Spiele mit einem besonderen Dreh werden zum Markenzeichen des Autorenpärchens Anna Oppolzer und Stefan Kloß. Die beiden Heidelberger entwickeln gemeinsam seit etwa sechs Jahren Spiele, wobei sie sich in der letzten Zeit als junge Eltern eher im Kinderspielsektor orientieren. Dabei sind so hervorragende Ideen wie SALAMAMBA (Piatnik) und aktuell das Lachsfangspiel GRIZZLY (Amigo) erschienen. Zeitgleich mit den Bären auf Lachsfang brachte Haba mit WUNDERKESSEL ein „magisch-verdrehtes MEMO-Laufspiel“ heraus.
GRIZZLY bespreche ich in der übernächsten spielbox, den WUNDERKESSEL an dieser Stelle. Etwas Aufbau ist nötig für den Brauwettbewerb von zwei bis vier Zauberlehrlingen, die sich an Zaubertränken mit Fliegenpilzen, Würmern und Fischgräten versuchen. Zur Prüfung hat sich der Schulmeister der Zauberschule Magica einen ganz besonderen Kessel einfallen lassen. Dieser zeigt in zehn Aussparungen die Zutaten jeweils zweimal, eine darunterliegende drehbare Farbscheibe wechselt ab und zu die Färbung der Ingredienzen. Alle 20 möglichen Kombinationen liegen verdeckt neben der Schachtel als MEMO-Plättchen aus, da finden sich dann die Würmer in den Farben blau, rot, gelb und violett wieder.
Wer am Zug ist, überprüft die Position seines kleinen Zauberlehrlings, der im Spielfeldrand eingeklinkt wandert. Er steht stets neben einer bestimmten Zutat, beispielsweise den violetten Würmern. Mit dem Zauberspruch „Hex, hex herbei!“ gelingt ihm vielleicht eine passende Suche unter den verdeckten Plättchen. Oppolzer-Kloß haben sich dabei die kinderfreundliche Lösung einfallen lassen, dass viele Treffer zählen. Finden sie die Farbe der gesuchten Zutat, was immerhin bei jedem vierten Plättchen eintritt, ziehen sie mit ihren Zauberer ein Feld am Schachtelrand voran. Decken sie die passende Zutat auf, was für jedes fünfte Plättchen gilt, geht es zwei Schritte vorwärts. Der Volltreffer bringt dann einen zusätzlichen Sprung und eine Zaubermünze. Drei davon lassen sich später gegen einen Zaubertrank eintauschen. Wer daneben liegt, was anfangs häufiger vorkommt, geht nicht leer aus, er darf sich immerhin geheim ein Zauberplättchen ansehen.
Immer wenn die Zauberlehrlinge eine Schachtelrunde beenden und am Stil eines Zauberlöffels vorbeikommen, haben sie einen Trank gebraut und erhalten ihn zur Belohnung in der Farbe, die aktuell im Löffel zu sehen ist. Anschließend verändern sie durch Drehen die Farbtöne im Kessel. Sobald einer der kleinen Lehrlinge drei Zaubertränke einer Farbe oder unterschiedlicher besitzt, endet die Zauberrunde.
Vordergründig ist der WUNDERKESSEL eines der üblichen MEMO-Spiele mit einer gewissen Varianz durch die Veränderbarkeit der Farben im Kessel. Der spezielle Dreh entsteht weniger durch die Farbdrehung als durch den Wertungsmechanismus. Da sich die Auslage der Zauberplättchen nicht ändert, kommen Kinder recht weit, wenn sie sich schnell die Lage aller fünf Zutaten merken, deren Treffer ja immer zwei Schritte bringt. Mit der Zeit gelingen ihnen so irgendwann Volltreffer. Oppolzer und Kloß gehen durchweg belohnend an alle Aktionen der Kinder heran, es gibt kein Totalversagen, da man sich mindestens ein Plättchen ansehen darf. Auch das Aufholen von hinten fällt leichter, da besetzte Felder nie mitgezählt werden. Die Idee der beiden Autoren hat Haba wunderschön und gut funktionierend umgesetzt. Eine gelungene MEMO-Variante, die Oppolzer&Kloß ihrer Tochter Emma Maria widmen, die sie „jeden Tag aufs Neue verzaubert.“
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: WUNDERKESSEL
Autoren: Anna Oppolzer und Stefan Kloß
Grafik/Design: Julia Bierkandt
Verlag: Haba
Alter: ab 5 Jahren
Spielerzahl: 2 – 4
Spielzeit: ca. 20 Minuten
Preis: ca. 20 Euro
Spiel 07/2020