Freitag, 27. März 2020
DON CARLO
Das Autoren-Pärchen Bernhard Lach und Uwe Rapp tingelt seit 20 Jahren erfolgreich durch die Spieleszene. Die beiden kennen sich aus dem Marbacher Schachverein. 40 Jahre schon spielt der Schlierseeer Germanist Rapp mit dem Juristen Lach das königliche Spiel und das auf professionellem Niveau. Immerhin bis in die 2. Bundesliga haben es die unweit der Schillerstadt in Erdmannhausen lebenden Rapp und Lach mit ihrem S.V. Marbach zeitweilig gebracht.
Abstrakte strategische Spiele liegen nahe, wenn die beiden ans Spieleentwickeln gehen. Das Gegenteil ist aber der Fall, leichte lockere Unterhaltung mit zum Teil hohem Glücksanteil spielen eher eine Rolle. Kinderspiele gehören ebenso zu ihrem Portfolio wie pfiffige Wissensspiele. 2003 landen sie mit ihrem Erstling FROSCHKÖNIG (Zoch) gleich auf der Empfehlungsliste der Jury für den Kinderspielbereich. Ihr nächstes Spiel AUSGERECHNET BUXTEHUDE (HUCH!) wird noch erfolgreicher. Neben der Platzierung auf der Empfehlungsliste 2006 erreichte die geographische Zuordnung deutscher Orte den ersten Platz der À la carte-Wertung der Zeitschrift Fairplay. Das FERNWEH hat die beiden inzwischen nach HONOLULU, UPPSALA, UNKEN, PANKOW, HAMBURG und KÖLN geführt. Danach warteten die Erdmannhäuser erst einmal zehn Jahre auf die nächste Würdigung, bis 2016 für QWINTO (NSV) ein weiterer Platz auf der Empfehlungsliste „Spiel des Jahres“ heraussprang.
Lach & Rapp treten fast ausschließlich im Duo auf. Wenn sie in ihrem Bunde einen Dritten aufnehmen, dann geht das nicht unter Kramer & Knizia. VERDREHTE SPRICHWÖRTER (Ravensburger) waren es 2008 mit Reiner Knizia. Mit Altmeister Kramer haben sie bereits vor zwei Jahren das Kartenspiel FAT FISH (HUCH!) veröffentlicht, aktuell schicken sie DON CARLO (moses.) nach Absurdistan.
DON CARLO & Co. sind 007-Ableger, Spione, die in Absurdistan und seinen Nachbarregionen wie Egoistrien und Schwadronien um Einfluss kämpfen. Dazu besitzt jeder einen Kartensatz mit 25 Agenten in den Werten 0 bis 6. Die niedrigeren Werte sind dabei häufiger im Spiel, die höchste Karte gibt es nur zweimal. Miss Moneypenny sorgt für Aufträge in sieben Ländern, die beim Einsatz der Spione ihre Landesziffer exakt erfüllt haben wollen. Nur Egoistrien (1-3) und Absurdistan (9-12) machen da eine Ausnahme, die addierte Codesumme in den beiden Ländern hat sich in diesen Zahlensektoren zu bewegen. James Bond könnte nur als 07 nach Neu Wahnitz im Protzland geschickt werden, das dem Wert 7 entspricht. Neben ihm tauchen aber der Agent „7“, „115“, „16“ sogar „1114“ usw. auf, keiner jedoch doppelt.
Aus vier Handkarten treffen die Kontrahenten ihre Auswahl und haben dabei mehrere Wertungsaspekte im Hinterkopf. Ein früher Einsatz löst Gleichstände auf, denn am Ende wird jeder Staat gewertet und je nach Länderwert gibt es Siegpunkte, wobei Egoistrien 3 bringt und Schwadronien 9. Oft wichtiger sind die Punkte, die en passant während des Spiels gesammelt werden, sodass ständige Buchhaltung wichtig ist. Je umkämpfter das Land ist, je mehr Agenten sich dort tummeln, umso mehr gibt es zu gewinnen, und zwar für jeden dort befindlichen Spion einen Siegpunkt. Bonuspunkte bringen Zahlenfolgen für die Agenten 012 bis 456, doppelte Punkte sogar die echten Triple-Spione 111 bis 444.
Was simpel klingt, hat durchaus Anspruch. Alle sind zwar abhängig von ihrer jeweiligen Kartenhand, anfangs stehen den Spionen aber viele Länder offen. Trotzdem ist effektiver Karteneinsatz geboten. Das persönliche Spielende tritt dann ein, wenn ein Spieler keinen einsetzbaren Codenamen für einen Agenten aus seinen restlichen Karten bilden kann. Zu viele hohe Werte sollte man deshalb nicht bis zum Ende aufheben, da jenseits der „12“ die Enttarnung droht, ein 5er oder 6er Wert in der Rückhand macht aber durchaus Sinn. Niedrige Karten lassen mehr Kombinationen zu und oft die, die noch nicht ausliegen. Sich solche Hintertürchen offen zu halten, ist wichtig, eine gute Übersicht über die freien Optionen hilfreich. Von langen Einsatzreihen muss man mit partizipieren. Viele Agenten bringen durch die sofortigen Einflusspunkte mit der Zeit mehr als die maximalen neun Punkte aus der Metropole Pala Ver.
DON CARLO ist ein pfiffiges Kartenkombinationsspiel des Autoren-Trios Kramer-Lach-Rapp. In der thematischen Einkleidung war sich das Trio oder der moses.-Verlag wohl nicht ganz sicher, ob wir uns in einer Welt der Spione oder der Mafia bewegen. Da wird von „Familie“ gesprochen, vom „Consigliere“, dessen Aufgaben die Spieler übernehmen. Spielmechanisch geht es aber um 007 & Co..
Mir persönlich gefällt DON CARLO besser als das 6 NIMMT-Derivat FAT FISH, das die drei Autoren vor zwei Jahren veröffentlicht haben. Zu weiteren Auszeichnungen wird es jedoch für Lach&Rapp nicht reichen, dazu ist das Kartenspiel letztlich zu abstrakt.. DON CARLO ist trotzdem ein ordentlicher Absacker, von dem ich mich gerne nächste Woche wieder nach Abstrusien entführen lasse.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: DON CARLO
Autoren : Wolfgang Kramer, Bernhard Lach, Uwe Rapp
Grafik/Design: Oliver Freudenreich
Verlag: moses.
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 2 – 4
Spielzeit: ca. 30 Minuten
Preis: ca. 10 Euro
Spiel 24/2020
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