Freitag, 16. November 2018
Zehnter Tag: 10 Tage 10 Spiele
Letzter Tag und ich bin immer noch in den 90ern. Dabei soll es auch bleiben, denn Mitte der 90er Jahre möchte ich diesen Rückblick beenden. Wer mehr lesen möchte, den verweise ich auf einen Text auf der Jury-Seite, mit dem ich auf 25 Jahre Preisvergabe mit meiner Beteiligung zurückblicke, der im Sommer nächsten Jahres erscheinen wird. Christoph Post hat angeregt, dass ich diese 10 Tage nicht Facebook überlasse, wo sie irgendwann untergehen, deshalb könnt ihr / können Sie heute schon alle Texte auf meinem Blog.
Mit 80 Spielen war ich damals noch nicht unterwegs. Die Basis für meine Veröffentlichungen hatte sich aber deutlich erweitert. Meine Belegmappe für 1995 mit Rezensionen für die Spielbox, die Spielerei, die Kindergartenzeitschrift klein&groß und die DLZ, die Deutsche Lehrerzeitung, enthielt 47 verschiedene Spielbesprechungen, damit habe ich wahrscheinlich ungefähr die Hälfte der wesentlichen damaligen Neuheiten abgedeckt. Um in die Jury „Spiel des Jahres“ aufgenommen zu werden, reichten Spielbox und Spielerei als Publikationsorgane nicht aus. Von einem Mitglied der Jury wurde in den 90ern erwartet, dass es eine regelmäßige Rubrik in einer Zeitung besaß. Die hatte ich seit 1993 mit monatlichen „Spieltipps“ in der Alfelder Zeitung, die mir dafür meist eine halbe Seite einräumte. In dieser Zeit hatte ich auch sehr aktive Schüler in meiner AG, mit denen ich das Spielemagazin ALEA herausgab. Die Arbeit mit dem Redaktionsteam um Nathanel Busch, Jakob Schmidt, Robert Heine und Hannes Leuschner mit Spielen im Heft, Preisvergleichen und Spielvarianten machte viel Freude. Sie rezensierten kompetent und konnten mehrfach Artikel daraus auch in der Lokalpresse unterbringen. Produktorientiertes Arbeiten mit Schülern schafft immer höchste Zufriedenheit auf beiden Seiten.
Wir bemühten uns auch damals um die Teilnahme an der Deutschen Brettspielmeisterschaft, scheiterten aber oft in der Vorrunde in Hannover. Erfolgreicher waren wir als Familie mit unseren drei Söhnen. Die „Herolde“ waren 1996 wahrscheinlich die Gruppe mit dem jüngsten Teilnehmer. Guntram war damals neun Jahre alt und stellte sich durchaus tapfer Spielen wie ENTDECKER, VEGAS und YUCATA. Das war die legendäre Meisterschaft, bei der es tatsächlich Gruppen gab, die die Rückseiten der ENTDECKER-Karten auswendig gelernt hatten, da man über bestimmte Kennzeichen die Karten identifizieren konnte.
Spielerisch enden soll mein zehnter Tag mit dem Spiel, mit dem die Sonne über blühenden Spielelandschaften aufging. Ein Jahr zuvor wurde ich im Mai 1994 in den Verein „Spiel des Jahres“ aufgenommen, war an der Wahl von MANHATTAN zum Spiel des Jahres aber noch nicht beteiligt. Auf der „Spiel“ in Essen 1994 und der Spielwarenmesse in Nürnberg 1995 fanden meine ersten Sichtungsgänge für die Entscheidung 1995 statt. Meine erste Begegnung mit DIE SIEDLER VON CATAN hatte schon so etwas von einem Erweckungserlebnis. Ich ahnte, das wird es! Danach ist mir das eigentlich nur noch einmal mit AZUL passiert. Nach der Erstbegegnung aus dem Pressetag von Pegasus im September 2017 war mir klar, die Konkurrenz wird es sehr schwer haben.
In gewisser Hinsicht machte Klaus Teuber sich damals selbst Konkurrenz mit den vier neuen Spielen bei Goldsieber. Aber Reiner Müller hatte für CATAN eine Regelkonzeption entworfen, die prägend für die Folgezeit wurde. Ein scheinbar kompliziertes Siedlungsspiel wurde auf einmal familientauglich. Teuber und Müller war es gelungen, aus einem Siedlungsspiel ein kommunikatives Handelsspiel mit geringen logistischen Anforderungen zu machen, bei dem jeder Würfelwurf Spannung erzeugte. Glück, Planung, Verhandlungsgeschick, alles komprimiert auf einer Spielregelseite den Spielern dargebracht, begleitet von einer hilfreichen Startaufstellung und den Zusatzerläuterungen im „Kleinen Siedler-Almanach“. Noch besser konnte man vor zwanzig Jahren ein Spiel gar nicht auf den Weg bringen.
Nominieren für 10 Tage 10 Spiele möchte ich heute unseren damaligen Vorsitzenden der Jury „Spiel des Jahres“ Synes Ernst. Er präsentierte Ende Mai die Auswahlliste der Jury auf dem Autorentreffen in Göttingen. In einer auffordernden Rede ermutigte er Autoren und Redakteure, den Spielern mit anspruchsvolleren Produkten mehr zuzumuten. Synes Ernst versteht es heute wie damals, Akzente zu setzen. Lesenswert ist seine aktuelle Auseinandersetzung mit der Spielekritik im Oktober-Spielraum auf der Juryseite.
Stefan, das war es – danke für diese Herausforderung! Du hast mich dabei zu einer neuen Rubrik auf meiner Seite gebracht, denn es wird weitergehen. Unregelmäßig zwar und nicht mehr chronologisch, aber punktuell mit besonderen Spielen und besonderen Begegnungen mit Spielern und Autoren.
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