Der Geflügelhof von Roger in der Nähe der Stadt Wädenswil liefert das Gelbe vom Ei frischgelegt und naturnah. Die Freilandhaltung seiner Hühner sorgt dafür, dass sein Federvieh ständig von Füchsen bedroht ist. Das ist so spannend, dass sich ein Filmteam des SRF angemeldet hat. Nirgendwo in der Schweiz gibt es eine höhere Population von Füchsen. Auf Rogers Hof entspricht sie 1:1 seiner Hühnerzahl. VERFUXT noch mal, so etwas hat die ganze Schweiz noch nie gesehen.
Regisseur Charles Bossart geht es in seinem Streifen POULE POULE einerseits um das Durcheinander am Hofe, andererseits will er zeigen, dass Bauer Roger trotzdem seine Eierpappen füllen kann. Er hat sie schon halbiert und Bossart ist jedes Mal froh, wenn er Szenen mit fünf Eiern abgedreht hat.
Das Ganze ist deshalb so schwer, weil sich die Hühner immer wieder ihrem natürlichen Brutverhalten widmen. Wenn ein Fuchs kommt, flüchten sie aber. In der Kurzfassung von Brossarts Streifen treten daher auch nur Ei, Henne und Fuchs auf. Seine lange Kinofassung bietet einigen Nebendarstellern noch Verdienstmöglichkeiten. Hier tritt auch Roger mit seinem Hofhund und dem immer zu überraschenden Späßen aufgelegten Hahn Rico auf. Spezialeffekte nutzt Bossart für den Fuchs im Hühnerpelz, für Regenwürmer, Enten und ein Straußenei.
POULE POULE ist eine witzige MEMO-Variante, die von ständigen Veränderungen durch Kartenbezüge lebt. Spielziel ist es, die halbe Eierpappe zu füllen. Im Grundszenario sind dafür 15 Eier, zehn Hennen und Füchse im Spiel, die gut gemischt der Reihe nach aufgedeckt werden. Sobald fünf Eier im Kasten sind, darf ein Spieler den Dreh beenden. Der Film wird, falls jemand anzweifelt, dass fünf Eier zu sehen sind, zurückgespult und zur Überprüfung gezeigt. Sichtbar sind Eier nur, wenn keine Hühner drauf sitzen, diese können wiederum durch Füchse vertrieben werden. Allein diese wenigen Zusammenhänge sorgen für ein ziemliches gedankliches Durcheinander. Es reicht nicht, die Eier zu zählen, die Hühner, die danach kommen, lassen sie ja wieder verschwinden und die Füchse sorgen dafür, dass eine Henne wegläuft und das Ei freigibt. Wer sich richtig erinnert, bekommt ein kleines Puzzle-Ei, das mit drei Puzzleteilen vollständig wird.
Wer zur Kinofassung übergehen möchte, kann durch die Nebendarsteller die Schwierigkeit steigern. So nimmt sich der Bauer alle bisher sichtbaren Eier und sorgt für einen
Neustart des gedanklichen Zählens. Sein Hund verscheucht einen Fuchs, ihm entkommt nur der Fuchs im Hühnerpelz. Hennen werden zusätzlich zu den Füchsen durch Regenwürmer abgelenkt. Mit dem Straußenei wird das Ziel mit den fünf Eiern schneller erreicht, denn es zählt doppelt, zudem können Hennen wegen seiner Größe nicht auf ihm sitzen. Wird Rico mit in den Stapel gemischt, beendet er sofort die Runde und will die exakte Zahl der zu diesem Zeitpunkt sichtbaren Eier wissen. Launen des Regisseurs können zu weiteren Veränderungen führen. Wenn er beispielsweise Rico unwiderstehlich anlegt, verlassen die Hühner gackernd den Hof, was in der notwendigen Schlussberechnung berücksichtigt werden muss.
Wer Spaß an verrückten Ablegespielen hat, wird von POULE POULE begeistert sein. Die Grundregeln sind ganz einfach und können mit der Zeit erweitert werden, sodass die Eiersuche immer anspruchsvoller wird. Ein gutes Gedächtnis ist hilfreich, das Spiel der Game Factory schult auch die Konzentration. Uwe Rosenbergs MAMMA MIA folgte beim Pizzabacken einem ähnlichen Konzept, das Spiel hat die Jury „Spiel des Jahres“ 1999 immerhin auf ihre damalige Auswahlliste gesetzt.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: POULE POULE
Autor: Charles Bossart
Grafik/Design: Pauline Berdal
Verlag: Game Factory
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 2 - 8
Spielzeit: 20 Minuten
Preis: ca. 13 Euro
Spiel 29/2020