Samstag, 15. September 2018
CHIFFRE – DUELL DER CODE-KNACKER
Bevor ein Rate-Duo Peer Sylvesters Code-Spiel knacken kann, muss es sich der oft viel schwierigeren Aufgabe stellen, an das Material heranzukommen. Der Gmeiner-Verlag hat seine kleine quadratische Schachtel für CHIFFRE so straff konzipiert, dass man nur mit Hilfsmitteln den Deckel heraushebeln kann. Mit Fingerspitzengefühl kommt keiner weiter, das führt nur zu Nagelbruch.
Sylvesters Spielidee ist da klarer konzipiert und durch seine Beschränkung auf Code-Wörter mit nur vier Buchstaben auch schneller lösbar. Lassen wir einmal die Hintergrundgeschichte um einen Kommissar und einen Mafiosi beiseite, dann reduziert sich das Ganze auf ein Entschlüsselungsduell zweier Kontrahenten, die jeweils ein Wort mit vier Buchstaben ver- und entschlüsseln müssen.
Dafür besitzen beide 21 Karten, die auf seltene Buchstaben wie Q, X und Y verzichten. Jeder bekommt drei Themenkarten, die einem Bereich wie Spiel, Sport oder Krimi zugeordnet sind. Alle Karten liefern erzählerische Atmosphäre, was bei der Suche nach einem passenden Code-Wort nützlich sein kann. Jeder legt dann ein passendes Wort aus vier Buchstaben zu einem Themenbereich. Die Positionen von Vokalen ist über die Kartenrückseite erkennbar.
Der abwechselnde Entschlüsselungsvorgang lässt vier Optionen zu. Das Ausspielen von Buchstabenkarten zu einem bestimmten Code-Buchstaben wird vom Gegenspieler mit einer alphabetischen Einordnung beantwortet. Wird die Karte über den zu erratenden Buchstaben gelegt, liegt der im Alphabet dahinter. Entsprechend umgekehrt fällt die Erkenntnis aus, wenn die Buchstabenkarte darunter gelegt wird. So nähert man sich langsam an den Buchstaben an. Das wird zu Spielbeginn der Anfangsbuchstabe oder der Vokal sein. Beim Volltreffer erhält man übrigens alle Ratekarten zurück. Das wäre dann auch die zweite Aktion, bei der man direkt nach einem Buchstaben fragen darf. Schließlich kann man versuchen, die Kategorie herauszubekommen und direkt nach dem Lösungswort fragen.
CHIFFRE läuft vielschichtiger ab, als man anfangs denkt. Jede gegnerische Tipp-Karte enthält Informationen über das Codewort, da diese Buchstaben dort nicht vorkommen können. Vokale sollten daher nicht zum Raten benutzt werden, es sei denn, der Vokal ist schon entschlüsselt. Die Zwänge der Wortbildung schränken nur bedingt ein, da es letztlich doch recht viele Alternativen mit vier Worten gibt. Auf zwei Vokale sollte man allerdings generell verzichten, solche Codes sind ganz schnell zu knacken. Meist sind es weniger als zehn Runden, die für den Spielsieg ausreichen. Wir haben allerdings festgestellt, dass gemeinsames Raten, das laut Regel gar nicht vorgesehen ist, deutlich mehr Spaß bereitet als das Solo-Grübeln. Zu viert lässt sich daher CHIFFRE sehr gut spielen, indem einer das Code-Wort auslegt und alle anderen raten. Gezählt wird jeder Rateversuch. Wer am Ende die wenigsten hat, gewinnt das Spiel.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: CHIFFRE – DUELL DER CODE-KNACKER
Autor: Peer Sylvester
Grafik/Design: Lutz Eberle, Simone Hölsch
Verlag: Gmeiner-Verlag
Alter: ab 10 Jahren
Spielerzahl: 2 Spieler (im Teamspiel auch mehr möglich)
Spielzeit: ca. 10 Min.
Preis: ca. 10 Euro
Spiel 58/2018
Mittwoch, 12. September 2018
FLICK FLECK
Den Namen des Koblenzer Autors Michael Kallauch sollten Sie sich einprägen. Im Augenblick hat er zwar nur ein Spiel veröffentlicht, aber seine Prototypen, die er seit einigen Jahren auf dem Autorentreffen in Göttingen präsentiert, verheißen sehr kreative Spielentwicklungen. Kallauch hat bisher zwei seiner Hobbys zum Beruf gemacht und wartet nun ab, wie es mit der dritten Leidenschaft weitergeht. Wie viele Spieleautoren liebt er die Mathematik, zusätzlich auch die Musik. Was lag daher näher, als die Begeisterung für beide Fächer an Schüler weiterzugeben? Inzwischen ist er nicht nur Lehrer, sondern auch in der Lehrerausbildung angekommen. Kallauch unterrichtet Referendare als Fachleiter für Mathematik am Studienseminar in Koblenz. 2018 überzeugte Kallauch in Göttingen mit dem Prototypen DIE BIENE WILLI und einer Raster-Brille, die an ein Facettenauge der Fliege erinnert. Mit dieser Brille gehen die Kinder auf die Suche nach Tieren, die sich in einer Blumenlandschaft verstecken. Ein ungewöhnliches Versteck- und Seherlebnis, das wir mit Sicherheit bald in einer Spieleschachtel nacherleben dürfen.
