Dienstag, 30. Mai 2017
VERFUXT
Es sind nicht die üblichen Verdächtigen, die es gleich zweimal auf die Liste der besten Kinderspiele des Jahres 2017 geschafft haben, nicht Haba, nicht Kosmos, nicht Drei Magier, nein, ein kleiner Schweizer Verlag, die Game Factory aus dem Hause Carletto, überzeugt mit kreativen Ideen und gelangt mit SLEEPING QUEENS und VERFUXT auf die Empfehlungsliste der Kinderjury. Das Triple gelingt den Schweizern mit KLASK auf der roten Liste der besten Spiele des Jahres.
VERFUXT ist ein raffiniertes Deduktionsspiel. Ein pfiffiger Kriminalfall, den zwei bis vier kleine Spürnasen ab fünf Jahren immer wieder gern lösen. Da hat der verkleidete Meister Reinecke doch glatt ein goldenes Ei aus dem Hühnerstall stibitzt. Einmal ist er mit Monokel, Schirm und Schal unterwegs, ein anderes Mal versteckt er sich hinter Aktentasche, Handschuhen und Zylinder. Einer von sechszehn möglichen Dieben wird anfangs verdeckt in eine Art Decoder gesteckt. Wer das ist, das müssen die kleinen Detektive herausbekommen.
Dafür wandern sie mit ihren Sherlock-Mützen auf einem Spielplan herum und versuchen zwölf Hinweisplättchen zu erreichen. Um den Spielplan herum liegen sechszehn Karten mit allen verdächtigen Füchsen verdeckt aus, nur zwei davon werden zu Beginn aufgedeckt. Quer über den Spielplan verläuft der Fluchtweg der Fuchsfigur, die ihren Schatz in die Fuchshöhle bringen möchte.
Wer an der Reihe ist, teilt seinen Mitspielern mit, was er plant. Er kann sich nur zwischen Hinweissuche und dem Aufdecken von Verdächtigen entscheiden. Beides kann abgestimmt erfolgen, sodass die Detektive, die gemeinsam den Fall lösen müssen, sich absprechen dürfen. Die Umsetzung der Planung ist abhängig von Würfelergebnissen. Bei der Hinweissuche müssen drei Würfel Pfotenabdrücke zeigen, die addiert die Zugweite der eigenen Spielfigur vorgeben. Beim Aufdecken eines Verdächtigen gilt das entsprechend für drei Augensymbole. Gelingt das auch nach dreimaligen Würfeln nicht, wandert der Fuchs drei Felder in Richtung seines Baus. Sind die Detektive erfolgreich, stecken sie einen Hinweis in den Decoder, der zeigt an, ob der Verdächtige beispielsweise einen Schirm trägt oder nicht. Jede Information ist nützlich, denn im Ausschlussverfahren können damit schon aufgedeckte Fuchskarten für die engere Täterauswahl übernommen oder aussortiert werden.
So kreisen die Spürnasen den Täterkreis immer mehr ein. Sie müssen dabei aufpassen, dass sie, bevor der Fuchs seinen Bau erreicht, einen Tipp abgeben. Das kann ein ganz sicherer sein, wenn sie alle nötigen Informationen haben, manchmal hilft aber auch nur eine Vermutung weiter, wenn es zu eng am Ende wird. Der Decoder zeigt schließlich die richtige Lösung an und damit auch, ob die kleinen Detektive nach rund zwanzig Minuten erfolgreich bei ihrer Suche nach dem richtigen Eierdieb waren.
Obwohl die Kleinen letztlich völlig von ihren Würfelergebnissen abhängig sind, entwickelt VERFUXT eine außergewöhnliche Krimispannung, der sich kein kleiner Detektiv entziehen kann. Dazu tragen der Decoder und die ständigen wachsenden Erkenntnisse bei, die immer wieder Erfolgserlebnisse produzieren und die Spürnasen zum Spekulieren anregen. Auch wenn die Gruppe einmal scheitert, tritt sie garantiert sofort wieder gegen den Fuchs an. Das lässt man nicht auf sich sitzen, dass dieser diebische Reinecke schon wieder das goldene Ei stehlen konnte. Diesmal muss die Verfolgungsjagd erfolgreicher abgeschlossen werden. Eine rundum gelungene Spielidee, für die ich mir durchaus höhere Weihen hätte vorstellen können.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: VERFUXT
Autoren: Marisa Peña, Shanon Lyon, Colt Tipton-Johnson
Verlag: Game Factory
Alter: ab 5 Jahren
Spielerzahl: 2 - 4 Spieler
Spielzeit: ca. 20 Min.
Preis: ca. 19 Euro
Spiel 40/2017
Geschrieben von Wieland Herold
in **** Gerne morgen wieder
um
09:07
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Samstag, 13. Mai 2017
UBONGO JUNIOR 3-D
Junior-Fassungen von beliebten Spielen aus der Erwachsenenwelt sind spätestens seit STONE AGE JUNIOR ein Muss für die Verlagsprogramme. Das was Hans im Glück kann, können plötzlich Days of Wonder, Pegasus und andere auch. Da spielen die Kleinen nun ZUG UM ZUG und KROSMASTER in der Juniorfassung. Der Kosmos-Verlag trainiert schon lange mit den Kinderfassungen, erfolgreich waren bisher CATAN JUNIOR und UBONGO JUNIOR.
Ganz neu ist die 3-D-Ausgabe von UBONGO, die es für die großen Spielkinder schon seit 2009 gibt und die nun auch in einer sehr ansprechenden Fassung für Kinder ab fünf Jahren vorliegt. Bauten die erwachsenen Spieler kompakt und raumfüllend, müssen die Kleinen hauptsächlich in die Höhe bauen.
Die Ausgangsbasis sind acht Würfelbausteine in verschiedenen Formen, mit denen alle erst einmal unterschiedliche Grundrisse exakt belegen müssen. Ist das geschafft, geht es ohne weitere Bedingungen in möglichst schwindelnde Höhen. Wichtig ist: der Turm muss halten, damit der Zollstock, eine Giraffe mit langem Hals, möglichst Ergebnisse mit himmelblauer Farbe anzeigt. In beiden Aufgabenbereichen ist der Lernzuwachs der Kinder enorm. Gibt es anfangs noch Schwierigkeiten beim Legen der Bodenplatte, klappt das nach fünf Runden meist ohne Probleme. Entsprechend zeigt der Giraffenhals bald immer bessere Höhen an, die im Übrigen mit ein bis fünf bunten Edelsteinen belohnt werden.
Sechs solche Türme bauen die Kinder, Leistungsunterschiede können dabei gut durch unterschiedliche Basisplatten ausgeglichen werden. Da gibt es Grundrisse für Fünfjährige mit sechs bis sieben Feldern, die Experten und Meister dürfen ihre Türme dann auf Platten mit bis zu neun Grundfelder bauen. Etwas Zeitdruck müssen die Kinder auch aushalten, denn während des Bauens rieselt eine Sanduhr 90 Sekunden lang, was den meisten kleinen Turmbauern aber reicht.
Der Anspruch des Erwachsenen-Spiels ist hier wunderbar auf das Niveau von Vorschulkindern runtergebrochen. Bautätigkeit und Messaktion reizen die Kleinen, Aufforderungscharakter und der Wiederspielwert durch das vorzügliche Material sind hoch. Wer will kann die Junior-Ausgabe sogar mit der Fassung für Erwachsene kombinieren.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: UBONGO JUNIOR 3-D
Autor: Grzegorz Rejchtman
Verlag: Kosmos
Alter: ab 5 Jahren
Spielerzahl: 1 - 4 Spieler
Spielzeit: ca. 20 Min.
Preis: ca. 33 Euro
Spiel 35/2017
Freitag, 12. Mai 2017
NJET!
