Mittwoch, 9. Oktober 2019
ABRA KAZAM!
Für die nächste Geburtstagsplanung von Grundschulkindern sollten Sie das Zauberspiel ABRA KAZAM! mit einplanen. Erfunden hat das magische Spiel Antonin Boccara, der im letzten Jahr mit ATTACK OF THE JELLY MONSTER auf sich aufmerksam machte. Ziemlich abgedreht und spaßig wie das Libellud-Spiel ist auch die Zauberei, für die sogar ein kleiner Zauberstab aus Holz zur Verfügung steht.
Die Startsituation für die Zaubergruppe bis zu acht Kindern wirkt noch ganz einfach. 24 Zauberkarten in zwei Farben liegen in einem 5x5 Raster aus, mittig befinden sich kleine Karten, die den großen Zaubern entsprechen. Der Startspieler nimmt sich den Zauberstab, die oberste mittige Karte und imitiert den dort gezeigten Zauber mit dem Stab in der Luft. Die restliche Gruppe goutiert die Vorstellung und versucht, den Zauber in der Tischauslage wiederzuerkennen. Wer ihn zuerst identifiziert, tippt mit dem Finger auf die passende Karte und nennt den Zauberspruch. Dieser Zauber wirkt sich nun direkt auf ihn aus.
Ab diesem Zeitpunkt fängt Kindern an, das Spiel Spaß zu machen. Manche älteren Spieler steigen allerdings aus. Wer sich gern verrenkt, Arme und Beine verknotet oder zur Katze macht, wird ab sofort die nächsten Runden lachend überstehen. Der Zauber, der über einen kommt, kann simpel sein. So wird man in eine Krabbe verwandelt und muss die nächste Zauberdemonstration mit dem Stab zwischen Daumen und kleinem Finger durchführen. Als Flamingo steht der Zauberer auf einem Bein, als Kätzchen auf drei Pfoten. Den Stab darf auch ein Einhorn nutzen und mit Kopfbewegungen den Zauber ausführen.
Bei allem Spaß und allen Verrenkungen geht es auch bei ABRA KAZAM! um den Spielsieg. Der Zauberer hat das Interesse, dass seine Luftzeichnungen erkannt werden, denn dafür gewinnt er die kleine Zauberkarte. Der Spieler, der den Zauber erkennt, bekommt die große Karte mit seinem Handicap. Wer am Ende nach 14 Zaubersprüchen die meisten kleinen und großen Zauberkarten vor sich hat, gewinnt das Spiel nach 15 bis 20 Minuten.
Große Kindergruppen wollen meist sofort eine Wiederholung, die durch vier unterschiedliche Kartensätze leicht möglich ist. Beim roten Kartensatz sollte man aber vorher klären, ob die Gruppe ihn wirklich regelkonform einhalten will. Dieser verlangt nämlich einen anhaltenden Zauber, von dem der betroffene Spieler erst befreit wird, wenn er einen weiteren Zauberspruch errät. Wer vom „Mus“-Zauber betroffen ist, muss so ständig auf Zehenspitzen tänzeln, um den vielen Mäusen zu entgehen. Bei diesem Dauereffekt kann es allerdings vorkommen, dass sogar achtjährige Kinder streiken, die sonst jeden Schabernack mitmachen.
Wer abgedrehte Spiele mag, wird von ABRA KAZAM! angetan sein. Mit erwachsenen Spielern habe ich aber Spielverweigerung erlebt oder die Betroffenen haben sich einfach dem Spiel entzogen, indem sie keinen Zauber erkennen wollten. Dann mussten sie sich auch nicht zum Affen machen. Als Geburtstagsunterhaltung taugt Boccaras Idee richtig gut, zum Fasching und zu Halloween lässt es sich ebenfalls einsetzen. Für Kinder durchaus jede Woche, Erwachsene, die Spaß an solchen Fun-Spielen haben, greifen wohl eher monatlich nach dem Zauberstab.
Die Präsentation des Spiels ist gelungen. In samtiger Schachtel liegt der Zauberstab, die Grafiken sind mit Blick auf die Zauberwirkungen einfallsreich. Wer mindestens das Kleine Latinum hat, kann so manche Zauberkonsequenz vorher ableiten. So heißt der Katzenzauber ganz simpel „Feles“ und der Einhornzauber entsprechend „Unicornis“. Thematisch ergänzt werden kann ABRA KAZAM! gut durch anspruchsvollere Kost. Da können für die Geburtstagsfeier nach Saft und Kuchen die QUACKSALBER VON QUEDLINBURG mit eingeplant werden oder das neue HARRY POTTER – KAMPF UM HOGWARTS von Kosmos.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: ABRA KAZAM!
Autor: Antonin Boccara
Grafik/Design: Jules Dubost
Verlag: Pegasus
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 3- 8
Spielzeit: ca. 15 - 30 Minuten
Preis: ca. 20 Euro
Spiel 70/2019
Dienstag, 8. Oktober 2019
MISTY
Helvetiq macht im kleinen Kartenspielformat Adlung-Spiele Konkurrenz. Der Verlag, der mit einem Quizspiel über die Schweiz 2008 startete, weist inzwischen schon ein beachtliches Portfolio von kleinen Kartenspielen auf, hinter denen zum Teil hervorragende Ideen stehen. Da ist vor allem das Ausbruchspiel BANDIDO zu nennen, aber auch FOREST, WINSTON und GOTOWN. MISTY, ein neues Spiel dieser Reihe, reiht sich bei den vielen guten Spielen des kleinen Schweizer Verlages ein.
