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Dienstag, 9. Februar 2021
DER KRÄHENSCHATZ
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Gefragt: Geschicklichkeit und Gedächntnisleistung
So ziemlich alles ist besonders an Uli Geißlers Spiel DER KRÄHENSCHATZ. Da ist einmal die Spielverpackung: Eine große Metallkiste, in der man Nürnberger Lebkuchen, aber kaum wunderschönes Spielmaterial erwarten würde, denn auch das ist außergewöhnlich. 36 große gelbe Holzkegel und eine Menge echter Weidenzweige, die Krähen zum Nestbau verwenden. Zu allem passend vom Altmeister der Memoryvariantenerfinder (PATERNOSTER) eine Gedankenübung, die es in sich hat.
Der Diakon Uli Geißler ist nicht nur Spieleerfinder, sondern stets auch Geschichtenerzähler. Diesmal erzählt er uns die Geschichte der diebischen Krähe Jimmy, die Ringe, Brillen, aber auch Croissants aus ihrer Nachbarschaft mitgehen lässt und ins Krähennest bringt. Die 36 Holzkegel symbolisieren die gefräßigen Schnäbel der Krähensippe. Unter den Kegeln verbirgt sich das Diebesgut in unterschiedlichen Farben. Wir Spieler erhalten eine Auftragskarte mit sechs Zielvorgaben, die sich einerseits nur auf vorhandene Farben beziehen, andererseits aber auch einige konkrete Gegenstände mit beinhalten. Wir prägen uns kurz unsere Auftragskarte ein und stürzen uns dann mit allen zusammen auf die 36 Krähenschnäbel. Die Kegel zu greifen, fällt erwachsenen Spielern gar nicht so leicht, oft genug entfleuchen sie wieder. Wer es als erster schafft, seine Aufgabenkarte farblich zu erfüllen, sofern man überhaupt in der Lage ist, in der ganzen Hektik des Suchens, Greifens und Wiederwegstellens sich die gewünschten Farben zu merken, gewinnt eine Suchrunde. Dafür gibt es einen dicken Weidenzweig, dünnere erhalten alle für korrekt gefundenes Diebesgut. Wer am Ende das meiste Nestbaumaterial besitzt, gewinnt die Krähenschatz-Runde.
Dem Autor ist mit dem von der Werksiedlung Kandern fantastisch produzierten Spiel, das der Zoch-Verlag inzwischen in seinen Vertrieb aufgenommen hat, eine beachtliche Mischung von Geschicklichkeit und Gedächtnisleistung gelungen. Die Hektik im Spiel erinnert an ZAPP ZERAPP oder das neue IGLU POP. Die Tempoleistung mit der Memoryleistung zu verknüpfen, ist der geniale Wurf Geißlers. Der hohe Aufforderungscharakter des Spielmaterials wird ein Übriges tun, dass dieses Spiel, das es immerhin bis auf die Auswahlliste für das „Kinderspiel des Jahres“ 2003 gebracht hat, ein Dauerbrenner werden wird.
Wieland Herold
Titel: DER KRÄHENSCHATZ
Autor: Uli Geißler
Grafik: Monika Kühnel
Verlag: Werksiedlung Kandern, Vertrieb: Zoch Verlag
Spieler: 2-5
Alter: ab 4 Jahren
Spieldauer: ca. 30 Minuten
Preis: ca. 50 Euro
Spiel 10/2003 R31/2021
Die Rezension erschien 2004 www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Zum Spiel und zum Autor:
Der ehemalige Diakon Uli Geißler ist aktuell im Unruhestadium des Rentners unterwegs. Passend dazu hat der 65jährige Spiel- und Kulturpädagoge noch schnell eine Ausbildung als Krippenbaumeister in Kempten absolviert. Seit Oktober 2020 hat er einen Abschluss als geprüfter, zertifizierter "Krippenbaumeister". Mit der Ausbildung hätte er sich sicherlich eine noch fantasievollere Gestaltung seines ausgezeichneten Spiels überlegt.