Alte Schätze neu gehoben
Zwanzig Jahre ist es her, dass ein grimmiger russischer Bär mit verschränkten Armen sein NJET! optisch deutlich zum Ausdruck brachte. Der Bär entsprang der Feder Franz Vohwinkels, das Stichspiel NJET! hatte Stefan Dorra erfunden, der sein Kartenspiel für drei bis vier Spieler damals bei Goldsieber unterbringen konnte.
DOPPELKOPF-Freunde liebten die Abwechslung bei der Partnersuche, die wesentliches Element von NJET! war. Beim Kartenspielpreis der Fairplay kam das Spiel im BOHNANZA-Jahr immerhin auf den siebten Platz. Eine Neubearbeitung liegt seit 2015 von iello vor, die seit Mai dieses Jahres in deutscher Fassung von Hutter vertrieben wird.
Gegenüber der Goldsieber-Ausgabe können bis zu fünf Personen ihr NJET! zum Ausdruck bringen, die Kartenzahl ist dafür deutlich von 40 auf 60 erhöht worden. Grafisch zeichnet nun der 35jährige in Montpellier lebende Christophe Fossard (Biboun) verantwortlich, der u.a. DICE FORGE und HAPPY PIGS gestaltet hat. Das Gesamtprodukt überzeugt, zumal iello das Kartenspiel in einer edlen Klappverpackung mit Magnetverschluss untergebracht hat.
Am Spiel selbst sind nur kleinere Anpassungen vorgenommen worden. Im Zentrum steht weiterhin die NJET!-Phase vor dem eigentlichen Spiel. Sie ist die zentrale Idee Dorras, die dieses Stichspiel aus der Masse hervorhebt. "Omaspiele“ sind passé, denn die Spieler sorgen selbst für den nötigen Ausgleich. Durch ein klares NJET! mit einem gelben Stern auf rotem Hintergrund kann ich sicherstellen, dass als Trumpffarbe nicht Rot in Betracht kommt, da ich da ganz schwach bin. Bei einem schlechten Blatt kann ich auch dafür sorgen, dass die Punkte für Stiche nicht zu sehr in die Höhe schnellen. Insgesamt werden durch das Abdecken fünf Bereiche geregelt: der Startspieler, die Anzahl abzulegender Karten, die Trumpffarbe, die Supertrümpfe, das sind 1er-Werte, und die Stichwerte für gefangene 1er-Karten und Stiche. In jedem Bereich muss ein Feld frei bleiben, sodass damit die Bedingungen für die Spielrunde klar definiert sind.
Danach folgt ein klassisches Stichspiel mit Bedienpflicht und Stechmöglichkeiten, bei dem der Startspieler sich allerdings in der Regel einen Partner aussucht. Nur im Spiel zu dritt darf er allein spielen. Am Ende zählt jedes Team die gewonnenen Stiche und die gefangenen 1er-Karten des Gegners. Das Ergebnis wird mit der festgelegten Punktzahl multipliziert, wobei es in der iello-Fassung sogar Minuspunkte geben kann. Frühestes nach acht Runden ist mit einer Schlussbilanz eine Partie NJET! nach einer guten halben Stunde beendet.
NJET! hat nichts von seinem Reiz verloren. Es ist bei uns auch nie in der Versenkung verschwunden und war seit 1997 mehrmals jährlich auf dem Tisch. Bei dieser Anhänglichkeit ist man Purist und vermisst fast trotz opulenter Neuausstattung das alte kleine Goldsieberspiel mit den Holzchips für die NJET!-Phase. Der Reiz des Neuen liegt in der Erweiterung auf fünf Spieler, in der Möglichkeit, in der Wertungsphase sogar Minuspunkte festzulegen. Generell bleibt die Spannung in der Abdeckphase, in der man immer hofft, seine ordentliche Farbe und die wenigen Einsen als Supertrümpfe durchzubekommen. Reizvoll ist immer noch die Partnersuche, die eine genaue Interpretation der vorangegangenen NJET!-Phase verlangt. Da lässt Dorra so viel Spiel vor dem eigentlichen Spiel ablaufen, das war und ist außergewöhnlich.
Dorra lehrt, dass es nicht immer die ganz guten Blätter sein müssen, die zum Sieg führen. Da kann man aus wenig noch eine ganze Menge machen. Im Gegensatz zu dem „Spiel des Jahres“ aus dem Jahre 1997, das auch bei Goldsieber erschien, ist das Stichspiel NJET! auch heute und morgen noch ein gefragter Absacker. Gut ablesbar an den Gebrauchtpreisen, ein altes NJET! ist bei ebay & Co. nicht unter 20 Euro zu bekommen, wogegen MISSISSIPPI QUEEN meist weniger als fünf Euro kostet.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: NJET!
Autoren: Stefan Dorra
Verlag: iello / Hutter
Alter: ab 10 Jahren
Spielerzahl: 3 - 5 Spieler
Spielzeit: ca. 30 - 40 Min.
Preis: ca. 16 Euro
Spiel 34/2017
Zwanzig Jahre ist es her, dass ein grimmiger russischer Bär mit verschränkten Armen sein NJET! optisch deutlich zum Ausdruck brachte. Der Bär entsprang der Feder Franz Vohwinkels, das Stichspiel NJET! hatte Stefan Dorra erfunden, der sein Kartenspiel für drei bis vier Spieler damals bei Goldsieber unterbringen konnte.
DOPPELKOPF-Freunde liebten die Abwechslung bei der Partnersuche, die wesentliches Element von NJET! war. Beim Kartenspielpreis der Fairplay kam das Spiel im BOHNANZA-Jahr immerhin auf den siebten Platz. Eine Neubearbeitung liegt seit 2015 von iello vor, die seit Mai dieses Jahres in deutscher Fassung von Hutter vertrieben wird.
Gegenüber der Goldsieber-Ausgabe können bis zu fünf Personen ihr NJET! zum Ausdruck bringen, die Kartenzahl ist dafür deutlich von 40 auf 60 erhöht worden. Grafisch zeichnet nun der 35jährige in Montpellier lebende Christophe Fossard (Biboun) verantwortlich, der u.a. DICE FORGE und HAPPY PIGS gestaltet hat. Das Gesamtprodukt überzeugt, zumal iello das Kartenspiel in einer edlen Klappverpackung mit Magnetverschluss untergebracht hat.
Am Spiel selbst sind nur kleinere Anpassungen vorgenommen worden. Im Zentrum steht weiterhin die NJET!-Phase vor dem eigentlichen Spiel. Sie ist die zentrale Idee Dorras, die dieses Stichspiel aus der Masse hervorhebt. "Omaspiele“ sind passé, denn die Spieler sorgen selbst für den nötigen Ausgleich. Durch ein klares NJET! mit einem gelben Stern auf rotem Hintergrund kann ich sicherstellen, dass als Trumpffarbe nicht Rot in Betracht kommt, da ich da ganz schwach bin. Bei einem schlechten Blatt kann ich auch dafür sorgen, dass die Punkte für Stiche nicht zu sehr in die Höhe schnellen. Insgesamt werden durch das Abdecken fünf Bereiche geregelt: der Startspieler, die Anzahl abzulegender Karten, die Trumpffarbe, die Supertrümpfe, das sind 1er-Werte, und die Stichwerte für gefangene 1er-Karten und Stiche. In jedem Bereich muss ein Feld frei bleiben, sodass damit die Bedingungen für die Spielrunde klar definiert sind.
Danach folgt ein klassisches Stichspiel mit Bedienpflicht und Stechmöglichkeiten, bei dem der Startspieler sich allerdings in der Regel einen Partner aussucht. Nur im Spiel zu dritt darf er allein spielen. Am Ende zählt jedes Team die gewonnenen Stiche und die gefangenen 1er-Karten des Gegners. Das Ergebnis wird mit der festgelegten Punktzahl multipliziert, wobei es in der iello-Fassung sogar Minuspunkte geben kann. Frühestes nach acht Runden ist mit einer Schlussbilanz eine Partie NJET! nach einer guten halben Stunde beendet.
