Freitag, 13. Mai 2016
DAS LABYRINTH DER SPIEGEL
Inzwischen ist Camilleri, der im September schon 91 wird, bei 23 „Montalbanos“ angekommen. Die deutschen Übersetzungen hinken seit vielen Jahren hinterher. Mit DAS LABYRINTH DER SPIEGEL (EA 2011) ist gerade erst der 18. Roman um den auf Sizilien ermittelnden Commissario erschienen. Ärgerlich ist nur, dass die Verfilmungen schneller mit der Synchronisation sind, das Pendant "Im Spiegelkabinett" ist schon seit Februar 2015 gegen Bezahlung zu sehen (Amazone Instant Video, iTunes) und kostenfrei seit Juli letzten Jahres bei Servus TV.
Man muss ihn und seine Kulissenschieber mögen, dann hat man aber bei jeder neuen Lektüre das Gefühl, Teil der Montalbano-Familie zu sein. Immer dann, wenn Livia anruft und nach wenigen Minuten eifersüchtig das Gespräch wegdrückt, Immer dann, wenn Caterella sich in devoten Satzkonstruktionen verhaspelt und Namen verunstaltet. Immer dann, wenn Fazio die nötigen Detailinformationen einmal wieder übertreibt und Augello als Schürzenjäger agieren darf.
Die zentrale Idee des neuen Romans entnimmt Camilleri einem Klassiker Orson Welles, der Spiegel-Kabinettszene aus der „Lady von Shanghai“, mehrfach zitiert bei Bond aber auch Woody Allen. Montalbano sieht sich selbst in einer wunderbaren Spiegelwelt völlig desorientiert und gelangt erst allmählich zu korrekten Blickperspektiven.
Bei allem Verwirrspiel überzeugt dieser Roman des Altmeisters endlich wieder einmal durch eine stringente und gut nachvollziehbare Handlung. Zwei scheinbar sinnlose Explosionen, eine verirrte Kugel, die in Montalbanos Beifahrertür landet, ein verbrannter Körper und ein brutal vergewaltigter, Erzählstränge, die erst mit der Zeit zusammenpassen. Montalbano ist älter geworden, manchmal auch langsamer, trotzdem hat er seine Intuition nicht verloren, bleibt wachsam und zuversichtlich. Ein spannender, aber immer wieder auch unterhaltsamer Roman, dessen Lektüre lohnt.
Wertung: *****
Titel: DAS LABYRINTH DER SPIEGEL
Verlag: Lübbe
Autor: Andrea Camilleri
Seiten: 253 Seiten
Preis: 22 Euro
Sonntag, 17. April 2016
SCHWARZE SEELEN
In geschichtsträchtiger, mythenumwogender, aber gottverlassener Gegend, an der Fußspitze Italiens, wachsen sie auf, die „Söhne des Waldes“. Ziegenhirten wie ihre Väter, die kein rechtes Auskommen finden ohne die Gelder der Mafia, die sie für das Verstecken von Geiseln in den Bergregionen Kalabriens erhalten.
In Abhängigkeit der lokalen Paten wollten die drei jungen Hauptakteure nicht geraten. Ihr Weg über das Gymnasium sollte sie rausführen aus der Region, zum Studium nach Mailand. Ohne Geld war das aber nicht möglich, dem Verbrechen entkamen sie damit nicht. Im Gegenteil, sie brauchten die Kleinkriminalität und landeten schließlich im Großverbrechen, werden Teil und Abhängige des internationalen Drogengeschäfts, verdienen unendlich viel Geld, das zum Teil auch wieder in ihr Bergdorf Africo zurückfließt. Sie bleiben immer „Teil der Berge“.
„Um zu überleben, müssen wir hin und wieder Böses tun“, konstatiert der Ich-Erzähler, der fortwährend wieder deutlich macht, dass das Unheil, das sie schaffen, auch auf sie und ihre Angehörigen zurückfällt.
Gioacchino Criaco weiß genau, wovon er in seinem Roman SCHWARZE SEELEN spricht. Er wuchs in den 60er Jahren als Kind einer Hirtenfamilie auf, studierte Jura und arbeitete lange Zeit in Mailand als Rechtsanwalt. Vor acht Jahren wurde sein Bruder Pietro, der einer der 30 meistgesuchtesten Kriminellen Italiens war, verhaftet. Es ist sicherlich kein Zufall, dass ebenfalls 2008 Criacos Romanerstling erschien, der 2014 von Francesco Munzi als „Anime nere“ verfilmt wird. Inzwischen plant das italienische Fernsehen, aus der Geschichte eine ganze Fernsehserie zu machen.
Criacos Sprache ist bei allem Schrecklichen, das sie beschreibt, erstaunlich lapidar, fast emotionslos. Es sei eine fiktive Geschichte betont Criaco, eine Geschichte, die aber aus dem elendigen Leben in den kalabrischen Bergen Erklärungen ableitet. „Wer hier geboren wurde starb hier auch. Man starb aus zweierlei Gründen, aus Armut oder im Kugelhagel.” Ein ungewöhnlicher Roman, der Einblicke in „schwarze Seelen“ zulässt.