Seine Aktivitäten als Spieleautor beschränken sich überwiegend auf die Zeit zwischen 1987 und 2008. In dieser Phase war er regelmäßig für den christlichen Uljö-verlag unterwegs. Bekannt waren aber eigentlich nur zwei Spiele von ihm, einmal das 1990 bei F.X. Schmid veröffentlichte PATERNOSTER, das später noch einmal in der Think-Reihe erschien, dann das hier beschriebene DER KRÄHENSCHATZ, das die Kinderjury auf die Auswahlliste des Jahres 2003 nahm.
Das Bild zeigt Uli Geißler mit Reiner Knizia auf der Spiel in Essen 1992.
Freitag, 18. Dezember 2020
RES PUBLICA
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
RES PUBLICA: Tausche Römer gegen Germanen
Hexagames hat wohl eines der anspruchsvollsten Programme für das Jahr 1991 entwickelt. Das gilt zum Beispiel für das hervorragend von Doris Matthäus illustrierte VENDETTA, das beste Wirtschaftsspiel des Jahres, MANAGER, aber ganz besonders für das raffinierte Tauschspiel RES PUBLICA von dem noch recht unbekannten Autor Reiner Knizia.
In RES PUBLICA, nutzt Knizia das Verhandeln mit Karten um Völker wie Hunnen, Römer und Germanen, um die Kulturentwicklung der Völker anzukurbeln. Wer fünf Germanenkarten besitzt, darf diese gegen eine Kulturkarte eintauschen, diese wiederum, auf eine Handvoll gefüllt, führen zu den begehrten Wertungskarten des Spiels. Wobei der Autor hier die alte Regel nutzt, der frühe Vogel fängt die größten Würmer, die mit der Zeit ganz schön abspecken.
So viel Kommunikation war selten am Spieltisch, da die Spieler ihre Tauschwerte frei aushandeln, nur ganz konkret darf man in diesem „Ich biete dieses oder suche jenes“ nicht werden. Ein ganz besonderes Spielerlebnis, das vor allem in großer Runde zu fünft garantiert Vergnügen bereitet.
Für mich ist es völlig unverständlich, dass nicht mindestens dieses Spiel auf einer Juryliste gelandet ist, für mich ist das beste Kartenspiel 1991.
Wieland Herold
Titel: RES PUBLICA
Autor: Reiner Knizia
Grafik/Design:
Verlag: Hexagames
Alter: ab 10 Jahren
Spielerzahl: 3 – 5
Spielzeit: ca. 20-30 Min.
Preis: ca. 18 DM
Spiel 16/1991 R176/2020
Die Rezension erschien 1991
Wertung Spielreiz damals 8 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Zum Spiel und zum Autor:
Für Reiner Knizia, der vor einem Monat seinen 63. Geburtstag feiern durfte, war RES PUBLICA eines seiner ersten Spiele, zuvor waren 1990 nur DIGGING (ebenfalls Hexagames) und GOLDRAUSCH (Hans im Glück) erschienen, wenn ich von den Postspielen absehe, die er ab 1985 entwickelt hat.
RES PUBLICA erwies sich als durchaus erfolgreiches Spiel unter den vielen Veröffentlichungen Knizias. Die Jury vergaß es zwar, aber immerhin landete es auf dem ersten Platz des Kartenspielpreises der Fairplay.
1998 erschien eine weitere Ausgabe bei Queen Games, 2015 brachte der Heidelberger Spieleverlag die Adaption RES PUBLICA 2230AD heraus.
Das Foto ist mein ältestes von Reiner Knizia, es zeigt ihn und Uli Geißler auf der Neuheitenschau in Essen 1992, wo der Autor die Präsentation von MODERN ART vorbereitet.
Montag, 21. Juni 2021
BEETLEZ
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Wehe, wenn Ringo kommt! BEETLEZ
Die thematische Einbindung ist bestenfalls etwas für die Eltern, das neue Spiel des Italieners Eligio Cazzato ist allerdings etwas für die ganze Familie. BEETLEZ (dV Giochi), kleine Liverpooler Keller-Käfer, naschen nur gar zu gern an den Speisen von John, Paul, George und Ringo. In Probenpausen machen sie sich über alles her, was die Kühlschränke so hergeben, das reicht vom Salat über Pommes bis zur Schokolade. Sieben verschiedene Speisen sind dreizehn Mal im Vorrat. Schwierig wird es für das gefräßige Käfervolk immer dann, wenn Ringo noch einmal an den Kühlschrank möchte. Wenn er das Licht anknipst, dann müssen alle das Heil in der Flucht suchen. Wer kein Versteck mehr findet, wird gepackt – und Ringo ist schnell, er erwischt immer einen Käfer.