NJET! hat nichts von seinem Reiz verloren. Es ist bei uns auch nie in der Versenkung verschwunden und war seit 1997 mehrmals jährlich auf dem Tisch. Bei dieser Anhänglichkeit ist man Purist und vermisst fast trotz opulenter Neuausstattung das alte kleine Goldsieberspiel mit den Holzchips für die NJET!-Phase. Der Reiz des Neuen liegt in der Erweiterung auf fünf Spieler, in der Möglichkeit, in der Wertungsphase sogar Minuspunkte festzulegen. Generell bleibt die Spannung in der Abdeckphase, in der man immer hofft, seine ordentliche Farbe und die wenigen Einsen als Supertrümpfe durchzubekommen. Reizvoll ist immer noch die Partnersuche, die eine genaue Interpretation der vorangegangenen NJET!-Phase verlangt. Da lässt Dorra so viel Spiel vor dem eigentlichen Spiel ablaufen, das war und ist außergewöhnlich.
Dorra lehrt, dass es nicht immer die ganz guten Blätter sein müssen, die zum Sieg führen. Da kann man aus wenig noch eine ganze Menge machen. Im Gegensatz zu dem „Spiel des Jahres“ aus dem Jahre 1997, das auch bei Goldsieber erschien, ist das Stichspiel NJET! auch heute und morgen noch ein gefragter Absacker. Gut ablesbar an den Gebrauchtpreisen, ein altes NJET! ist bei ebay & Co. nicht unter 20 Euro zu bekommen, wogegen MISSISSIPPI QUEEN meist weniger als fünf Euro kostet.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: NJET!
Autoren: Stefan Dorra
Verlag: iello / Hutter
Alter: ab 10 Jahren
Spielerzahl: 3 - 5 Spieler
Spielzeit: ca. 30 - 40 Min.
Preis: ca. 16 Euro
Spiel 34/2017
Dienstag, 9. Mai 2017
CAPTAIN SILVER
Für das Kinderspielprogramm von Queen Games erweist sich die Zusammenarbeit mit Wolfgang Dirscherl als Glücksfall. Der erfahrene Redakteur und Autor, der u.a. bei Haba mit DIEGO DRACHENZAHN (2010) und DER SCHWARZE PIRAT (2006) zwei Kinderspiele, die den blauen Pöppel erhielten, redaktionell begleitet hat, war schon 2015 für Queen Games erfolgreich. Das von ihm betreute CHEF ALFREDO landete auf der Empfehlungsliste der Kinderjury und das zusammen mit Manfred Reindl entwickelte PUSH A MONSTER war mit guten Chancen nominiert.
2017 ist Dirscherl erneut mit seinem österreichischen Partner Reindl unterwegs, bei Queen Games erschien CAPTAIN SILVER, außerdem das kompakte Karten FROGDOG bei Beleduc. Mit der Schatzsuche in CAPTAIN SILVER knüpft das Autorenteam an den Erfolg vor zwei Jahren an. Damals war es die Idee für ein einfaches Geschicklichkeitsspiel, bei dem mit kleinen Schiebern Monster auf einer Plattform untergebracht werden mussten. Heute arbeiten die beiden Autoren mit dem Grundgedanken eines klassischen Fühlspiels. In beiden Spielen entwickelten sie aus dem einfachen Grundprinzip ein vielschichtiges, anspruchsvolles Kinderspiel.
Das Besondere an CAPTAIN SILVER ist, dass die Fühlkomponente zu einer Art Wettlaufspiel um wertvolle Felder auf vier Meeresspielplänen wird. Da haben die kleinen Piraten Schatzkarten und Kanonen, Säbel und Rumflaschen gleich doppelt in ihrem Krabbel-Säckchen. Insgesamt sind es acht verschiedene typische Gegenstände aus der Welt der Piraten, die sich dort finden. Und eben diese Utensilien sind auf den vier Bahnen der jeweils acht Meeresfelder, die zu ihren Piratenschiffen führen, zu sehen. Wer fortlaufend von unten nach oben mit passenden Gegenständen aus dem Piratenbeutel Felder abdecken kann, wird mit Geld und Schiffsbewegungen belohnt. Da gibt es lukrative Bereiche mit drei Bewegungen für das Piratenschiff und weniger lohnende mit nur einer Bewegung oder Goldmünze. Damit wird die Fühlphase nicht zu einer beliebigen Krabbelei, sondern zum spannenden Gegeneinander um beste Ergebnisse, da alle zeitgleich in ihren Säckchen herumwühlen. Gebraucht werden wegen der vier Meeresbahnen stets nur vier Gegenstände. Wer ein falsches Utensil aus dem Sack zieht, weil er sich beim Tasten geirrt hat oder ein anderer Spieler schneller war, muss diesen Gegenstand in den Startbereich einer Vulkaninsel legen. Sobald eine Bahn belegt ist, wird die Runde beendet und die einzelnen Reihen ertragreich abgerechnet. Goldmünzen sind Siegpunkte für die Endabrechnung, Schiffsbewegungen setzen die Spieler für das eigene Piratenschiff um, das am Ende der Bahnen um eine Schatzinsel segelt. Dort kann es Goldmünzen einsammeln. Was aber wichtiger ist, das sind die Schatztruhen, die es an Anlegestellen gibt, in denen die Kinder bis zu fünf Goldtaler finden. Falsch abgelegte und gezogene Gegenstände haben bei Rundenende manchmal noch Goldzahlungen zur Folge. Dieser Fühlwettkampf um die besten Meeresplätze findet insgesamt dreimal statt, dann wird überprüft, wer die meisten Schätze von CAPTAIN SILVER einsammeln konnte.
Kinder ab sechs Jahren sind durchgängig begeistert dabei. Ihre Anspannung reicht für die drei Runden, die das Spiel fordert. Spätestens nach dem zweiten Spielen fangen pfiffige Grundschüler an, die taktischen Möglichkeiten auszuloten. Da schieben sie im Piratenbeutel schon einmal Teile an die Seite, um sie schnell herausziehen zu können, wenn ihre ertragreiche Ablage ansteht. Außerdem sinkt die Fehlerquote mit wachsender Erfahrung deutlich.
Das Schöne an CAPTAIN SILVER ist, dass alle zu fast jeder Zeit beteiligt sind, keiner kann sich zurücklehnen. Das ist durchgehende Hektik und Spannung, die außergewöhnlich für ein Kinderspiel ist. Durch zweiseitige Meeres- und Schatzinsel-Spielpläne halten die beiden Autoren genügend Varianz vor. Dirscherl hat als Redakteur für ordentliches Pappmaterial gesorgt. Leider gibt es die Piratenschiffe deshalb auch nur als Pappaufsteller mit Standfuß aus Plastik. Die kindgerechte Illustration haben Heinrich und Peter Eberle (Paletti-Grafik) übernommen. Dirscherls Gespür für gute Kinderspiele scheint wieder einmal geklappt zu haben. Er beweist erneut ein gutes Händchen und wenn es um die besten Spiele des Jahres 2017 geht, ist es möglich, dass CAPTAIN SILVER von den Juroren treffsicher ertastet und ganz vorn mitsegeln wird.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: CAPTAIN SILVER
Autoren: Wolfgang Dirscherl und Manfred Reindl
Verlag: Queen Games
Alter: ab 6 Jahren
Spielerzahl: 2 - 4 Spieler
Spielzeit: ca. 20 Min.
Preis: ca. 35 Euro
Spiel 31/2017
Montag, 8. Mai 2017
TERRAFORMING MARS
Täglicher Ausverkauf in Essen, exorbitante Preise bei ebay, die Marsbesiedlung der schwedischen Fryxelius Familie löste einen Hype aus, u.a. durch drei 9er-Wertungen in der spielbox, der TERRAFORMING MARS auf Platz neun der allgemeinen Bestenliste bei BoardGameGeek geführt hat. Bei den Strategiespielen liegt das Spiel sogar auf Platz sechs, direkt hinter TERRA MYSTICA und vor SCYTHE (Stand: 09.05.17).