Wertung: *****
Titel: SCHWARZE SEELEN
Verlag: Folio Verlag
Autor: Gioacchino Criaco
Seiten: 233 Seiten
Preis: 22,90 Euro
Mittwoch, 13. April 2016
TAL DES SCHWEIGENS
Die Juroren der KrimiZEIT-Bestenliste weisen zurecht auf Malla Nunns Retrokrimi TAL DES SCHWEIGENS hin (Platz 1 im Februar). Die Autorin stammt aus Swasiland, floh schon in den 70er Jahren mit ihrer Familie nach Australien, wo sie heute noch lebt. Sie weist Abschlüsse in Englisch, Geschichte und Theaterwissenschaften vor, arbeitete als Drehbuchautorin und schreibt seit 2008 vielfach preisgekrönte Kriminalromane um Detective Sergeant Emmanuel Cooper. TAL DES SCHWEIGENS ist ihr dritter Roman mit Cooper und seinen Zulu-Assistenten Shabala. Der vierte, PRESENT DARKNESS (2014), liegt noch nicht übersetzt vor.
Nunn versetzt ihre Leser in die beginnende rigorose Apartheitsentwicklung als Folge des „Population Registration Act“, der die Zugehörigkeit jedes Südafrikaners zu einer „ethnischen oder anderen Gruppe“ festlegte. Trennung war überall sichtbar, im öffentlichen und privaten Leben, an Stränden, in sanitären Anlagen oder auf Parkbänken. Sexuelle Beziehungen zwischen Weißen und Angehörigen aller anderen Rassen waren unter Strafe gestellt. In jeder Begegnung schimmern in Nunns Werk diese Verhältnisse durch, auch wenn die enge durchaus vertrauliche Zusammenarbeit der beiden Ermittler das Gegenteil zu beweisen scheint.
Cooper wird in das Provinznest Roselet geschickt, in den Ausläufern der Drachenberge gelegen. Er und sein Partner sollen einer anonymen Meldung nachgehen. Wie sich herausstellt, ist die Tochter eines dortigen Zulu-Häuptlings ums Leben gekommen. Das hübsche Mädchen sollte ihrem Vater bei einer schon verabredeten Heirat viele Rinder einbringen. Aber das Mädchen, das auf einer Farm eines reichen englischstämmigen Großgrundbesitzers arbeitete, hatte durchaus ihre eigenen Ideen von ihrer Zukunft.
Die Ermittlung verläuft spannend und schwer vorhersehbar. Die Verdächtigungen schwanken zwischen Weißen und Farbigen, wobei Nunn eindrucksvolle Charakterbilder gelingen, die Sittenbilder ihrer Zeit ergeben. Das gilt auch für die Landschaftsbilder und die mystischen Elemente, die die Untersuchung beeinflussen. Mit ihrer Erfahrung als Drehbuchautorin provoziert sie immer wieder Bilder im Kopf, die nicht so schnell verloren gehen. Auch Cooper ist Gefangener ganz eigener Bilderwelten, immer wieder brechen Weltkriegserfahrungen in seine Gedankenwelt ein.
Ein spannender Krimi, solide Ermittlungskost und ein grandioses Gesellschaftsbild werden hier entworfen. In der ZEIT wird die Autorin mit nur fünf Worten gelobt: „Behutsam, fein und klug: Nunn.“ So ist es – unbedingt lesenswert.
Wertung: *****
Titel: Tal des Schweigens
Verlag: Argument Verlag
Autor: Malla Nunn
Seiten: 317 Seiten
Preis: 13 Euro
Freitag, 1. April 2016
BITTER WASH ROAD
Garry Disher kann Vieles, er schreibt Kinder-, Jugend- und Sachbücher, kennt sich gut mit australischer Geschichte aus. Autor ist der 66jährige Australier seit fast 30 Jahren, wir kennen ihn in Deutschland vor allem wegen seiner subtilen Kriminalromane. Mit dem Deutschen Krimipreis wurde er 2000 für den Gangsterroman GIER ausgezeichnet, drei Jahre später erhielt er für den DRACHENMANN noch einmal diese Auszeichnung. Leser der BITTER WASH ROAD könnten sich sicherlich für 2016 noch einmal deutsche Würdigungen vorstellen. Vorerst reicht es immerhin für Platz 1 der Krimi-Bestenliste der ZEIT.
Das ist dem Entwurf eines einsamen Polizei-Cowboys zu verdanken, der in die nordwestliche Pampa von Adelaide abgeschoben wurde. Constable Paul Hirschhausen, von allen nur „Hirsch“ genannt, ist in dem Kaff Tiverton ganz allein auf sich gestellt. Sein direkter Vorgesetzter, ein Sergeant Kropp, misstraut ihm, da er in Adelaide im Rahmen einer Korruptionsaffäre gegen seinen damaligen Chef ausgesagt hat. Alle scheinen gegen ihn zu sein, auch die Dorfbewohner und Kollegen im Team um Kropp.
