Eigentlich hat der Nürnberger Spielkarten Verlag so ziemlich alles falsch gemacht, was ein Verlag falsch machen kann. Da hat er einmal wieder von Steffen Benndorf eine wahnsinnig gute Spielidee angeboten bekommen und sich dazu nichts Dümmeres einfallen lassen, als dieses Spiel DAS SPIEL zu nennen. Auf dem deutschen Markt ist der Titel durch Reinhold Wittigs geniale Würfelpyramide besetzt, also läuft das Ganze unter dem englischen Titel THE GAME. Die Nutzer von BoardGameGeek beschweren sich schon, dass der Suchbegriff 55 Titel ergibt, erst mit dem Untertitel „Spiel … so lange du kannst!“ kommt es zur Punktlandung. Der Titel mag noch einfallslos sein, der Blick aufs Cover führt in tote Augenhöhlen. Ein Totenkopf grinst dem Betrachter außen und auf den 102 Spielkarten entgegen. Passender geht es nicht für ein rundes Familienspiel.
Dabei ist doch alles so harmonisch. Da gibt es kein Gegeneinander, nein, kooperativ arbeiten zwei bis fünf Spieler daran, 98 Karten loszuwerden. THE GAME ist eine simple Patience, bei der Karten auf zwei Stapeln aufsteigend und auf zwei weiteren absteigend gelegt werden. Mit den Werten 1 und 100 geht es doppelt los. Anfangs muss immer jeder mindestens zwei Karten möglichst mit geringen Differenzen ablegen. Sechs haben die Beteiligten auf der Hand, sobald ihr Nachzugstapel leer ist, müssen sie nur noch eine Karte legen. Neben den Ablegeregeln sind nur noch die für die Kommunikation der Gruppe wichtig. Verständigung ist notwendig, allerdings sind exakte Zahlenwerte tabu. Trotzdem gilt auch hier die alte HANABI-Regel „Was raus muss, muss raus!“
Da werden zwar keine Zahlenwerte genannt, aber dass man nah dran ist, darf man schon sagen. Ganze Reihen werden gesperrt, denn die schönste Spielregel erlaubt Zehnersprünge zurück. Da ist es dann gar nicht schlimm, wenn jemand von der 88 auf die 76 springt, weil er ja noch die 86 ausspielen kann. Solche Kettensprünge liefern die Würze in dem pfiffigen Ablegespiel. Das Spiel selbst zu besiegen, ist nicht einfach. Das hängt wie bei jeder Patience von der Kartenreihenfolge ab, allerdings ist gute Kommunikation schon hilfreich, zumindest ein respektables Ergebnis unter zehn Restkarten zu erreichen.
Die Jury „Spiel des Jahres“ hat THE GAME trotz widriger Außenumstände für den Hauptpreis nominiert. Der „Minimalismus“ begeistere, sagen die Juroren und betonen zu Recht die vielen Emotionen, die Benndorfs Spielidee erzeuge.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: THE GAME
Verlag: Nürnberger Spielkarten Verlag
Autor: Steffen Benndorf
Spieleranzahl: 1-5
Alter: ab 8 Jahren
Dauer: ca. 20 Minuten
Preis: ca. 8 Euro