Hinter der Idee steht eine spielbegeisterte Familie in Schweden. Vier Fryxelius-Brüder, die gerade einmal 25 Prozent ihrer Geschwister ausmachen, haben 2011 den Verlag FryxGames gegründet. Jacob Fryxelius taucht dabei häufig als Autor auf, der sich gern Science-Fiction-Themen widmet. So in SPACE STATION, 2012 erschienen, nun in dem Marsspiel, das sein Bruder Isaac gestaltet hat. Für den deutschen Markt übernahm der Schwerkraft-Verlag um Carsten Reuter die Bearbeitung.
Auch wenn Pläne für menschliche Marsmissionen wahrscheinlich noch in diesem Jahrhundert umgesetzt werden, setzt Fryxelius seine Marsbesiedlung und den Prozess des Bewohnbarmachens des Roten Planeten im 25. Säkulum unserer Zeitrechnung an. Die Spieler arbeiten gemeinsam an den Voraussetzungen des Terraformings. Als Spielziel gibt der Autor vor, dass der Mars genügend Wasser besitzt, konkret erwartet er neun kleine Ozeane. Das Wasser darf nicht gefroren sein, deshalb muss die Temperatur einen Schnittwert von acht Grad erreichen. Zusätzlich soll die Luft atembar sein, was einen Sauerstoffgehalt von mindestens 14 % verlangt. Da bewegen wir uns auf der Erde in Höhenregionen wie den Anden und Städten wie La Paz ohne Probleme.
Die gemeinsamen Ziele versprechen nur scheinbar ein kooperatives Spiel. Im Gegenteil, die Akteure vertreten Konzerne, die knallhart gegensätzliche Interessen verfolgen und im Kampf um die Besiedlung des Mars stets die Nase vorn haben wollen. Jede Ausgangsverbesserung wird mit Siegpunkten bewertet, die geldwertig sind und in jeder Runde oder besser Generation höhere Einnahmen generieren. Daher interessieren alle die Wasserentwicklung, der Temperatur- und Sauerstoffanstieg.
Gesteuert wird TERRAFORMING MARS hauptsächlich durch Projektkarten, von denen über 200 verschiedene im Spiel sind. Jeder startet mit einer Auswahl zehn solcher Karten, die alle mit drei MegaCredits (M€), der Währung des Planeten, bezahlt werden müssen, um in die Kartenhand zu gelangen. Insofern steht anfangs eine Kartenselektion an. Je nach Konzern, den man vertritt, haben die Kontrahenten unterschiedliches Ausgangskapital, meist zwischen 40 und 60 M€. Wer alle zehn Karten kaufen will, ist schnell einen beachtlichen Teil des Anfangskapitals los. Hinzu kommt, dass das Ausspielen der Karten ebenfalls mit Kosten und der Erfüllung von Entwicklungsbedingungen verbunden ist. Da gibt es preiswerte Karten im einstelligen Bereich, aber auch teure, die über 30 M€ kosten. Manchmal müssen bestimmte Temperaturen erreicht sein oder der Sauerstoffgehalt und die Zahl der Ozeane festgelegten Werten entsprechen. Die Karten enthalten meist einmalige Aktivitäten, wobei blaue Projekte wiederkehrende Aktionen und Effekte zur Folge haben.
Die Konzernlenker sind daran interessiert, über die Karten Effekte ihrer Firma zu verstärken und damit auf sechs Produktionsbereiche ihres Tableaus Einfluss zu nehmen. Das gilt für die Geldentwicklung, für die Stahl- und Titanproduktion, den Pflanzenwuchs und die Energiebeschaffung und Wärmeproduktion. Wer über den Konzern Thorgate verfügt, wird sich auf Energieproduktion konzentrieren, weil solche Aktionen für ihn kostengünstiger sind. Mit diesem Konzern wird er mittelfristig viele Siegpunkte über den Temperaturanstieg generieren. Ähnlich ist es bei der starken Helion-Gruppe, die direkt in Wärme investiert und diese zusätzlich in Geld umsetzen darf. Der Konzern Phoblog ist an intensiver Titanproduktion interessiert, mit der er besondere Weltraumprogramme unterstützt, die interessante Einmalaktionen zur Folge haben, die Siegpunkte bringen. Ecoline unterstützt ganz wesentlich die Begrünung des Planeten und steigert damit punkteträchtig den Sauerstoffgehalt.
Der Rundenablauf ist einfach strukturiert. Der Startspieler wechselt im Uhrzeigersinn, dann gibt es in einer Forschungsphase vier neue Karten, die erworben werden können. Die Verteilung dürfen die Spieler zufällig vornehmen oder einem Kartendrafting überlassen. Danach folgen die zentralen Aktionsphasen, in den die Konzernlenker stets ein oder zwei Aktionen ausführen, bis alle gepasst haben. Eine typische Aktion besteht im Ausspielen einer Karte, dann dürfen die Spieler Standardprojekte nutzen, mit denen sie zum Beispiel gegen Geld die Energieproduktion erhöhen. Auch den Terraforming-Prozess können sie voranbringen, indem sie Ozeane oder Grünflächen auf dem Marsplan platzieren. Wer will, kann dies ebenfalls über die Abgabe von Ressourcen von Pflanzen tun oder den Temperaturanstieg durch Wärme-Ressourcen antreiben. Mit Blick auf die Schlusswertung sind außerdem der Wettlauf um Meilensteine und die Finanzierung von Auszeichnungen zu beachten. Da gibt es fünf Siegpunkte für den ersten, der drei Städte baut oder drei Grünflächen anlegt. Der Wettlauf ist insofern interessant, weil in jeder Partie nur drei von fünf verschiedenen Meilensteinen in die Wertung kommen. Ähnliches gilt bei Auszeichnungen, bei denen zum Beispiel der größte Grundbesitz, die meisten Wissenschaftssymbole oder Wärmeressourcen Punkte bringen. Schließlich werden noch Aktionen der blauen Karten genutzt und manchmal Karten unter Wert verkauft. Das betrifft oft Projekte, die mit fortlaufender Entwicklung nicht mehr genutzt werden können. Wer die arktischen Algen besitzt, kann diese nur bis -12 Grad einsetzen, wärmere Temperaturen lassen die Projektausführung nicht zu. Nach den Aktionen folgt noch eine Phase der Produktion, in der alle Beteiligten Geldnachschub erhalten und neue Ressourcen in den jeweiligen Produktionsbereichen. Dann beginnt eine neue Generation erneut mit dem Startspielerwechsel.
Sind alle Ziele erreicht, wird die Runde mit der letzten Produktionsphase beendet. Pflanzen können noch in Grünflächen für den Mars umgewandelt werden, erst danach folgt die Schlusswertung. Zu den Siegpunkten werden Auszeichnungen und Meilensteine hinzugerechnet, manche Karten bringen ebenfalls Punkte, schließlich werden die spielerbezogenen Plättchen auf dem Mars bewertet. Jede Grünfläche bringt einen Punkt, jede Stadt den Wert ihrer addierten Grünflächen, die an ihr grenzen. Der Gewinner mit dem meisten Siegpunkten beendet nach 120 bis 180 Minuten das Spiel.
Die Faszination, die von der Spielidee ausgeht, kann ich gut nachvollziehen. Jacob Fryxelius gelingt es überraschend authentisch, die Besiedlung der Roten Planeten zu simulieren. Die Vielfalt der Karten, die anfangs erschlägt, trägt gekonnt zu dieser Atmosphäre bei. Das Spiel zieht damit die meisten Spieler in seinen Bann und lässt sie nicht mehr los. Da will man einfach vielmehr ausprobieren, neue Konzerne, neue Kartenkombis. Deshalb sollte man auch schnell von der einfachen Grundversion mit identischen Anfänger-Konzernen und kostenfreien Startkarten umspringen in das sogenannte „Zeitalter der Konzerne“. Auch wenn sie etwas mehr Zeit kostet, empfehle ich die Draft-Variante. Sie schränkt das durchaus kritisierbare große Kartenglück deutlich ein. Interessant ist übrigens ein in der Regel nicht vorgesehenes Drafting schon am Anfang mit den zehn Startkarten, was eine bessere Anpassung an die Konzernstrategie ermöglicht. Wer will, kann als Hausregel mit etwas Anfangskapital die Konzerne versteigern lassen.