Kleinkram beschäftigt ihn, Herumknallerei von Kindern, Diebstähle, ein tödlicher Unfall mit Fahrerflucht. Aber überall, wo er herumstochert, scheint er in Wespennester zu stechen. Erneut haben Kollegen wohl keine ganz reine Weste und auch die magere Oberschicht der Region, Anwälte, Richter, Großgrundbesitzer und Ärzte frönen gar nicht legalen Vergnügungen. Hirsch wird zur Bedrohung, des bisher nicht angetasteten Unrechts-Biotops in Redruth, eine Bedrohung, die sich bald gegen ihn selbst richtet.
Dishers Ausflug in die australische Einöde, in der die lange Trockenheit brandgefährlich sein kann, lebt von den Charakterentwürfen. Mit wenigen Strichen gelingen ihm eindrucksvolle Bilder von Menschen, die aus der Not heraus an diese Scholle gebunden sind. Er führt uns die Brüchigkeit von Scheinfassaden vor Augen und die immer größer werdende Bedrohung des Constables. Eine fast greifbare Angst, die beim Lesen entsteht, ein glaubwürdiges Buch, das bis zum Ende Überraschungen parat hält.
Wertung: *****
Titel: Bitter Wash Road
Verlag: Unionsverlag
Autor: Garry Disher
Seiten: 344 Seiten
Preis: 9,99 Euro
Samstag, 6. Februar 2016
OSTFRIESENSCHWUR
Ostfriesenschwur Foto heo
Nach dem etwas überdrehten neunten Fall von Klaus-Peter Wolf läuft er mit seinem Jubiläumsband wieder zu Höchstform auf. Er packt alles hinein, was sich seine Leser wünschen: Die klassische Mannschaft um den alten Chef Ubbo Heide, das gesamte Ostfriesland mit seiner Inselwelt, den Perspektivenwechsel, der immer auch eine personale Sicht auf den Täter enthält, sodass wir Leser den Ermittlern gegenüber stets einen Schritt voraus sind, die kulinarischen Ausflüge in die ostfriesische Gastronomie und stets das Augenzwinkern, das den meisten Akteuren Lebensnähe einhaucht.
Der Fall könnte dramatischer nicht sein: Der pensionierte und im Rollstuhl sitzende ehemalige Chef von Klaasen & Co. wird von abgetrennten Köpfen überrollt, postalisch auf Wangerooge, und in direkter Lieferung in seinen Kofferraum auf einem Parkplatz in Harlesiel. Schnell wird klar, beide Toten stehen in direktem Zusammenhang mit seinem Bestseller über ungelöste Fälle, bei denen oft die Justiz andere Entscheidungen traf, als Ubbo Heide sich erhoffte. Der Täter wandelt auf seinen Spuren, schafft scheinbar neue Gerechtigkeit jenseits juristischer Maßstäbe, sieht sich als Erfüllungsgehilfen Heides. Nicht nur das, er scheint alles zu wissen, sogar in die Zukunft blicken zu können und erledigt einen Fall aus Heides noch unveröffentlichtem zweiten Buch. Heide, sein Nachfolger Büscher, Klaasen, Weller und Macho Rupert, der sich am besten mit Overbeck aus der Wilsberg-Reihe vergleichen lässt, hecheln über hunderte von Seiten dem Täter hinterher. Da hilft auch Ann Kathrin Klaasens untrügliches Gespür wenig, sie tritt fast hinter der Teamleistung dieser Geschichte etwas zurück.
Natürlich bringt Klaus-Peter Wolf auch diesen Fall wieder zur Aufklärung, wie auch Hans-Jürgen Bremer, der echte Leiter der Polizeiinspektion Aurich/Wittmund im Nachwort schreibt: „Die Krimis enden immer mit einem Aufklärungserfolg!“ Und das sei auch für seine Inspektion in Bezug auf Mord- und Totschlagsdelikte authentisch. Wobei die Schlusswendung bei Wolf für den Leser, der scheinbar immer auf Augenhöhe mit den Täterhandlungen ist, doch noch einige Überraschungen bereithält. Wenn für Wolf Schluss ist, beginnen für Bremer Büro- und Schreibarbeiten im Rahmen der Aufarbeitung des Mordes. So ein bisschen davon hätte ich mir am Ende auch von Klaus-Peter Wolf gewünscht, um den Täter nicht nur aus seiner personalen Perspektive zu erleben, sondern auch aus einer aufklärenden auktorialen Sichtweise. Auch wenn Fragen offenbleiben, mit diesem Jubiläumsband hat Klaus-Peter Wolf ein kleines Meisterstück abgeliefert.
