
ThinkFun (früher Binary Arts) wurde 1985 von Bill Ritchie und Andrea Bart gegründet. Der große Durchbruch kam vor 20 Jahren mit dem Spiel RUSH HOUR von Nob Yoshigahara. Auf dem deutschen Markt hat das Familienunternehmen HCM Kinzel aus dem schwäbischen Zaberfeld die ThinkFun Produkte in den letzten Jahren bekannt gemacht.
Rätseln, das Knacken von Codes, das Programmieren von Wegen kennzeichnet die aktuelle Renaissance von Denksportaufgaben. Wir finden sie in den Escape-Spielen wieder, an denen u.a. auch HCM Kinzel mit DAS GEHEIMNIS DER STERNWARTE aus der Reihe Escape the Room von ThinkFun beteiligt ist. Asmodee strapaziert die Gehirnwindungen mit der CORTEX CHALLENGE und in CODE MASTER von ThinkFun geht es um die Strukturen von Computerprogrammen.
Der Autor Mark Engelberg hat sich mit der Reihenfolge von Tieren bei einer Flussüberquerung einen Namen gemacht. Sein ANIMALOGIC, 2008 bei HUCH & friends erschienen, war der Kinderspieljury vor acht Jahren eine Empfehlung wert. 2012 ging es ihm in CHOCOLATE FIX (ThinkFun) um die richtige Positionierung von Pralinen. Aktuell will der Informatiker mit CODE MASTER Kindern die Strukturen von Programmausführungen näherbringen. Da geht es um einfache Abfolgen, aber auch um Zeitschleifen und „Wenn-Dann“-Verzweigungen.
Ein großer Plastik-Pixel-Ritter sucht den Ausgang aus einer Pixelwelt. Im Grunde genommen geht es ihm wie den Gefangenen in EXIT-Räumen, er muss Aufgaben lösen, um zu einem Portal zu gelangen. Meist sind unterwegs Kristalle einzusammeln, zusätzlich geben Aufgabenkarten vor, welche Farbwege dazu genutzt werden müssen. Auf einer Abenteuerschriftrollenlegende werden entsprechende Aktionsplättchen abgelegt, das entspricht der Programmierung der Ritterfigur. Wenn sie alles richtig durchläuft, die Kristalle einsammelt und beim Portal landet, dann war die Programmierung erfolgreich.
ThinkFun empfiehlt das Spiel für Kinder ab acht Jahren. Die 15 Aufgaben im Anfänger-Level schaffen auch Erstklässler gut. Unser siebenjähriger Enkel Zacharias, der gerade den Start ins zweite Schuljahr vollzieht, kommt auch mit den nächsten 15 Aufgaben für Fortgeschrittene klar. Dabei spielen einfache Wenn-Dann-Beziehungen schon eine Rolle. Die erreichte Anzahl der gesammelten Kristallplättchen gibt vor, wie der Weg weitergeht und ab wann das Portal betreten werden kann. Komplexer wird es bei den restlichen 30 Aufgaben, wenn mehrere Bedingungsplättchen ins Spiel kommen, das schafft er im Augenblick noch nicht.
Da mit der Ritterfigur alles abgegangen werden kann, wird die Programmierung nachvollziehbar und damit der Weg zum Portal erfahrbar. Erstaunlich ist aber, dass wachsende Komplexität nicht automatisch mit erhöhtem Spielspaß verbunden ist. Die Zeitschleifen versteht Zacharias zwar, aber sie reizen ihn nicht. Weshalb soll er mit der Figur noch eine identische Runde durchlaufen, um ein zusätzliches Kristall einzusammeln, wenn sich sonst nichts ändert? Da hängt sich der Wiederspielreiz in den Wiederholungsrunden auf.
Wissenschaftler wie Juraj Hromkovic, Professor für Informationstechnologie und Ausbildung an der ETH Zürich, sind der Überzeugung, dass das beste Einstiegsalter in die Welt des Programmierens zwischen neun und zwölf Jahren liege. CODE MASTER kann daher ein erster Schritt in der Heranführung sein. Plastischer und reizvoller wird es, wenn die Eingaben nicht nur per Hand überprüft werden, sondern die Effekte einfach ablaufen. Dazu bieten Lego und Fischertechnik Bausätze an, mit denen die Kinder kleine Roboter programmieren können. Auch das mit dem Toy Award 2016 ausgezeichnete KOSMOBITS geht diesen Weg. In dem im Herbst erscheinenden Experimentierkasten von Kosmos erlernen Kinder die Programmiersprache Arduino, mit der sie dann eigenständig Schaltungen programmieren können.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: CODE MASTER
Autor: Mark Engelberg
Verlag: ThinkFun, Vertrieb HCM Kinzel
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: ab 1 Spieler
Spielzeit: ca. 1 bis 30 Min.
Preis: ca. 25 Euro