Sonntag, 25. Dezember 2016
PINGVASION
Wann kommt er der Tag, der die ganze Welt verändern wird, wenn endlich das Gute siegt und das Böse im Orkus verschwindet. Der Tag, an dem die Pinguine nicht nur in der Antarktis die Herrschaft übernehmen, sondern auch das Zepter auf dem Mond überreicht bekommen. Für manche ist es nur ein Gerücht, aber Bruno Cathala und Matthieu Lanvin sind überzeugt, dass der Tag nicht mehr so fern ist.
Fast in 3D treten die niedlichen Invasoren auf der geprägten Bombyx-Schachtel von PINGVASION uns gegenüber. Etwas grimmig schaut Ping Bonaparte, dafür wirken die Piraten-Pinguine und der bombige Pingu eher lustig. Die beiden französischen Autoren kommen bei ihrer Invasion der Pinguine mit 90 Spielkarten aus. Jeweils 18 sind den 5 Eroberungsregionen zugeordnet, die neben der Antarktis und dem Mond, die Wüsten und Städte dieser Welt und die Dschungelgebiete betreffen. Die Kartenwerte liegen in unterschiedlicher Verteilung zwischen ein und neun Punkten. Hohe und niedrige Werte kommen seltener vor, der Spielregelhinweis, dass es jede Zahl zweimal gebe, ist falsch.
Der Reiz des schnellen Spiels ergibt sich aus einer Balance von Kartenauslage und Handkartenrückhalt. Jeder der zwei bis fünf Spieler erhält nach dem Mischen ein Kartendeck von 18 Karten, das in nur acht Runden abgearbeitet wird. Die Starthand besteht aus vier Karten, von denen zwei, eine nach rechts und eine links, in eine halbe Draftingrunde gehen. Danach wird verdeckt eine Karte in die eigene Auslage gespielt, mit der am Ende Mehrheiten in den Regionen gewonnen werden können. So laufen acht Runden ab und jeder könnte theoretisch dann acht Karten vor sich haben. Es können aber auch mehr oder weniger werden, denn die beiden niedrigsten Kartenwerte der fünf Regionen, die jeweils nur einmal vorkommen, können zur Vermehrung aber auch Reduzierung von Auslagen beitragen. Wer eine „1“ spielt, darf in der nächsten Runde zwei Karten ergänzen. Bei einer „2“, der Bombe, werden in dieser Runde ausgespielte Karten mit Werten über „7“ vernichtet. Zusätzlich gibt es noch eine dritte Sonderfunktion bei der „3“, die ermöglicht, vor dem eigenen Ausspielen seiner Karte die gegnerischen anzusehen, um zum Beispiel einer Bombe zu entgehen.
Das ist schon das ganze Regelwerk. Nach der letzten Runde, wenn der Nachziehstapel leer ist, wird gewertet und für die Wertung werden ausdrücklich nur noch die Handkarten gebraucht. Wer die Mehrheit in einem Gebiet hat, darf alle Handkarten dieser Farbe in die Schlusswertung bringen. Die anderen Spieler gehen aber nicht leer aus, für sie zählt immerhin die niedrigste Handkarte in der Region. Voraussetzung ist allerdings, dass überhaupt eine Karte der entsprechenden Farbe gespielt wurde. Nach schnellen 15 bis 20 Minuten steht dann der neue Weltherrscher der Pinguine fest, meist nicht lange, denn in der nächsten Runde wackelt schon sein Thron.
Die wenigen Regeln sorgen für einen zügigen Spielablauf, aber durch die Sonderfunktionen auch für die eine oder andere Überraschung im Spiel. Gerade in der letzten Runde wird dem Gegner gern noch in die Suppe gespuckt. Das übliche Glück bei der Kartenverteilung kann natürlich auch hier zum Problem werden. Im Spielablauf kommt es oft zu einer gewissen Nivellierung, da meist eher die niedrigen Sonderkarten und häufig vorkommende Werte zwischen 4 und 6 in die Auslage kommen, weil man eher auf das Einbringen der hohen Handkarten für die Endabrechnung baut. Auch das halbe Drafting verkommt oft zum Hin- und Hergeschiebe identischer Karten, was die Regel nicht untersagt. Der Spielreiz ist in Vollbesetzung oder zu viert am höchsten, wenn fast alle oder sogar alle Karten im Spiel sind. Für zwei Spieler gibt es eine Sonderregel mit zwei Dummys, die recht ordentlich funktioniert und etwas zusätzliche Steuerung bringt, da die Kartenauslage der Dummys sich aus den Spielkarten ergibt, die die beiden Kontrahenten den Dummys zuschieben. Bombyx hat das Spiel in seiner Metallschachtel wieder ansprechend umgesetzt, Rémy Tornior hat dabei als Grafiker vorzügliche Arbeit geleistet. In der Zugänglichkeit halte ich PINGVASION
durchaus schon für Achtjährige geeignet und unterbiete damit die Verlagsempfehlung um zwei Jahre.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: PINGVASION
Autoren: Bruno Cathala und Matthieu Lanvin
Verlag: Asmodee / Bombyx
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 2 - 5
Spielzeit: ca. 20 Minuten
Preis: ca. 19 Euro
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