Wertung: *****
Titel: Ostfriesenschwur
Verlag: Fischer
Autor: Klaus-Peter Wolf
Seiten: 527 Seiten
Preis: 9,99 Euro
Samstag, 23. Januar 2016
FREMDE TREUE
Vor knapp zwei Monaten ist der schottische Autor William McIlvanney achtzigjährig gestorben. Kurz vor seinem Tod ist der letzte seiner zwischen 1977 und 1991 veröffentlichten drei Kriminalromane um den Glasgower Polizisten Jack Laidlaw auf Deutsch erschienen: FREMDE TREUE.
Im dritten Teil spürt Laidlaw der Verzweiflung über den Tod seines Bruders nach, der betrunken von einem Fahrzeug erfasst wurde. Laidlaw wacht seitdem auch nur noch „mit Rodeo im Kopf“ auf und begibt sich auf den Weg nach Graithnock zu einer sehr persönlichen Ermittlung, die zu Abgründen führt, die sich kaum von denen der Unterwelt Glasgows unterscheiden.
Laidlaws Bruder war Kunsterzieher an einer Schule in Graithnock, seine Bilder geben Rätsel auf, insbesondere der Mann im grünen Mantel, über den niemand etwas sagen will. Laidlaws Privatermittlungen weisen Verbindungen zu einem aktuellen Fall in Glasgow auf, den seine Kollegen verfolgen. Am Ende kann Vieles geklärt werden, aber Laidlaw bleibt desillusioniert zurück. Schuldig sind irgendwie alle, auch er, aber „immer, wenn man glaubt, man sei schon tot, kitzelt einen das Leben an den Füßen.“
Obwohl FREMDE TREUE aus der handylosen Zeit Anfang der 90er Jahre stammt, ist es mit seinen moralischen und gesellschaftlichen Implikationen nicht aus der Zeit gefallen. Es gibt kein Gut und Böse, kein Schwarz und Weiß und auch der grüne Mantel kann braun gewesen sein und der aller schlimmste Verbrecher ein liebevoller Vater. McIlvanneys sprachgewaltige Romane sind Sozialstudien der Thatcher-Ära, durchgehalten werden muss trotzdem, „egal welch tragische Oper sich sonst noch im Kopf abspielt.“
Wertung: *****
Titel: FREMDE TREUE
Verlag: Antje Kunstmann
Autor: William McIlvanney
Seiten: 349 Seiten
Preis: 19,95 Euro
Samstag, 12. September 2015
Warschauer Verstrickungen
Schatten der Vergangenheit
In "Warschauer Verstrickungen" schafft Autor Miloszewski ein fast klassisches Ambiente: Mord in einem ehemaligen Kloster, quasi geschlossene Räume, eine überschaubare Zahl von Verdächtigen. Solide Ermittlungsverfahren könnten hier für den Staatsanwalt Teodor Szacki zur schnellen Klärung des Falls beitragen.
Aber nichts ist, wie es scheint. Der Mord an einem Druckereiinhaber geschah während eines Therapie-Wochende nach einer sogenannten Familienaufstellung. Alle Beteiligten schildern vergleichbare Abläufe, ein Täter innerhalb der Gruppe scheint unwahrscheinlich. Szacki setzt sich mit dem Psychodrama auseinander und macht sich auf die Suche nach dem großen Unbekannten, der zwar nicht anwesend war, aber doch irgendwie die Konstellation der Gruppe mit bestimmt hat.
Die Suche führt ihn weit zurück in die polnische Vergangenheit, in die Vorwendezeit, ins kommunistische Polen, zu dessen Stasistrukturen, die auch nach der Jahrtausendwende großen Einfluss besitzen und nun seine Arbeit bedrohen. Was beginnt, ist eine Gratwanderung zwischen Klärung des Falls und Schutz der eigenen Person, der Familie und seiner Freundin.
Die Klärung erfolgt, wie die Geschichte begann, im Kloster, in einer jetzt von Szacki vorgenommenen Familienaufstellung. Es ist keine endgültige Klärung, aber eine, die den Fall zum Abschluss bringt.
Miloszewski schreibt nicht nur einen überzeugenden Kriminalroman, er bietet Einblick in die polnischen Ermittlungsverfahren weit über den eigentlichen Fall hinaus, und in den polnischen Alltag. Das familiäre Umfeld Szackis, seine zaghaften Beziehungen, die er zu einer jungen Journalistin anknüpft, werden sensibel entwickelt. Geschickt versteht es der Autor auch, das über Szacki schwebende Damokles-Schwert der alten Mächte von Zeit zu Zeit aufblitzen zu lassen. Ein Bedrohungsszenario, das anfangs diffus bleibt, mit der Zeit aber immer konkreter wird.
Ein lesenswertes Buch.
Wertung: *****
Titel: Warschauer Verstrickungen
Verlag: Berlin Verlag
Autor: Zygmunt Miloszewski
Seiten: 448 Seiten
Preis: 9,99 Euro
Glut und Asche
Sprachgewaltiger Autor
Manch deutschem Erfolgsautor wünschte ich nur die Hälfte der Ausdruckskraft von James Lee Burke, dann wären die Herren Fitzek, Etzold und Wolf stilistisch vielleicht zu ertragen. Burke versetzt seine Leser in eine malerische texanisch-mexikanische Grenzlandschaft hinein, deren Naturstimmung stets in Korrelation zu den dort Handelnden steht. Denn das kann er auch, Charaktere entwickeln, die glaubhaft in ihrer Boshaftigkeit, aber auch in ihrer Geradlinigkeit sind.
