Da kann der ehemalige Kommissar Pierre Durand und jetzige Chef de Police im provenzalischen Sainte-Valérie noch so oft betonen: „Ich wollte noch nie die Kopie eines anderen sein!“ Er ist die eindeutige Kopie von Martin Walkers Chef de Police Bruno.
Heike Koschyk, 48jährige Hamburger Autorin, schreibt unter dem Pseudonym Bonnet die Durand-Krimis. Sie hat viele Talente, hat als Heilpraktikerin gearbeitet, ein Buch über das Bach-Blüten-System geschrieben und sich mit Hildegard von Bingen beschäftigt. Als Krimi-Autorin ist sie seit 2002 unterwegs, 2008 hat sie den vom Fischer Verlag vergebenen Agatha Christie Krimipreis erhalten.
Auch wenn sie Martin Walker kopiert, sie versteht ihr Geschäft, schreibt bei ihrem zweiten Roman inzwischen sogar spannender als ihr Vorbild, bei dem sich Vieles einfach nur noch wiederholt. Die Tätersuche ganz im Stil Agatha Christies mit vielen Verdächtigen und einer durchgängigen Rätselspannung aufrecht zu erhalten, gelingt ihr im aktuellen Werk „Provenzalische Geheimnisse“ vorzüglich.
In der Nacht vor einer großen Hochzeitsfeier in Sainte-Valérie, für deren kulinarisches Programm Charlotte, die Köchin und Freundin des Polizisten, zuständig ist, wird der Trauzeuge, der Bruder der Braut, wie ein Wildschwein gejagt und mit einer Schrotflinte erlegt. Außer der Braut scheint ihn keiner gemocht zu haben. Mit seinem zukünftigen Schwager lag er ständig im Clinch, sein Vater scheint ihn auch über seinen Tod hinaus zu hassen, als Betreiber eines Holzbetriebs hat er die Umweltaktivisten auf sich aufmerksam gemacht, das gilt auch für die vielen Jagdgegner, die nicht nur die Reifen der Fahrzeuge der Jäger zerstechen. Bruno, pardon Pierre ist verzweifelt. Nicht nur die Tätersuche macht ihm Probleme, da ist auch noch sein altes Bauernhaus, das renoviert werden muss, wobei der bestellte Bauunternehmer andauernd neue Aufträge annimmt und sich nicht um seinen kümmert und dann gibt es das übliche Auf und Ab in der Beziehung zu Charlotte. Im Fall selbst muss er sich mit den unterschiedlichen Zuständigkeiten des französischen Polizeiapparats herumschlagen, auch das kennen wir aus dem Périgord, die kulinarischen Entschädigungen eingeschlossen.
Vergessen wir die Versatzstücke der Kopie, bleibt ein spannender Fall, dessen Aufklärung man gerne verfolgt. Komplizierte Verwicklungen, deren Fäden sich erst allmählich lösen bis zu einer nicht ganz erwarteten Wendung am Ende. Rein kriminalistisch liefert Bonnet solide und unterhaltsame Krimikost.
Wertung: ****
Titel: Provenzalische Geheimnisse
Verlag: Blanvalet
Autor: Sophie Bonnet
Seiten: 352 Seiten
Preis: 14,99 Euro