Heimatfront
Es sind die täglichen Nachrichten vom Krieg in aller Welt, die an uns vorbeirauschen, uns kaum noch berühren. Jochen Rausch lässt diese Nachrichten in seinem Roman „Krieg“ in die Alltagswelt einbrechen. Da muss an ein junger Mann nach Afghanistan. Er ist Sohn, er ist Verlobter und Rausch serviert die Konsequenzen vor allem aus der Perspektive der Zurückgebliebenen.
In die heile Welt des Lehrerhaushalts der Eltern bricht die Angst um das Leben des einzigen Kindes ein, nur aus den Mails des Sohnes erfahren wir die Kriegsrealität. Die Mutter wird zur Trinkerin, der Vater versucht das Leben auszuhalten. Parallel dazu erleben wir schon im Nachhinein den Vater in einem einsiedlerischen, nur von einem Hund begleiteten Leben auf einer Berghütte.
Der Leser ahnt, dass der Sohn nicht zurückkehren wird. Der Krieg nimmt der Verlobten den Geliebten, den Eltern das Kind. Nicht nur das, der Vater verliert auch noch seine Frau, die im Eis verschwindet. Eine heile Welt, die völlig zusammenbricht und in der der Vater auch auf seiner Berghütte plötzlich Bedrohung erlebt, die zu seinem eigenen Krieg führt. „Vielleicht weil der Frieden ein Zustand ist, den sie (die Menschen) gar nicht ertragen.“
Rausch erzählt atemberaubend dicht. Sein Buch kann man nicht aus der Hand legen.
Wertung: ****
Titel: Krieg
Verlag: Berlin Verlag
Autor: Jochen Rausch
Seiten: 224
Preis: 18,99 Euro