Da wird eine zerstückelte Leiche im Grenzland auf dem Gebiet Danny Boy Lorcas gefunden. Ein bemitleidenswerter Mensch, der dort nach Sauriereiern gräbt und die Ermordung mit ansehen musste. Bald wird klar, ein mexikanischer Kopfgeldjäger, einst in den Diensten des amerikanischen Staates, sucht den Bekannten des Zerstückelten. Aber nicht nur er, die amerikanische Waffenindustrie hat eine ganze Truppe auf ihn angesetzt, da er wohl Drohnenmissbrauch in die Weltöffentlichkeit tragen will. Kein Wunder, dass auch das FBI auf der Bildfläche erscheint und verbranntes Land hinter sich lässt. Da wird en passant die Hütte eines Massenmörders angezündet, wobei der Soziopath nun zu einem neuen Rachefeldzug antritt. Dem nicht genug, zusätzlich spielt ein ultrakonservativer Reverend noch den Grenzwächter und auch ein russischer Gangster taucht auf.
All dies spielt sich im Gebiet des alt gewordenen ehemaligen Korea-Krieg-Teilnehmers Sheriff Hackberry Holland ab, der wegsieht, wenn Flüchtlinge die Grenze passieren, aber keine wirklichen Verbrechen in seinem Distrikt übersieht. Ähnlich unverbogen ist die Asiatin Anton Ling, die zwischen den Fronten in Gefahr gerät, da sie dem Gesuchten Unterschlupf gewährte, sowie sie auch keinem über die Grenze kommenden Mexikaner die Tür weist.
In diesem Spannungsfeld bewegt sich Glut und Asche , der dritte Roman der Hackberry-Holland-Reihe, von denen allerdings erst zwei auf Deutsch erschienen sind (2014, Regengötter). Wer bisher nur Burkes Romane um Dave Robicheaux kannte, sollte unbedingt sich den auf die achtzig zugehenden Holland anschauen. Hackberry ist selbst nicht frei von Schuld, hat eine Vergangenheit, die ihn oft belastet, aber genau das positioniert ihn ideal in den Ungerechtigkeiten dieses Grenzlandes.
Eindrucksvoller Roman!
Wertung: *****
Titel: Glut und Asche
Verlag: Heyne
Autor: James Lee Burke
Seiten: 704 Seiten
Preis: 17,99 Euro
Donnerstag, 18. Juni 2015
BRETONISCHER STOLZ
Am Ende ist die ganze Welt bretonisch
… sogar Kommissar Dupins Wurzeln stammen nicht vom französischen Juragebirge, sondern aus der Bretagne. Jörg Bong, Programmleiter des S. Fischer Verlags, der sehr wahrscheinlich hinter dem Pseudonym Bannalec und der erfolgreichen Dupin-Reihe steckt, schreibt sich so richtig gut ein. Seine Liebeserklärungen an die Bretagne und an die dortige Küche steigern sich von Roman zu Roman. Der „Bretonische Stolz“, Dupins „aberwitzigster Fall“, gerät zum Kompaktesten der vier Kriminalromane.
Im Zentrum steht ein verschwundener Toter in Port Belon, dort wo die „Bélon“, die legendäre europäische Auster gezüchtet wird, die für ihr subtiles und leicht nussiges Aroma berühmt ist. Bong/Bannalec beliefert den Leser mit allem notwendigen Wissen über die Austernzucht und ihre Bedrohung durch Epidemien. So richtig ernst nimmt anfangs niemand die Geschichte mit dem Toten, hat doch eine wohl leicht demente, ehemals berühmte Schauspielerin die angebliche Leiche entdeckt. Dupin, nach fünf bretonischen Jahren zum „Leitenden Hauptkommissar“ in Concarneau ernannt, kommt der verschwundene Tote aber ganz recht, hält er ihn doch von einer aufgezwungenen Fortbildung zur „systematisch-systemischen Gesprächsführung“ ab.
Er hat seine eigene Form der Gesprächsführung, traut seinem Gefühl und kann gut zuhören. Er glaubt der Filmdiva. Bald dar er sich bestätigt fühlen, als eine echte Leiche in den klüftigen Hügeln des Monts d’Arrée auftaucht. Schnell wird klar, der verschwundene Tote ist der Mörder vom Roc’h Trévézel. Aber wer hat ihn umgebracht? Die Spuren führen zu sandraubenden Bauunternehmern, in mythische keltische Kreise zu Druiden und Dudelsackbläsern, zu den keltischen Verwandten in Schottland, auch das Austerngeschäft läuft nicht immer ganz koscher ab.