Durchweg Begeisterung? Nun ja, es gibt schon Defizite, die sich zum Teil aber korrigieren ließen. Die Materialanzeige mit kleinen Würfelchen auf einem dünnen Papp-Plan ist dürftig und die Rutschgefahr extrem hoch. Die schlecht strukturierte Regel gaukelt ein komplexeres Spiel vor, als TERRAFORMING MARS in Wirklichkeit ist. Die Kartentexte sind vor allem mit Blick auf die Auslagebedingungen nicht immer ganz eindeutig. All das könnte der Verlag vor dem Hintergrund des Erfolgs dieses Spieles in einer überarbeiteten Neuauflage abstellen. Was er wohl nicht abstellen wird, ist ein immanentes Problem einzelner Karten, bei denen Produktion und Ressourcen von Mitspielern angegriffen werden. Für ein Strategiespiel, das so hoch gehandelt wird, ist mir das zu viel Willkür. Was auch bleiben wird, sind recht lange Wartezeiten im Spiel mit mehr als drei Spielern.
Bei der Preisvergabe in Essen wird TERRAFORMING MARS sicherlich eine große Rolle spielen. Bei meiner gestrigen Besprechung von GREAT WESTERN TRAIL habe ich meine Vorliebe schon deutlich gemacht. Das Spiel von Alexander Pfister hat nicht nur beim Material, bei der Regel und bei der Gestaltung für mich eindeutig die Nase vorn. Das spielerische Gesamtkonzept ist stimmiger und nicht so vielen Zufällen ausgesetzt wie in TERRAFORMING MARS. Trotzdem besiedle ich den Roten Planeten schon morgen gern wieder mit.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: TERRAFORMING MARS
Autor: Jacob Fryxelius
Verlag: Schwerkraft-Verlag
Alter: ab 12 Jahren
Spielerzahl: 1 - 5 Spieler
Spielzeit: ca. 120 bis 180 Min.
Preis: ca. 60 Euro
Spiel 29/2017
Freitag, 5. Mai 2017
PAKU PAKU
„Pandastisch“ sei es, dieses Würfel- und Stapelspiel von Antoine Bauza behauptet Ravensburger. Hektisch geht es jedenfalls zu. Das kennen wir ja schon, aus dem aktuellen Jahrgang hebt CARAMBA grüßend den Sombrero. Schnappt man sich in dem Amigo-Spiel die Jury-Pöppel, muss in dem Ravensburger Panda-Spiel PAKU PAKU Geschirr gestapelt werden.
Hier wie dort spielen fünf Würfel eine Rolle, gehören sie bei CARAMBA jeweils einem Spieler, wandern sie bei PAKU PAKU ständig hin und her. In Bauzas Spiel werden die Würfel anfangs gleichmäßig verteilt, bei mehr als fünf Beteiligten steht zum Auftakt der Runde mancher sogar ohne da. Auf ein gemeinsames Kommando hin, beginnen alle zu würfeln.
Neben den Würfeln gehört das Essgeschirr des Pandas zu den entscheidenden Spielutensilien. Er besitzt acht flache Teller, acht Suppenschüsseln und Becher. Immer wenn eine Würfelseite das Geschirr zeigt, müssen die Spieler stapeln, bevor sie weiterwürfeln. Es macht dabei Sinn, gleich von Anfang an nach der Expertenvariante den Geschirrturm anzulegen. Danach müssen unterschiedliche Teile im Stapel aufeinander folgen. Gilt diese Regel nicht, wird es schnell langweilig, da alle mit flachen Tellern beginnen. Nur eine Würfelseite zeigt das Geschirr, eine doppelte Chance besteht darin, den glücklichen grünen Panda zu würfeln. Der ist satt und zufrieden und kann an den linken Nachbarn abgeschoben werden. Mit 50prozentiger Chance werfen die Spieler aber eine „1“ oder „2“, was aber nur für das Rundenende eine Bedeutung hat.
Sollten je nach Spielerzahl sich drei bis fünf Würfel vor einem Mitspieler gesammelt haben oder ein Unglückspanda den Geschirrturm ins Wanken bringen, wird „Paku Stop!“ gerufen, und der ungeschickte Würfler oder Geschirrstapler muss das Würfel-Orakel herausfordern. In diesem Wurf zählen ausschließlich die Zahlenergebnisse, die Strafpunkte bringen. Hat ein Spieler zehn Punkte erreicht oder überschritten, steht nach schnellen zehn Minuten der Sieger der hektischen Würfel- und Stapel-Runden fest, derjenige mit den wenigsten Strafpunkten gewinnt das Spiel.
Wie bei CARAMBA geht es hoch her, wobei nicht immer eindeutig ist, wann eine Runde beendet ist. In dem Moment, in dem ich meinen letzten Würfel nach links geschoben habe und „Paku Stop!“ rufe, weil ich bei diesem Spieler nun vier Würfel vermute, hat dieser vielleicht gerade einen Würfel weitergeschoben. Im Spiel zu zweit und zu dritt ist es oft eindeutiger, da alle Würfel vor einem Mitspieler landen müssen. Trotzdem bereitet die Turbulenz Vergnügen, wobei leider seltener die Türme einstürzen, sondern meist die Würfel für die Beendigung der Runde sorgen. Deshalb empfehlen wir auch hier die Expertenvariante von Anfang an zu nutzen, bei der der Geschirrstapel bis zu seinem Einsturz stehenbleibt und nicht jede Runde neu gestartet wird.
Laut Verlag soll PAKU PAKU bis zu acht Spielern spielbar sein. Möglich ist das sicherlich, aber wenig sinnvoll. Da gibt es zu oft Phasen, in denen Spieler ohne Würfel dastehen und nur beobachten können, was bei den anderen läuft. Auch die Erreichbarkeit des Turms ist in sehr großen Runden nicht immer vergleichbar. Mit vier bis fünf Spielern, eventuell auch noch sechs klappt das Würfelspiel gut. Nur aus der Würfelhektik heraus betrachtet, gefällt mir CARAMBA besser. PAKU PAKU gewinnt seinen besonderen Reiz aber durch das Geschicklichkeitselement des Stapelns. Diese Mischung aus nötiger Ruhe und ständiger Hektik ergibt eine ganz spezielle Atmosphäre, die man durchaus „pandastisch“ nennen kann.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: PAKU PAKU
Autor: Antoine Bauza
Verlag: Ravensburger
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 2 - 8
Spielzeit: ca. 10 Minuten
Preis: ca. 15 Euro
Spiel 25/2017
Donnerstag, 4. Mai 2017
DER MYSTERIÖSE WALD
Vor bald 40 Jahren gelangte der kleine Bastian Balthasar Bux durch ein Buch in die Welt Phantásiens, die Michael Ende erfunden hat. Der moderne Bastian Balthasar heißt Jonas, ist diesmal der Fantasie eines Grafikers entsprungen und landet durch eine Dachbodentür in einer magischen von Insekten bevölkerten Welt. Daniel Lieskes Comic „Wormworld Saga“ hat viele Parallelen zu Endes „Unendliche(r) Geschichte“, eine eher externe ist, dass es zu beiden Geschichten ein Spiel gibt.
Amigo brachte vor genau 30 Jahren ein opulentes Spiel zu Endes Buch heraus. Der französische Verlag iello erkannte schon früh das Potential von Lieskes Comic, den der italienische Autor Carlo A. Rossi kongenial umgesetzt hat. 2016 war das bisher erfolgreichste Jahr des in Modena lebenden Autors, neben DER MYSTERIÖSE WALD erschienen DRACHENTURM und PICASSIMO bei Haba, MINO & TAURI bei Amigo und DUNGEON TIME bei Ares.
