
Ein Einstieg in die Besprechung von VON DRACHEN UND SCHAFEN muss den Grafiker würdigen. Jonas Åkerlund hat für dieses Kartenspiel aus dem Kosmos Verlag eindrucksvolle Bilder gezeichnet. Das Vergnügen genießen die Spieler gleich doppelseitig, da sind einerseits unterschiedliche Schafe auf der Kartenrückseite und anderseits prägen 85 Aktions- und Schatzkarten den Spielverlauf. Åkerlunds Bilder gehören 2015 berechtigt zu den nominierten Werken für Graf Ludo. Die Gewinnchancen dürften hoch sein.
Wäre nicht diese Grafik, hätte ich wahrscheinlich die Verlagsstrategie für eine Einleitung genutzt, denn inzwischen fragt man sich, wozu Kosmos eigentlich noch Redakteure bezahlt. Da lebt man von Teuber (CATAN und KNÄTSEL) und hat Erfolg mit Produkten, die im Ausland erfolgreich waren (MACHI KORO und UGO. Auch von VON DRACHEN UND SCHAFEN ist kein hauseigenes Produkt, sondern ein Kickstarter Projekt, das der in den USA lebende Autor unter Mortensen Games hat produzieren lassen. Dort wo Redaktionsarbeit möglich wäre, machen die Redakteure wie bei DA LUIGI gravierende Fehler.
Der Redakteurin Bärbel Schmidts sind bei ihrer Aufbereitung des Spiels von Nathanael Mortensen nur wenige Fehler unterlaufen. Die Umsetzung des Spiels gelingt ihr gut, sie hätte aber noch stärker in die Spielmechanik eingreifen sollen. Die Funktion von Sonderkarten wird mit Übersichtskarten erläutert, die Regel ist gut strukturiert, die Übersicht am Ende für die Besonderheiten bei jeder Spielerzahl hilfreich.
Dank dieser Regel gibt es keine Einstiegshürde. Wir Spieler sind Drachen und jagen nach Schätzen. Jeder Schatz kostet Schafe in unterschiedlicher Anzahl und verschiedener Wollfärbung. Alle starten mit vier Handkarten und ziehen ab drei Spielern zu Rundenbeginn stets drei Karten nach. Dabei orientiert man sich nur an der Schaffarbe, und weiß nicht, ob sich auf der Rückseite ein Schatz oder eine Aktionsmöglichkeit befindet. Wer an der Reihe ist, kann kostenfrei eine Höhle auslegen, die dort untergebrachte Schätze wertvoller macht. Gegen Bezahlung von zwei bis fünf Schafen dürfen die Spieler Schätze auslegen, die bis zu sieben Siegpunkte bringen. Schließlich können Aktionskarten Pläne der Mitspieler durchkreuzen. Da sorgt ein wütender Mob dafür, dass alle die Hälfte ihrer Karten verlieren. Ein Dieb schädigt nur einen Beteiligten und klaut ihm zwei Karten. Wer eine Drachenkarte oder ein Einhorn besitzt, kann sich schützen, mit einer Hirtin gibt es noch zwei zusätzliche Karten.
Mit rein destruktivem Spiel kommt man nicht weit, da auch die Aktionskarten der Schatzgewinnung dienen. Trotzdem zögern diese Aktionsmöglichkeiten das Spielende hinaus. Da wird dann gegen den Führenden gern der Ritter gespielt, der zu einer Runde Zuschauen verdonnert, oder der wütende Mob wird von einem Zauberer begleitet, der verhindert, dass der Drache sich schützend vor seinen Besitzer stellen darf. In dieser Phase ist das Spiel auch nicht ganz frei vom Königsmachereffekt, sodass manchmal ein Mitspieler entscheiden kann, wer letztlich gewinnt.
Die Wege zum Sieg können unterschiedlich sein. Wer acht Schätze ausliegen hat, beendet bei vier Beteiligten das Spiel. Da kann einer hochwertige Schatzkarten mit sieben Siegpunkten sammeln und mit vier Karten mehr Punkte besitzen, als ein anderer, der schnell acht Schätze auslegt, aber damit vielleicht nur bei 21 Punkten gelandet ist. Zünglein an der Waage sind oft die Höhlen. Vier rote Schätze in der roten Höhle bringen nämlich zehn Zusatzpunkte, wer dann vielleicht noch drei Schätze in einer blauen Höhle hat, bekommt sechs weitere Extrapunkte. Auch wenn der letzte Schatz keine Höhle hat, reicht das dann wahrscheinlich trotz geringer Einzelwerte der Schätze zum Sieg.
VON DRACHEN UND SCHAFEN ist kein schnelles Spiel. Das Schätzesammeln dauert rund eine dreiviertel Stunde, das zieht sich vor allem am Ende lange hin. Optimierer rechnen, da der jeweilige Punktestand für alle erkennbar ist. Um das zu vermeiden, sind wir inzwischen dazu übergegangen, dass die Schätze in den Höhlen unter die Höhlenkarte geschoben werden. Da bleibt dann doch noch etwas Überraschung für das Ende möglich, es sei denn, es gibt einen absoluten Memo-Crack in der Runde. Hilfreich wäre auch gewesen, wenn das Gleichgewicht zwischen Schatz- und Aktionskarten zugunsten der Schatzkarten verändert worden wäre. Gegen Ende sind nämlich im Spiel zu viert fast nur noch Aktionskarten im Deck. Eine Relation von 50 Schatzkarten zu 30 Aktionskarten oder sogar ein Verhältnis von 60:20 würde für einen zügigeren Ablauf sorgen.
Fazit: Tolle Optik, mittelmäßiges Spiel, dem die Feinabstimmung fehlt. Da hätte man mehr daraus machen können.
Wertung: Vielleicht nächsten Monat wieder
Titel: Von Drachen und Schafen
Verlag: Kosmos
Autor: Nathanael Mortensen
Grafik: Jonas Åkerlund
Spieleranzahl: 2-4
Alter: ab 9 Jahren
Dauer: ca. 45 Minuten
Preis: ca. 13 Euro