Dem Autor gelingen eine spannende Hinführung zum Fall, Verwicklungen, die sich erst allmählich aufdröseln und immer wieder die sympathische Zeichnung von Landschaften, Personen und Beziehungen. Sogar eine Beerdigung dient der Huldigung der bretonischen Küche mit der berühmten Pot-au-feu auf Speckbasis mit Buchweizenklößen. Der „Bretonische Stolz“ lässt die aktuellen Werke von Leon und Walker weit hinter sich. Viel besser kann dieser Autor eigentlich nicht werden!
Wertung: *****
Titel: Bretonischer Stolz
Verlag: Kiepenheuer&Witsch
Autor: Jean-Luc Bannalec
Seiten: 377 Seiten
Preis: 14,99 Euro
Donnerstag, 11. Juni 2015
DER FALL BRAMARD
Ein außergewöhnlicher Kriminalfall – ein außergewöhnliches Buch
Einst war Corso Bramard der jüngste Kriminalkommissar Italiens, jetzt, zwanzig Jahre später, unterrichtet er acht Stunden Geschichte an einer Schule in Piemont. Dazwischen liegt die Jagd nach einem Serienmörder, der seine Opfer, junge Frauen, mit floralen Schnittmustern schmückte. Das erste Opfer überlebte, das letzte war Bramards Frau, zeitgleich verschwand seine Tochter.
Bramard verfällt dem Alkohol, seine Ausflüge in die piemontesische Bergwelt tragen suizidalen Charakter. Der Frau, die er liebt, eine in der Dorfbar arbeitende Rumänin, überbringt er die Heiratswünsche eines anderen. Am Leben halten ihn wohl nur noch regelmäßige Nachrichten des Täters, Briefe mit Zitaten aus „Story of Isaac“, einem Song Leonard Cohens. Mit dem 13. Brief schließt sich der Kreis, der Song endet und diesmal hinterlässt der Mörder eine Spur. Ein Haar, das direkt zum ersten Opfer führt.
Bramard nimmt mit Unterstützung eines alten Kollegen die Ermittlungen wieder auf. Hilfe erhält er von Isa, einer jungen Ermittlerin, die ähnlich kauzig wirkt wie er. Beide tasten sich durch penible Polizeiarbeit zurück in die Zeit vor zwanzig Jahren, stoßen auf Aspekte, die Bramard damals unbekannt blieben, auf die Vorliebe alter reicher Männer für junge Mädchen und auf japanophile Kreise.
In einer Parallelhandlung wickelt ein Jean-Claude Monticelli einen Aufgabenzettel ab, in Rumänien, der Schweiz und in Italien. Lange bleiben die Zusammenhänge unklar, bis die Stränge am Ende zusammengeführt werden.
Davide Longo, der mit diesem Kriminalroman, Neuland betritt, ist ein ungewöhnlicher Autor. Sprachlich verdichtet er, lässt Vieles ungesagt. Einwortsätze, karg wie die Landschaft, prägen seinen Stil. Das Werk durchzieht eine Langsamkeit, eine Melancholie, die der Leser eigentlich durchbrechen möchte, wo der Leser Bramard anstoßen möchte, endlich aktiv zu werden. Aber alles hat seine Zeit, deshalb fliege ich in diesem Roman auch nicht über die Zeilen, wie in vielen üblichen Krimis, sondern verharre, lese noch einmal, behalte eindrucksvolle Bilder im Kopf. Longo beschreibt treffend dazu seine Leser: „Menschen, die gerne gehen, stundenlang eine Suppe köcheln lassen, nein sagen können und viele Kilometer zurücklegen, um einen Freund zu besuchen.“ Es ist ein Genuss, diesem Autor die ihm zustehende Zeit zu lassen. Unbedingt lesen!
Wertung: *****
Titel: Der Fall Bramard
Verlag: Suhrkamp
Autor: Davide Longo
Seiten: 318 Seiten
Preis: 19,95 Euro
Donnerstag, 4. Juni 2015
DIE VERLORENEN SCHWESTERN
Spiel mit dem klassischen Genre
Wenn die Einbettung nicht wäre, könnte es ein Krimi von Christie oder Poe sein. McKinty spielt in seinem neuesten Duffy-Roman gekonnt mit dem klassischen Krimi-Motiv des verschlossenen Raums.
Im Zentrum stehen aber die Nordirland-Probleme der 80er Jahre. Duffy, nach dem letzten Fall kalt gestellt, wird reaktiviert, da McCann, ein ehemaliger Schulfreund von ihm, als Drahtzieher eines Gefängnis-Ausbruchs von 38 IRA-Mitgliedern gilt. Der MI5 braucht Duffys Hilfe und der klappert McCanns Verwandtschaft ab. Er hilft dessen drogenabhängiger und zur Prostitution gezwungener Schwester, trotzdem kommt er seinem Schulfreund keinen Schritt näher.