Schon allein die Verpackung macht Lust auf die Abenteuer von Jonas. Da wandert der ängstliche, kleine Junge, mit einem Schwert bewaffnet, begleitet von der putzigen Lokifigur, einem eichhörnchenähnlichen Tier, durch einen blutig leuchtenden Wald. In das Spiel gelangen wir wie in ein Buch: Es wird aufgeklappt und schon sind wir in der Geschichte von Jonas. Auf der einen Seite das Spielmaterial, auf der anderen Seite der Dachboden seiner Großmutter und das Schlupfloch in die Abenteuerwelt. Identifikatorischer kann es eigentlich nicht zugehen. Wir schlüpfen in die Rolle von Jonas, der leibhaftig, dreidimensional dem Comic entsprungen scheint. So steht er modelliert vor uns mit einem Schwert und einem großen Rucksack. Vor ihm der Wald in Form von Karten, anfangs sechs später mehr, dazwischen die Begegnung mit einem Wanderer und am Ende des Weges der Kampf mit dem Spinnenmonster Draconia.
In einer ersten Phase erkunden die Spieler gemeinsam den Waldpfad mit seinen Abenteuern. Dazu decken sie reihum Karten auf, merken sich dabei Gegenstände, die sie zur Erfüllung der jeweiligen Aufgabe brauchen, und decken die Karten wieder zu. Ist diese Phase abgeschlossen, ist gemeinsames Memorieren gefragt, denn Jonas packt seinen Rucksack für das anstehende Abenteuer. Vorbestückt ist in leichten Runden der Rucksack mit vier hilfreichen Loki-Plättchen, der Rest wird erwürfelt. Von vier Wurfergebnissen müssen stets zwei übernommen werden, bis 29 Gegenstände im Rucksack sind. Schon im einfachen Einführungsspiel kann es sein, dass die Abenteuergruppe um Jonas 26 Gegenstände passend einsetzen muss. Da ist es gut, wenn alle gemeinsam sich die für die Bewältigung der Aufgaben nötigen Gegenstände gemerkt haben. DER MYSTERIÖSE WALD ist zwar geprägt durch die Gedankenleistung der Gruppe, diese Phase zollt aber etwas auch dem Würfelglück Tribut. Wenn die Gruppe unbedingt drei Lupen benötigt, aber nur zwei würfelt, dann müssen die Jonas-Spieler auf Loki-Plättchen vertrauen.
In der Reisephase wird anschließend überprüft, wie gut der Rucksack gepackt wurde. Jonas wandert von Karte zu Karte und legt darauf die nötigen Gegenstände ab, damit er weiter wandern kann. Fehlen einmal ein Kompass oder ein Schwert, dürfen die Spieler auf Loki-Plättchen zurückgreifen, die oft drei Symbole zeigen oder Tauschoptionen eröffnen. Hilfreich ist meist die Begegnung mit dem mystischen Wanderer, bei dem die Spieler zwei bis vier Objekte gegen zwei Kristallwaffen, die alle Gefahren bekämpfen, eintauschen dürfen. Zum Schluss gelangt die Gruppe zur Monsterhöhle der gruseligen Königin Draconia, für die drei bis vier passende Gegenstände im Rucksack sein müssen, damit sie erfolgreich besiegt werden kann.
Die Wahrscheinlichkeit zu gewinnen, ist im Grundspiel recht hoch. Steigern die Kinder aber die Voraussetzungen, indem sie den Weg verlängern und die Zahl der Loki-Plättchen verringern, müssen sie manchmal auch Niederlagen verkraften. Das gemeinsame Erleben der Spielphasen, das Eintauchen in die Welt der Wormworld Saga machen den Ablauf aber so spannend, dass das nur zusätzlicher Anreiz für einen neuen abenteuerlichen Marsch durch den MYSTERIÖSEn WALD ist.
Ambiente und Spielidee erzeugen einen magischen Sog, dem Kinder ab fünf Jahren sich nicht entziehen können. Die MEMO-Anforderungen haben durchaus Ähnlichkeit mit der Erinnerungshürde von LEO, der letztes Jahr seine Dschungelläufe zum Frisör veranstaltet hat. DER MYSTERIÖSE WALD hat den Vorteil, dass das abenteuerliche Umfeld Kinder noch mehr fasziniert. Daher auch höchstes Lob für iello, denn die Umsetzung der kooperativen Spielidee ist fantastisch gelungen.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: DER MYSTERIÖSE WALD
Autor: Carlo A. Rossi
Verlag: iello / Hutter Trade
Alter: ab 6 Jahren
Spielerzahl: 2 - 4
Spielzeit: ca. 20 Minuten
Preis: ca. 25 Euro
Spiel 24/2017
Mittwoch, 3. Mai 2017
MAGIC MAZE
Der Jahrgang 2016/17 ist durch wenige Trends gekennzeichnet. Da sind vor allem die vielen ESCAPE-Spiele, dann draften wir ständig Karten und sogar an ganz alte Spielprinzipien wie das DOMINO wird wieder angeknüpft. Echte Innovationen sind rar, daher fallen Echtzeitspiele wie CAPTAIN SONAR und MAGIC MAZE besonders auf.
Kasper Lapp ist der Erfinder von MAGIC MAZE, ein Autor aus Kopenhagen, der mit seinem Spieleerstling voll überzeugen kann. Vom belgischen Verlag Sit down! gibt es zwar schon einige Spiele mehr auf dem Markt, aber unter den sieben Veröffentlichungen seit 2011 fallen wenige heraus, vielleicht noch EKÖ (2015) und ROCKWELL (2013). Mit MAGIC MAZE dürfte sich der Bekanntheitsgrad der Firma aus Éghezée, einem kleinen Ort aus dem wallonischen Teil Belgiens, deutlich ändern. Im Gegensatz zu EKÖ, das gerade einmal in acht Ländern vertrieben wird, kommt MAGIC MAZE jetzt schon auf einen Vertrieb in neunzehn Staaten.
Wie ist der Erfolg der thematisch an den Haaren herbeigezogenen Spielidee erklärbar? Lapp lässt den Raub auf vier typische Fantasyhelden zu. Ein Magier, ein Barbar, ein Elf und ein Zwerg stehen dadurch ohne Ausrüstung und jegliches Geld dar, sodass sie auf gemeinsamen Raubzug im Einkaufszentrum MAGIC MAZE unterwegs sind, um endlich wieder mit Zaubertrank, Schwert, Bogen und Axt ihren eigentlichen Aufgaben nachgehen zu können.
MAGIC MAZE ist ein modernes Kaufhaus im Ikea-Stil mit vielen Wegen, die in alle Ecken führen, um den Kunden das gesamte Sortiment zu zeigen. Dort gibt es Rolltreppen, Überwachungskameras, ständige Umbauten und verschiedene Ebenen. Eher magisch sind das überwiegend geltende Schweigegelübde der Einkäufer, die Nutzung von Feldern, auf die man sich beamen lassen kann, Mäuselöcher, in die nur der Zwerg verschwindet und eine rieselnde Sanduhr, die die Endlichkeit menschlichen Tuns ständig vor Augen führt.
MAGIC MAZE ist ein Teamspiel, bei dem die Spieler nicht über eine Figur verfügen, sondern über Bewegungs- und Aktionsoptionen, die sich zeitgleich auf alle Figuren übertragen lassen. So sind Bewegungen in allen vier Himmelsrichtungen möglich und zusätzlich noch Aktionen wie die Nutzung der Rolltreppe, die Erweiterung des Kaufhausplanes und das Springen auf Beamfelder, die Lapp Vortexfelder nennt. Je nach Spielerzahl stehen ein bis vier Aktionen auf jeder Karte zur Verfügung, die ohne die Einhaltung von Reihenfolgen ständig genutzt werden können.