Verlassen wir die Spielgeschichte, kommen wir zum Spiel. Cazzato setzt seine Idee in einem fetzigen Merkspiel um. Die 91 Speisen sind quadratische Papp-Plättchen, die alle eine einheitliche grüne Kühlschrankvorderseite besitzen. Hinter einer solchen Kühlschranktür verbergen sich zusätzlich noch vier Licht-Plättchen und Verstecke, wobei, wie in der Reise nach Jerusalem, immer ein Versteck weniger als Spieler im Spiel ist. BEETLEZ wird von allen Beteiligten gleichzeitig gespielt. Jeder der drei bis sechs Spieler ab 5 Jahren hat eine Speisekarte vor sich liegen, auf die am Anfang ein kurzer Blick geworfen werden darf. Die Karten enthalten drei Lieblingsspeisen und ein Essen, das absolut verpönt ist. Im Spiel muss versucht werden, so viel wie möglich punkteträchtige Lieblingsspeisen zu sammeln und möglichst nicht das „mag-ich-nicht“-Essen aufzunehmen. Dazu werden die Plättchen mit einer Hand umgedreht, gesammelt oder zurückgelegt. Wenn ein Spieler dabei eines der vier Licht-Plättchen aufdeckt, suchen alle nicht mehr nach Speisen, sondern so schnell wie möglich ein Versteck. Einer schafft es nicht und bekommt dafür eine Strafkarte „Erwischt“. So geht das, bis drei Licht-Kärtchen aus dem Spiel sind, dann werden nach der jeweiligen Menue-Karte Plus- und Minuspunkte verteilt, zusätzlich gibt es Strafpunkte für die „Erwischt“-Karten und für den Spieler, der am meisten gefuttert hat, die Licht-Kärtchen bringen noch zwei Pluspunkte. Es gewinnt natürlich der Spieler, der nach recht schnellen zehn bis fünfzehn Minuten Sammelhektik die meisten Punkte ergattern konnte.
BEETLEZ erinnert etwas an Uli Geißlers 2003 erschienenes DER KRÄHENSCHATZ, es reicht natürlich überhaupt nicht an das tolle Spielmaterial der Werksiedlung Kandern heran, Papp-Plättchen können gegen tolle Holzkegel wahrlich nicht bestehen. Das italienische Spiel besitzt aber den Vorteil der unterschiedlichen Sammelphasen, einmal das Futter, dann das Versteck, diese Reihung bringt zusätzliche Dynamik ins Spiel. Die Spielregel ist klar, das Spielmaterial geht in dieser Preisklasse in Ordnung, die Grafik ist nicht berauschend aber zweckdienlich. Was bleibt, ist der Spielspaß und den liefert Cazzatos Spiel allemal.
Titel: BEETLEZ
Autor: Eligio Cazzato
Grafik: Gianpaolo Derossi
Verlag: dv Giochi / Abacus
Spieler: 3 bis 6
Alter: ab 5 Jahren
Dauer: ca. 15 Minuten
Preis: 15 Euro
Spiel 4/2006 R97/2021
Die Rezension erschien 2006 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder
Zum Spiel und zu den Autoren:
Der Italiener Eligio Cazzato hat ab 2004 einige Spiele veröffentlicht. TOY TRAIN und TAXI DRIVER waren Eigenprodukte. Das letzte Spiel übernahm dann dv Giochi. 2005 veröffentlichte dieser Verlag dann BEETLEZ und FREDERICUS. 2011 erschien mit DIECI das bisher letzte Spiel CAZZATOS.
BEETLEZ war seine erfolgreichste Idee, sie landete 2006 auf der Empfehlungsliste der Kinderspieljury.
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