Da kann das bisher erschienene FLICK FLECK bei Zoch noch nicht ganz mithalten. Aber auch diese Puzzleidee hat Potential. Kallauch hat Anleihen aus Schachts MONDO genommen. Puzzeln dort alle unter Zeitdruck an Landschaftsbildern, geht es bei dem Koblenzer Autor geordnet und ruhig um ein Kuhfleckenbild. Seine Zielgruppe sind Kinder ab vier Jahren, was mit den damit verbundenen Anforderungen eine mutige Einordnung ist.
Überrascht müssen seine acht schwarz-weißen Holstein-Kühe feststellen, dass sie im Bauchbereich nackt wie ihr Euter sind. 120 quadratische Flecken-Plättchen liegen umgedreht parat, um die 4x5 Bauchfelder korrekt zu füllen. Kallauch nimmt den Kindern den Stress des gleichzeitigen Wühlens im Kärtchen-Wirrwarr, nach der simultanen Kartenaufnahme hat jeder genügend Zeit sein Kuhpuzzle voranzubringen. Erst wenn alle fertig sind, wird das nächste verdeckte Teil aufgenommen und gepuzzelt oder weggelegt, falls es nicht passt.
Wer als Erster die gemütlichen Milchkühe wieder mit allen typischen Flecken versorgt hat, gewinnt das Spiel nach 15 bis 20 Minuten. Die Aufgabe erfordert von kleinen Kindern gute räumliche Vorstellungen, wobei das Hauptproblem darin besteht, dass es sich zum Ende hin sehr ziehen kann, wenn das letzte passende Teil nicht aufgedeckt wird. Der Frust für die ganz Kleinen wird dann manchmal groß, zumal die Plättchen ziemlich fummelig sind und sich leicht verschieben. Etwas ältere Kinder haben aber durchaus Spaß an den entstehenden Kuhflecken und der Puzzlearbeit. Zumal viele Varianten genügend Abwechslung bieten. Da kann allein, aber auch kompetitiv offen gepuzzelt werden. Mögliche Aufgaben können sein: Wer schafft die meisten Flecken in seiner Kuh? Wer legt den größten zusammenhängenden Fleck? Wer schafft Kühe mit Streifen? FLICK FLECK ist eine schöne erste Spieleveröffentlichung von Michael Kallauch, von dem ich, wie anfangs gesagt, noch viel mehr spannende Ideen erwarte.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: FLICK FLECK
Autor: Michael Kallauch
Grafik/Design: Lena Hesse
Verlag: Zoch
Alter: ab 4 Jahren, besser ab 5 Jahren
Spielerzahl: 1 - 4 Kinder
Spielzeit: ca. 15 - 20 Min.
Preis: ca. 20 Euro
Spiel 56/2018
Montag, 3. September 2018
KIKI - DER SCHAUKELAFFE
Thierry Denoual gehört zum Gründungsteam von Blue Orange. Den Verlag hat er 2001 in San Francisco mit Julien Mayot aus der Taufe gehoben. Sie starteten damals mit Denouals großem Erfolg GOBBLET. Das Stapelprinzip – über und nebeneinander – taucht danach in ganz vielen Ideen von Denoual auf. Sehr geschickt verwendet er es in Balance-Spielen, 2017 hat die Kinderspieljury sein KIKERIBUMM mit einem Platz auf der Empfehlungsliste gewürdigt. 2018 ist eine ältere Idee von ihm mit neuer Einkleidung als KIKI DER SCHAUKELAFFE bei Blue Orange erschienen.
Ursprünglich war es COOCOO, ein Clown, der 2005 mit Holzstämmen jonglierte, jetzt ist es der Affe KIKI. Am Spielprinzip hat sich nichts geändert. Die zentrale Figur steht wackelnd auf einer Art Mondsichel, beim Affen ist es natürlich eine Banane. Er trägt 24 unterschiedlich große Holzteile auf seinem Kopf, seinen weit greifenden Armen und im Fußbereich der Banane. Der Ablauf ist simpel. Der rechte Nachbar wählt ein Holzteil aus, das dann unterzubringen ist, ohne dass der Affe die Balance verliert. Sobald eine Holzrolle fällt, siegt das Kind, das das letzte Holzteil sicher ablegen konnte.
KIKI ist deutlich schlichter gestrickt als KIKERIBUMM und eignet sich daher auch für ganz junge Kinder. Blue Orange empfiehlt es ab drei Jahren, Zweieinhalbjährige können mit dem auffordernden Material aber schon gut umgehen. Das Aussuchen der Teile ist gar nicht nötig und kompliziert das Spiel für die ganz junge Zielgruppe. Da die Holzsätze vier Farben besitzen, können diese im Spiel zu viert entsprechend verteilt werden. Auch die Solobeschäftigung ist unterhaltsam. Die Luft nach oben ist aber im Gegensatz zu dem empfohlenen Spiel Denouals dünn, schon für Fünfjährige stellt KIKI keine wirkliche Herausforderung dar. Locker jonglieren sie alleine mit den 24 Holzteilen ohne dass KIKI ins Straucheln kommt. Das in China gefertigte Holzmaterial ist einigermaßen wertig, aber bei weitem nicht so schön wie in KIKERIBUMM. Aus der Perspektive der Zielgruppe durchaus nächste Woche wieder spielbar, alle anderen wissen, es gibt bessere Balance-Spiele.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: KIKI - DER SCHAUKELAFFE
Autor: Thierry Denoual
Grafik/Design: o.A.
Verlag: Blue Orange / Asmodee
Alter: ab 3 Jahren
Spielerzahl: 1 - 6 Spieler
Spielzeit: ca. 5 Min.
Preis: ca. 25 Euro
Spiel 53/2018
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