Erst einmal müssen die Spieler im Kaufhaus schnell zu ihren vier Gegenständen, dazu erweitern sie das Kaufhaus ständig. Im ersten Szenarium sind es nur neun quadratische Plättchen, schon im zweiten werden es zwölf, bis am Ende der Grundspielvarianten 19 Kartenteile erreicht sind. Sobald alle Helden ihr Diebstahlfeld erreicht haben, wird die Fluchtphase eingeleitet, bei der am Ende die Diebe aus dem Kaufhaus verschwunden sind. Leider können sie die Vortexfelder nun nicht mehr nutzen, sodass sie alle Wege durchs verwinkelte Kaufhaus vollständig bis zu ihren Ausgängen durchlaufen. Erschwerend ist in allen Phasen, dass Zeitdruck herrscht. Solange die Sanduhr läuft, die maximal drei Minuten rieselt, ist alles gut. Aber drei Minuten reichen nicht aus, um alle Aufgaben zu bewältigen, deshalb nutzen die Akteure zwischendurch Sanduhrfelder einmalig, die das Umdrehen der Sanduhr zulassen. Das sollte möglichst spät geschehen, damit man mindestens 150 Sekunden dazu gewinnt. Das Haupthindernis und besonders Untypische für ein Kooperationsspiel ist, dass bei fast allen Vorgängen nicht geredet werden darf. Nur wenn die Sanduhr aktiviert und umgedreht wird, sind Absprachen möglich, die sofort enden, sobald ein Spieler eine Figur zieht. Jeder bewegt nach seinen Optionsmöglichkeiten jede Figur. Hakt es einmal, hilft nur ein „Tu was“-Spielstein weiter, der auffordernd vor einen Spieler gesetzt wird, der für kurze Zeit den Überblick verloren hat.
Klingt ungewöhnlich, ist es auch! Daher helfen Einstiegsszenarien in das Spiel zu finden, um alle Elemente auszuloten und kennen zu lernen. Am Anfang gibt es noch einen gemeinsamen Fluchtausgang, der schon im zweiten Spiel durch spezifische Ausgänge der einzelnen Helden ersetzt wird. Ab dem dritten Szenarium wechseln die Aktionskarten jedes Mal, wenn die Sanduhr gedreht wird. Später kommen dann Mauselöcher, Überwachungskameras und Kristallkugelfelder hinzu. Der Elf ermöglicht eine Absprache zwischendurch, sofern er auf einem Lautsprecherfeld steht.
Die Grundregeln sind eigentlich einfach, das Ziel schnell verinnerlicht. Trotzdem ist die Einstiegshürde recht hoch, da sind viele Icons auf dem Spielbrett zu beachten, für die ich mir eine Kurzspielregel gewünscht hätte. So sind ständig die Farben der einzelnen Helden zum Beispiel beim Erweitern des Kaufhausplanes oder beim Ausstieg zu beachten. Die Verantwortung des Einzelnen für die Gruppe ist hoch. Höher als bei den meisten kooperativen Spielen, bei denen sich oft ein Dirigent des Ganzen in den Vordergrund spielt. Hier ist es nur der Druck der großen „Tu was“-Figur, die oft mit Vehemenz vor einem zögerlichen Spieler landet.
Die Bewegungsmaschinerie, die wie geölt ablaufen kann, ist vor allem durch den Zeitdruck ständig spannend. Selten habe ich die Bedeutung einer Sanduhr so elementar für ein Spiel empfunden wie in MAGIC MAZE. Einer muss sie immer im Blick behalten und alle müssen kurze Wege zur Sanduhrdrehung beachten. Je mehr Kaufhausteile ins Spiel kommen, umso schwerer wird es die Runden zu gewinnen. Wenn dann ab dem sechsten Szenario die Überwachungskameras hinzukommen, bedeutet das, dass ab zwei Geräten die Akteure Sanduhrfelder nicht mehr betreten dürfen, dann kann es schnell eng werden. Hektik und Druck ist nicht für jeden Spieler etwas, sodass ich durchaus schon Mitspieler erlebt habe, die wegen des hohen Stressfaktors ausgestiegen sind. Die meisten sind aber besonders in Runden ab vier Spielern angetan von dieser ganz neuen Spielerfahrung, wobei die hohe Varianz der unterschiedlichen Szenarien für einen ebenso hohen Widerspielreiz sorgt.
MAGIC MAZE gehört zu den wenigen großen Überraschungen des aktuellen Spielejahrgangs. Die Faszination, die von dieser Diebstahl-Kooperation ausgeht, ist außergewöhnlich und begeistert vor allem erfahrene Spieler. Es gibt wenig, was mich an dem Spiel stört. Die Regel könnte besser strukturiert sein, Hilfen für Icons fehlen. Ein Inlay sucht man auch vergebens. Da fliegen Kaufhausteile und Aktionskarten durcheinander, wobei man andauernd am Sortieren ist, wenn es um Spielerzahl und bestimmte Szenarien geht. Auch die Aufkleber für die Helden-Pöppel taugen nichts und gehen ständig wieder ab. Ob das in der Pegasus-Fassung, die ab Mai erscheinen soll, anders sein wird, ist mir zurzeit nicht bekannt. Trotzdem geht der Daumen eindeutig hoch. MAGIC MAZE spielt für mich mindestens in der oberen Kaufhausetage der Brett- und Kartenspiele dieses Jahres eine wichtige Rolle.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: MAGIC MAZE
Autor: Kasper Lapp
Verlag: Sit down! / Pegasus
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 1 - 9
Spielzeit: ca. 15 Minuten
Preis: ca. 25 Euro
Spiel 23/2017
Dienstag, 2. Mai 2017
GRIMAFFEN
Alte Schätze neu gehoben
Das Sortiment der Kinderspiele bei Pegasus wächst unter der Betreuung Claudia Geigenmüllers. Anfangs hat sie Wiederveröffentlichungen von Selecta-Spielen betreut, mit denen sich Pegasus gleich mit zwei ehemaligen blauen Pöppeln für VIVA TOPO (2003) und MASKENBALL DER KÄFER (2002) zieren durfte. Die Reihe ist inzwischen auf vierzehn Spiele angewachsen, die farbcodiert die gesamte Bandbreite für die Kleinen abdecken. Da gibt es die grüne Verpackung für die kleinsten Mitspieler ab drei Jahren mit einem Spiel wie HOPP HOPP HÄSCHEN. Dann folgen die blauen Spiele für Vierjährige, die merken, dass Regelspiel Spaß machen kann. Hier finden wir die beiden Kinderspiele der Jahre 2002 und 2003. Für Kinder ab fünf Jahren gibt es die gelbe Reihe, mit der die Kleinen schon gut alleine spielen können. RETTET DEN MÄRCHENSCHATZ (nominiert 2007) von Kai Haferkamp gehört zum Beispiel dazu. Den Abschluss bilden die roten Spiele, die die Brücke zum Familienspiel schlagen, weil sie Eltern und Kindern Spaß bereiten. Darunter sind Eigenentwicklungen wie ZAUBEREI HOCH DREI.
Vor wenigen Wochen ist die Kinderreihe durch vier Mitbringspiele ergänzt worden. Zum Teil bestehen die aus Neuentwicklungen, in einigen Fällen greift Geigenmüller auch hier auf das Selecta-Reservoir zurück. 2010, im vorletzten Jahr der regelmäßigen Veröffentlichungen von Spielen aus Edling, landeten Ideen wie PAPPSATT und GRIMAFFEN auf der Empfehlungsliste für das „Kinderspiel des Jahres“. Reiner Knizias Affentheater erfährt nun eine Neuveröffentlichung.