Erst McCanns Ex-Schwiegermutter Fitzpatrick verspricht ihm einen Tipp. Dieser ist allerdings mit einer Bedingung verknüpft, Duffy soll den Tod ihrer Tochter Lizzie klären. Offiziell gilt der als Unfall. Ihre Leiche wurde vor vier Jahren in einem völlig verschlossenen Pub aufgefunden. Die scheinbar soliden Ermittlungen verweisen auf einen Sturz von der Theke, als Lizzie versucht hat, eine Glühbirne auszuwechseln. Lange tappt Duffy im Dunkeln, bis er schließlich den Täter stellt, ohne ihn gerichtsfest festzunageln. Mary Fitzpatrick reicht das trotzdem und sie hält ihr Versprechen, sodass die Rahmenhandlung ein angemessenes und überaus spannendes Ende findet.
Diese außergewöhnliche Mischung macht den dritten Band der Duffy-Reihe zum bisher Besten. Völlig zu Recht haben die Australier das Buch 2014 mit dem „Ned Kelly Award“ ausgezeichnet, genauso berechtigt ist es nun schon seit einigen Monaten auf der Krimi Bestenliste der ZEIT. Unbedingt lesen!
Wertung: *****
Titel: Die verlorenen Schwestern
Verlag: Suhrkamp
Autor: Adrian McKinty
Seiten: 378 Seiten
Preis: 15,50 Euro
Donnerstag, 28. Mai 2015
ABPFIFF
Manottis neuer Roman ABPFIFF ist zwar schon vor siebzehn Jahren in Frankreich erschienen und spielt zu Beginn des letzten Jahrzehnts in der Mitterrand-Phase. Im Angesicht der aktuellen Enthüllungen über die Machenschaften der FIFA könnte Manottis Roman um den Fußballclub FC Lisle-sur-Seine aber auch aus dem Jahr 2015 sein. Aktueller geht es nicht, es ist immer noch so!
Die Historikerin Dominique Manotti, von der bisher viel zu wenige Bücher übersetzt wurden, ist stets parteilich. Die ehemalige Mitterand-Anhängerin, die sich selbst in der Tradition von Rosa Luxemburg sieht, weiß genau, wovon sie schreibt. Das macht ihre Fiktion so authentisch, fast dokumentarisch und damit so erschreckend.
Commissaire Daquin, dessen dritter Ermittlungsfall nun übersetzt vorliegt, geht der Ermordung seines Kollegen Romero nach. Brutal erschossen, wobei der Anschlag womöglich gar nicht ihm galt, sondern einer eher unscheinbaren jungen Frau, die ebenfalls Opfer dieses Anschlags wurde. Die Täter sind schnell gefunden, aber wer ist der Auftraggeber. Die Spur führt zu einem um die französische Meisterschaft kämpfenden Fußballclub. Nadine Speck, die ermordete junge Frau, ist die Schwester des Platzwarts vom FC Lisle-sur-Seine, dessen ehrgeiziger Präsident Reynaud Bürgermeisters und bedeutender Bauunternehmer ist. Sein Aufstieg, parallel zu dem seines Clubs führt über Leichen. Manotti verdichtet die Problematik, sodass Doping, Rauschgifthandel, Sexorgien, Geldwäsche ein Konglomerat von Motiven und Beteiligten ergeben.
Eine atemlose Geschichte, auf kurzen 230 Seiten abgehandelt. Atemlos auch im Stil, Einwortsätze und die stetige protokollarische Notiz, wie viele Stunden inzwischen seit dem Tod des Polizisten Romero vergangen sind. Daquin setzt Druck hinter die Ermittlungen, er braucht keine Woche, sechs Tage nach Romeros Tod endet das Buch mit einem letzten Blick auf die Leiche des Vereinsvorsitzenden. So entlarvend wünschte ich mir jetzt Manotti oder einen Journalisten wie Sam, der Licht in das FIFA-Dickicht bringt und endlich für den Abtritt dieses unsäglichen Sepp Blatter sorgt. (Ergänzung 03.06.: Nun ist ja endlich so weit, nach der Wahlfarce endlich der Rücktritt!)
Wertung: *****
Titel: Abpfiff
Verlag: Argument Verlag
Autor: Dominique Manotti
Seiten: 230 Seiten
Preis: 17,00 Euro
Samstag, 18. April 2015
Bad Cop
Todesschwadron
Wer ist gut? Wer ist böse? Die Frage ist nicht immer einfach zu beantworten. Privatdetektiv, abgebrochener Jurastudent und Surfer Pescado ist sich auch nicht immer sicher. Mike Nicols spürt in seinem aktuellen Südafrika-Krimi den Verbrechen der Apartheitzeit nach, er folgt Vergangenheitspuren von Todesschwadronen, deren Mitglieder unterschiedlich erfolgreich nach der Wende Mitte der 90er Jahre waren. Das Schicksal der meisten ähnelt den „zehn kleinen Negerlein“, zumindest einer hat es aber zeitweise zum Polizeipräsidenten gebracht.
