Reinhard Staupe kann Vieles. Hauptsächlich ist er erfolgreicher Spieleredakteur für die Nürnberger Spielkarten, immer noch ist er vielfach ausgezeichneter Spieleautor. Inzwischen ist er auch unter die Krimiautoren gegangen und fragt sich, WAS WÜTET SO STILL IN MIR? (Besprechung folgt demnächst). Bisher waren es Postkartentexte, Geschichten für Kinderbilderbücher sowie Gedichte, mit denen er sich literarisch versuchte. Diese Kurzformen, haarsträubende Lügenmärchen übernimmt er nun für die TRUE STORIES! bei moses..
Seine Leistung als Spieleautor für diese Spielidee ist minimal, seine redaktionelle Leistung beim Aufspüren von Geschichten, die das Leben schrieb und für das Weiterfabulieren verdient größtes Lob. Staupe übernimmt das bewährte NOBODY IS PERFECT-Konzept, dort ging es um meist völlig unbekannte Fremdwörter und Begriffe, hier um Geschichten. Dort mussten die Spieler kreativ am Worterklärungsprozess teilnehmen, hier bietet die Fabulierkraft Staupes neben der richtigen Lösung drei erfundene an.
300 verrückte Geschichten hat Staupe gefunden, 900 Varianten für mögliche Alternativen hat er sich ausgedacht. Das kann dann so aussehen:
„Die Titanic wurde durch ihren Untergang weltberühmt, aber was geschah mit ihrem Schwesterschiff, der Olympic?“
Antwort A: „Sie rettete 1922 mehr als 200 Seeleute nach einem Schiffsunglück vor dem Ertrinken.“
Antwort B: „Sie verschwand 1928 spurlos im Pazifik.“
Antwort C: „Sie fuhr von 1911 bis 1963 unfallfrei über die Weltmeere.“
Antwort D: „Sie war das einzige Handelsschiff, das jemals ein U-Boot versenken konnte, und zwar mithilfe der Schiffsschrauben.“
An der Karte erkennt der vorlesende Spieler durch farbliche Markierung die richtige Lösung. Er liest diese und nur eine der drei Alternativen vor, das könnten dann die Antworten A und D sein. Die Zuhörer haben Tippkarten, mit denen sie sich zwischen der ersten oder zweiten Variante entscheiden. Wer richtig tippt, erhält einen Punkt, für jeden falschen Tipp bekommt der Vorleser einen. Nach einer frei vereinbarten Rundenzahl gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.
Punktezählen ist aber überhaupt nicht wichtig bei den TRUE STORIES!, da macht das Raten Spaß, da überwiegt die Freude an den außergewöhnlichen Geschichten, das Wundern über Ungehörtes. Da will man nicht aufhören und stößt nur an die Grenze der 300 Karten. Inzwischen ist deshalb auch TRUE STORIES 2 erschienen.
Die Karten sind in einem würfelförmigen Kasten verpackt. Anfangs suchen Sie wahrscheinlich die Spielregel vergebens, bis Sie merken, dass sie auf acht Spielkarten verteilt wurde. Die Farbgestaltung der Karten hat nichts mit Fragenkategorien zu tun, sondern dient allein der „Schönheit“, wie Regelkarte 2 behauptet. Mit der Grundregel gibt es noch eine Variante für „Besserwisser“, in der mit allen Antworten gespielt wird. Passende Tippkarten dazu spendiert der Verlag aber leider nicht. Das Konzept geht auf, die TRUE STORIES! funktionieren in fast jeder Zusammensetzung, allerdings deutlich besser in reinen Erwachsenenrunden, denn Kindern und Jugendlichen fehlt meist das historische und kulturgeschichtliche Hintergrundwissen, um mit den Fragen etwas anzufangen.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: TRUE STORIES!
Autor: Reinhard Staupe
Verlag: moses.
Alter: ab 12 Jahren
Spielerzahl: 2 – 6 Spieler (mehr gehen auch, dann fehlen aber die Tippkarten)
Spielzeit: ca. 20 Min.
Preis: ca. 15 Euro
PS: Die richtige Lösung war natürlich die unwahrscheinlichere: D