Für ein ehemaliges Selecta-Spiel enthält GRIMAFFEN erstaunlich wenig Holz, 30 Pappscheiben in fünf Farben und ein Holzwürfelchen, das war’s schon mit dem Spielmaterial. Die Idee, die Reiner Knizia, der 2017 seinen 60. Geburtstag feiern darf, in die Schachtel gepackt hat, kommt auch nicht üppig daher. Im Grunde genommen greift er nur auf ein aktionsreiches KOFFERPACKEN zurück. Trotzdem kam damals und kommt heute GRIMAFFEN beim Zielpublikum der blauen Schachteln bestens an.
Die Pappscheiben, die in Sechsertürmen bereitliegen, stehen für unterschiedliche Aktivitäten von kleinen Äffchen. Da machen sie auf den gelben und blauen Scheiben Quatsch mit ihren Händen und Armen, die besonders beliebten roten bringen Grimassen-Quatsch, bei grünen Plättchen dürfen die Kinder andere Zootiere nachahmen, schließlich geht es im orangenen Bereich um alle möglichen Geräusche.
Der Farbwürfel gibt vor, welches Plättchen aufgedeckt wird, bei einer erwürfelten Banane darf es ein beliebiges sein. Würfelt ein Kind einen grünen Löwen, legt es sich ins Zeug und brüllt kräftig. Danach eröffnet der Löwe das Kofferpacken, denn der nächste Spieler muss erst die vorher verdeckte Karte nachahmen und dann zu seiner erwürfelten kommen. So wird die Reihe länger und länger, bis die ersten Kinder scheitern und Fehler machen. Spätestens nach zehn Minuten steht meist der Sieger als GRIMAFFEN-König fest. Wobei er seine Krone oft sofort verteidigen muss.
Bei Selecta war das Spiel noch für Kinder ab fünf Jahren empfohlen. Pegasus hat zurecht erkannt, dass durchaus schon Vierjährige riesigen Spaß am Grimassenschneiden und am Nachahmen von Tieren und Fahrzeugen haben. Sich zum Affen zu machen fällt Erwachsenen erheblich schwerer als den Kindern, die durchweg Vergnügen mit dem Spiel haben. Das Tolle daran ist, dass diese Albernheiten hohe Merkfähigkeit produzieren. Es macht anscheinend doch einen Unterschied aus, ob ich meinen Koffer mit einer Zahnbürste, einer Unterhose und meinem Teddy packe, oder den trötenden Elefanten, den klingelnden Eiswagen und die Zunge heraustreckende Affen im Zoo gehört und gesehen habe. So verpackt, laufen Konzentrationstraining und Steigerung der Merkfähigkeit ganz nebenher. Die Wirkung von GRIMAFFEN hält immer noch an. Von daher ist es nur zu begrüßen, dass Pegasus die Idee von Knizia wieder zugänglich gemacht hat und das zu einem deutlich günstigeren Preis.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: GRIMAFFEN
Autor: Reiner Knizia
Verlag: Pegasus
Alter: ab 4 Jahren
Spielerzahl: 2 - 6
Spielzeit: ca. 10 - 20 Minuten
Preis: ca. 10 Euro
Spiel 22/2017
Das Sortiment der Kinderspiele bei Pegasus wächst unter der Betreuung Claudia Geigenmüllers. Anfangs hat sie Wiederveröffentlichungen von Selecta-Spielen betreut, mit denen sich Pegasus gleich mit zwei ehemaligen blauen Pöppeln für VIVA TOPO (2003) und MASKENBALL DER KÄFER (2002) zieren durfte. Die Reihe ist inzwischen auf vierzehn Spiele angewachsen, die farbcodiert die gesamte Bandbreite für die Kleinen abdecken. Da gibt es die grüne Verpackung für die kleinsten Mitspieler ab drei Jahren mit einem Spiel wie HOPP HOPP HÄSCHEN. Dann folgen die blauen Spiele für Vierjährige, die merken, dass Regelspiel Spaß machen kann. Hier finden wir die beiden Kinderspiele der Jahre 2002 und 2003. Für Kinder ab fünf Jahren gibt es die gelbe Reihe, mit der die Kleinen schon gut alleine spielen können. RETTET DEN MÄRCHENSCHATZ (nominiert 2007) von Kai Haferkamp gehört zum Beispiel dazu. Den Abschluss bilden die roten Spiele, die die Brücke zum Familienspiel schlagen, weil sie Eltern und Kindern Spaß bereiten. Darunter sind Eigenentwicklungen wie ZAUBEREI HOCH DREI.
Vor wenigen Wochen ist die Kinderreihe durch vier Mitbringspiele ergänzt worden. Zum Teil bestehen die aus Neuentwicklungen, in einigen Fällen greift Geigenmüller auch hier auf das Selecta-Reservoir zurück. 2010, im vorletzten Jahr der regelmäßigen Veröffentlichungen von Spielen aus Edling, landeten Ideen wie PAPPSATT und GRIMAFFEN auf der Empfehlungsliste für das „Kinderspiel des Jahres“. Reiner Knizias Affentheater erfährt nun eine Neuveröffentlichung.
Für ein ehemaliges Selecta-Spiel enthält GRIMAFFEN erstaunlich wenig Holz, 30 Pappscheiben in fünf Farben und ein Holzwürfelchen, das war’s schon mit dem Spielmaterial. Die Idee, die Reiner Knizia, der 2017 seinen 60. Geburtstag feiern darf, in die Schachtel gepackt hat, kommt auch nicht üppig daher. Im Grunde genommen greift er nur auf ein aktionsreiches KOFFERPACKEN zurück. Trotzdem kam damals und kommt heute GRIMAFFEN beim Zielpublikum der blauen Schachteln bestens an.
Die Pappscheiben, die in Sechsertürmen bereitliegen, stehen für unterschiedliche Aktivitäten von kleinen Äffchen. Da machen sie auf den gelben und blauen Scheiben Quatsch mit ihren Händen und Armen, die besonders beliebten roten bringen Grimassen-Quatsch, bei grünen Plättchen dürfen die Kinder andere Zootiere nachahmen, schließlich geht es im orangenen Bereich um alle möglichen Geräusche.
Der Farbwürfel gibt vor, welches Plättchen aufgedeckt wird, bei einer erwürfelten Banane darf es ein beliebiges sein. Würfelt ein Kind einen grünen Löwen, legt es sich ins Zeug und brüllt kräftig. Danach eröffnet der Löwe das Kofferpacken, denn der nächste Spieler muss erst die vorher verdeckte Karte nachahmen und dann zu seiner erwürfelten kommen. So wird die Reihe länger und länger, bis die ersten Kinder scheitern und Fehler machen. Spätestens nach zehn Minuten steht meist der Sieger als GRIMAFFEN-König fest. Wobei er seine Krone oft sofort verteidigen muss.
Bei Selecta war das Spiel noch für Kinder ab fünf Jahren empfohlen. Pegasus hat zurecht erkannt, dass durchaus schon Vierjährige riesigen Spaß am Grimassenschneiden und am Nachahmen von Tieren und Fahrzeugen haben. Sich zum Affen zu machen fällt Erwachsenen erheblich schwerer als den Kindern, die durchweg Vergnügen mit dem Spiel haben. Das Tolle daran ist, dass diese Albernheiten hohe Merkfähigkeit produzieren. Es macht anscheinend doch einen Unterschied aus, ob ich meinen Koffer mit einer Zahnbürste, einer Unterhose und meinem Teddy packe, oder den trötenden Elefanten, den klingelnden Eiswagen und die Zunge heraustreckende Affen im Zoo gehört und gesehen habe. So verpackt, laufen Konzentrationstraining und Steigerung der Merkfähigkeit ganz nebenher. Die Wirkung von GRIMAFFEN hält immer noch an. Von daher ist es nur zu begrüßen, dass Pegasus die Idee von Knizia wieder zugänglich gemacht hat und das zu einem deutlich günstigeren Preis.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: GRIMAFFEN
Autor: Reiner Knizia
Verlag: Pegasus
Alter: ab 4 Jahren
Spielerzahl: 2 - 6
Spielzeit: ca. 10 - 20 Minuten
Preis: ca. 10 Euro
Spiel 22/2017
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