In dieses Gewirr hinein erhält Pescado einen Ermittlungsauftrag von seiner Freundin und Anwältin Vicki Kahn. Er soll den Unfall eines jungen Klienten klären, der während eines illegalen Autorennens lebensgefährlich angefahren wurde. Schnell wird klar, dass der Ex-Polizeipräsident Jacob Mkezi eine wichtige Rolle spielt, dass aber auch sein Surfer Freund Daro, nicht immer das familienorientierte Leben führte, das ihn jetzt ausfüllt. Nebenstränge führen zu Rhinozerushörnern, einmal in einem Museum, dann in einer Berghöhle.
Bedrohlich wird dieses Wirrwarr für Viele, sodass am Ende nur noch Wenige der Akteure leben bleiben. Ein Triller, dessen Handlungsstränge sich erst mit der Zeit entwirren, insofern ist die Geduld des Lesers gefordert. Wer durchhält, wird mit spannender Lektüre belohnt, die kein gutes Haar am heutigen Südafrika lässt.
Wertung: *****
Titel: Bad Cop
Verlag: btb
Autor: Mike Nicols
Seiten: 543
Preis: 9,99 Euro
Sonntag, 12. April 2015
Prime Cut
Vom Mord- zum Viehdezernat
Alan Carter, Dokumentarfilmer in Australien, hat erst im Alter von 50 Jahren sein Talent als Krimiautor entdeckt. Als Filmemacher ist er es gewohnt, genau hinzusehen. So gelingt es ihm, mit viel Gespür für Details, seinen Lesern einen genauen Blick in die westaustralische Kleinstadt Hopetoun zu werfen. Das idyllische Städtchen platzt aus allen Nähten, weil der extensive Nickelabbau ganz in der Nähe, Geld und Arbeiter angeschwemmt hat. Mit dem Boom kommt das Verbrechen, die Ruhe ist dahin.
Das gilt auch für Cato Kwong, einst Vorzeigepolizist, der für Werbeplakate herhalten musste, nun abgehalftert und bei der Viehpolizei, da er für seinen ehemaligen Chef den Kopf hinhalten durfte. Als der Torso einer Leiche angespült wird, sind seine Fähigkeiten wieder gefragt.
Carter, der 2011 für sein Debüt mit dem „Ned Kelly Award for the Best First Fiction“ ausgezeichnet wurde, spult routiniert die Fallentwicklung ab.
Es bleibt natürlich nicht bei einem Mord und eine ganz alte Geschichte, die sich einst in England abspielte, wirkt wie ein Bindeglied der Gesamterzählung. Kwongs alter Chef taucht auf und die Fehler von damals scheinen sich zu wiederholen. Das große Geschäft und die kleinen Schicksale, die auf der Strecke bleiben, bilden den sozialen Hintergrund.
„Prime Cut" wird damit zum Politthriller mit sehr starken Figuren, von denen man mehr erfahren möchte. Carter hat inzwischen zwei weitere Cato Kwong-Krimis geschrieben, die hoffentlich bald übersetzt werden.
Wertung: *****
Titel: Prime Cut
Verlag: Nautilus
Autor: Alan Carter
Seiten: 368
Preis: 19,90 Euro
Killer
Klospülung für einen Killer
Dave Zeltserman nennt seinen schon 2010 erschienen Roman „Killer“ auf seiner Homepage „a quiet meditation into the mind of a killer“. Das Buch gehört zu seiner „Man out of Prison“-Trilogie, die noch nicht vollständig übersetzt wurde („3rd (and best) book of my 'man out of prison' crime thriller series“).
Beim Blick in die Psyche des Auftragskillers March schafft es der Autor, viel Sympathie mitschwingen zu lassen. Leonard March saß 14 Jahre Gefängnis unbeschadet ab. Es hätte schlimmer für ihn kommen können, denn March ließ sich auf einen Deal mit der Staatsanwaltschaft ein, die über 28 Auftragsmorde hinwegsah, dafür aber Marchs Exboss Salvatore Lombard kassieren durfte.
In Rückblenden erzählt Zeltserman Marchs Geschichte, berichtet über seinen Aufstieg in der Unterwelt Bostons, über seine Skrupel und seinen Ausstieg, der ihn letztlich ins Gefängnis bringt.
Zum Zeugenschutzprogramm reichte es nicht, nach 14 Jahren ist March dem brutalen Bostoner Alltag ausgesetzt. Kaum Geld in der Tasche, mit einem Job als Putzkraft, Kinder, die den Kontakt zu ihm ablehnen, dafür aber der geballte Hass der Angehörigen seiner Opferfamilien und natürlich der Lombards. Das Überleben fällt dem schon über Sechzigjährigen nicht einfach, er geht aber seinen Weg. Anders vielleicht, als mancher Leser sich erhofft, konsequent jedenfalls.
Eindrucksvoller Crime Noir- Roman, eine brillante Charakterstudie, 262 Seiten, die atemlos durchgehechelt werden. Hervorragend!
Wertung: *****
Titel: Killer
Verlag: Pulpmaster
Autor: Dave Zeltserman
Seiten: 262
Preis: 9,99 Euro
(Seite 1 von 1, insgesamt 15 Einträge)