwei der drei Aufgaben, sie sollten außerdem die Straßenführung im Blick behalten. Die Wege müssen stets verbunden sein, dürfen nicht ins Leere oder in die Unendlichkeit eines Kreises oder einer Schleife führen. Gehen Aliens mit in die Berechnung ein, muss beachtet werden, dass Agenten, die Aliens auf einer Straße im Blick haben, diese fangen. Das ist eine interessante dynamische Komponente bei der Wertung.
Wer fertig ist, schnappt sich die Sanduhr und einen Reihenfolgenmarker, der für Gleichstände wichtig ist. Ab sofort puzzeln die anderen unter Zeitdruck. Das Sandrieseln lässt ihnen aber immerhin noch etwa 90 Sekunden, bis alle sich der Abrechnung stellen. Wer Fehler macht, fällt völlig aus der Wertung heraus, für alle anderen winken Punkte, die der Spielerzahl entsprechen. Wer die meisten Mädchen in seiner Stadt hat, bekommt beim Spiel zu viert vier Punkte gutgeschrieben, die auf einer Punktetafel abgetragen werden. Bis zum Letztplatzierten gibt es ebenfalls noch Punkte, sofern alle keine Fehler machen. Die Viererrunde endet, wenn ein Spieler mindestens 20 Punkte erreicht. Das klappt nach 15 bis 20 Minuten, bedeutet aber meistens noch nicht das Spielende, denn NINE TILES PANIC schreit nach Revancherunden zumindest bei Freunden dieser Art von Knobelaufgaben.
Die Anforderungen sind anfangs herausfordernd, bestimmte Aufgabenkarten kommen aber den Spielern entgegen, die NINE TILES PANIC mehr als zehnmal gespielt haben. Irgendwann prägt man sich dann doch ein, dass beispielsweise nur drei Mädchen in der Stadt unterwegs sind und auch die Zahl der Aliens überschaubar ist, nur vier jagen Burgern hinterher, die wiederum gibt es zuhauf. Das sind Wissensvorteile, die Cracks durchaus mit ihren Konkurrenten teilen sollten.
NINE TILES PANIC ist eines der Oink-Spiele, bei denen man sich wieder wundert, wieviel Spielspaß in die kleinen japanischen Schachteln passt, inklusive Sanduhr, wertige Puzzle-Sets und kleine Aliens als Holzspielfiguren. Das ist schon genial, zumal wenn man es mit der aufwendigen Umsetzung einer fast identischen Idee in COSMIC FACTORY vergleicht (demnächst mehr dazu).
Ob das hektische Spiel mit exakter Wegeplanung und der Dreifacherfüllung von Aufgabenkarten wirklich schon etwas für Siebenjährige ist, wage ich allerdings zu bezweifeln. Erwachsene verzweifeln schon an den Anforderungen, wie sollen das Grundschüler schaffen. Zumal die Fehlerahndung Frustresistenz erfordert. Mit null Punkten aus der Dreierwertung zu gehen, ist richtig bitter und verhindert fast immer den Sieg.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: NINE TILES PANIC
Autoren: Jens Merkl und Jean-Claude Pellin
Grafik/Design: Jun Sasaki
Verlag: Oink Games
Alter: ab 7 Jahren, besser ab 10 Jahren
Spielerzahl: 2 - 5
Spielzeit: ca. 15 - 20 Minuten
Preis: ca. 20 Euro
Spiel 43/2020