
Der noch junge Spieleautoren-Wettbewerb der Wiener Spieleakademie hat herausragende Titel wie HÄNDLER DER KARIBIK (2013), das inzwischen als PORT ROYAL auf dem Markt ist, und ROYAL GOODS (2015) hervorgebracht, das Lookout Spiele herausbringen wird. Der Autor beider Spiele ist Alexander Pfister, der mit BROOM SERVICE, MOMBASA und ISLE OF SKYE im Augenblick wohl erfolgreichste österreichische Spielerfinder.
Eher zur zweiten Garde, die aber durchaus auch eine Reihe von Veröffentlichungen vorzuweisen hat, gehören Arno Steinwender und Wilfried Lepuschitz. Ihr FLIP A BIRD ist der dritte Gewinner des Autorenwettbewerbs. Die grafische Gestaltung hat, wie gewohnt, Klemens Franz übernommen. Die ausgezeichneten Spiele werden zugunsten einer Charity-Maßnahme in Österreich ohne jegliche Gewinnorientierung verkauft.
FLIP A BIRD ist ein recht einfaches Kartenablegespiel, das seinen besonderen Reiz aus den Kartenrückseiten gewinnt. Die zeigen nämlich offene und abgedeckte Vogelkäfige, die für die Kartenablage wichtig sind. Jeder der drei bis sechs Spieler erhält zwei Tippkarten und zwei Handkarten. Die Handkarten zeigen meist Vögel in den Werten eins bis drei in vier unterschiedlichen Farben, jede vierte Karte kann eine Sonderkarte sein, dazu später mehr.
Wer an der Reihe ist, zieht eine weitere Spielkarte und legt dann eine seiner drei Karten am Zugstapel an. Je nach Käfigabbildung des Nachziehstapels wird die Karte offen oder verdeckt gespielt. Da, abhängig von der Spielerzahl, in der Reihe nicht mehr als acht bis 14 Vögel liegen dürfen, darf der Zugspieler stets auch behaupten, die Zahl sei schon übertroffen. Die restlichen Spieler tippen mit, ob sie den Zweifler unterstützen oder, wie der vor ihm Sitzende, der Meinung sind, dass es schon noch reiche. Die Gruppe, die richtig liegt, teilt die ausliegenden Karten untereinander als Gewinnkarten aus. Sobald die letzte Karte vom Nachziehstapel gezogen wird, werden die Karten nur noch verdeckt gespielt, bis zum letzten Mal ein Zweifler auftritt.
In der Schlussauswertung bringen Farbquartette mit Vögeln aller vier Farben zehn Punkte, sonst zählt jede Vogelkarte nur einen Punkt, die Sonderkarten bringen zwei Punkte. Diese speziellen Karten, die mit Vorliebe verdeckt gespielt werden, werfen Hochrechnungen oft total über den Haufen. Da können Vogelfarben gar nicht oder doppelt gewertet werden, da gibt es Karten, bei denen die Nachbarkarten entwertet werden und schließlich können durch zwei Karten die Sonderkarten selbst von der Wertung ausgenommen werden.
Das Spiel mit den verdeckt und offen zu spielenden Vogelkarten besitzt einen gewissen Reiz. Wer sich die gespielten Sonderkarten merken kann, geht auch kalkulierter an die letzten Runden heran. Trotzdem lässt sich nicht allzu viel gezielt bestimmen und steuern. Wie der Vogel in seinem verdeckten Bauer stochern doch alle wie blinde Hühner durch die Tippphasen. Zudem gibt es Pechsträhnen, dass man immer nur offene Käfige vor sich findet, wenn man an der Reihe ist.
Der Anfangsreiz verfliegt sehr schnell, sodass FLIP A BIRD wohl eher nicht zum Dauerbrenner auf dem Kartenspieltisch werden wird. So ganz überzeugt von dem Spiel waren wahrscheinlich nicht einmal die Herausgeber, das Österreichische Spielemuseum e.V. um Dagmar und Ferdinand de Cassan, da Pfisters ROYAL GOODS sehr kurzfristig noch nachgeschoben wurde und innerhalb eines halben Tages auf der Messe in Essen ausverkauft war. Einen Monat später während des Spielfests in Wien waren dagegen noch mehrere hundert FLIP A BIRDs käuflich zu erwerben.
Wertung: Vielleicht nächsten Monat wieder.
Titel: FLIP A BIRD
Autoren: Arno Steinwender und Wilfried Lepuschitz
Verlag: Österreichisches Spielmuseum e.V.
Spielerzahl: 3 - 6 Spieler
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: ca. 15 Minuten
Preis: ca. 7 Euro