Florian Fay, der das wunderschöne WONDER ZOO für Djeco entwickelt hat, ist der Autor von MISTY, das Felix Kindelán, Helvetiqs Hausgrafiker, wieder mit schnellem Strich umgesetzt hat. .....
Besprechung erscheint in der nächsten Spielerei
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: MISTY
Autor: Florian Fay
Grafik/Design: Felix Kindelán
Verlag: Helvetiq
Alter: ab 6 Jahren
Spielerzahl: 2- 4
Spielzeit: ca. 20 Minuten
Preis: ca. 10 Euro
Spiel 69/2019
Sonntag, 6. Oktober 2019
#MYLIFE
Der Hashtag #mylife bei Instagram besitzt zurzeit über 48 Millionen Einträge und toppt damit #myworld ums Doppelte, hinkt aber #family ganz klar hinterher. #mylife spielt sich vor allem im Urlaubs- Party- und Familienbereich von 20 bis 30jährigen ab. Ab und zu sieht man ein Baby krabbeln, aber Großväter und Urgroßmütter kommen unter diesem Hashtag kaum vor. Da muss man schon #grandpa aufrufen.
In Amigos #MYLIFE sieht das ganz anders aus. Da wird das Leben von der Geburt bis zur Dreistelligkeit der Lebensjahre abgebildet, mit schnellen Strichzeichnungen des Hannoveraner Grafikers Jan Bintakies, der schon im letzten Jahr mit Werwölfen in Benndorfs VERFLUCHT! zu überzeugen wusste. Seine einhundert #MYLIFE-Karten stehen für die typischen Lebensabschnitte vom Krabbeln über das erste Date, die eigene Wohnung und den Jobwechsel bis zur Altersteilzeit und der Senioren-WG ist alles dabei.
Wie das Leben jedes einzelnen in dem Kartenspiel #MYLIFE letztlich aussieht, ist so unterschiedlich wie in der Realität. Es ergibt sich aus der Auswahl von anfangs sechs Handkarten aus der ersten Lebenshälfte und später noch einmal sechs Karten aus dem Reststapel. Fluktuation kommt durch Drafting ins Spiel. Am Ende liegen vor allen Spielern zehn Ereignisse, da jeweils die letzten Karten in beiden Phasen entsorgt werden.
Alle starten mit der Geburt und den Wünschen einer guten Fee, die dem Baby einmal Weisheit und Wohlstand mit in die Wiege gelegt hat, das andere Mal Glück und Gesundheit. Diese Eigenschaften werden benötigt, um Lebensabschnitte aktiv spielen zu können, denn jede Karte verlangt mindestens eine Eigenschaft, einige allerdings vier. Dafür bringen die Karten aber wieder neue Eigenschaften oder Siegpunkte, manchmal aber auch Stress. So bringt ein Umzug zwar lukrative acht Siegpunkte, kostet außerdem aber einen Stresspunkt. Der eigene Blog ist in #MYLIFE erst in der zweiten Lebenshälfte vorgesehen, da kann ich ja gut mithalten. Hilfreich ist er vor allem dadurch, dass er nicht nur zwei Siegpunkte, sondern auch Liebe bringt.
Der Spielablauf folgt den Lebensjahrzehnten. #MYLIFE beginnt in der ersten Phase von ein bis zehn Jahren. Wer dazu eine passende Karte für seinen persönlichen Lebensweg ausspielt, musst bei dieser Karte die Eigenschaftsanforderungen nicht erfüllen. In jedem anderen Fall müssen zuvor passende Karten liegen. Wer Krabbeln möchte, braucht die Eigenschaft Glück, was aber nur drei der sechs Babys mitbringen. Wer die Anforderungen nicht erfüllt, legt seine Karte quer zum Lebensweg, kann diese später aber noch aktivieren.
Mit den ausgelegten Karten können die Spieler nicht nur weitere Ereignisse ausspielen, sondern besondere Lebensziele erreichen. Zu jedem neuen Lebensabschnitt wird ein solches Lebensziel aufgedeckt, das für Lottogewinn oder Marathonteilnahme Siegpunkte für den ersten Spieler einbringt, der die Bedingungen erfüllt. Wer zu viel Stress abbekommen hat, muss aber auch für ein gebrochenes Bein oder einen Hexenschuss negative Punkte als „Lebensziel“ aufnehmen. Nach der zehnten Runde werden die Lebenswegereignisse bilanziert. Ein stressfreies Leben, dessen Zufriedenheit durch viel Liebe kommt, ist meist Garant für den Spielsieg.
Spielerisch bietet #MYLIFE Hausmannskost, ein simples Konstrukt aus Kartendrafting, der Sammlung von Eigenschaften und Erfüllung von Zielen. Amigo nennt daher auch keinen Autor oder Redakteur, der in der Verantwortung steht. Atmosphärisch funktioniert die Idee aber gut. Das hängt mit der eigenen Betroffenheit zusammen, den eigenen Sehnsüchten und Wünschen, über die dann oft gesprochen wird. Irgendwie will jeder mindestens die Kreuzfahrt, besser die Weltreise durchführen und am Lebensende Stress abbauen, wenn die Firma verkauft oder der Keller ausgemistet wird. Ein erfülltes Leben liegt dann vor jedem aus, das zu mehr oder weniger viel Zufriedenheit führt. So halb zufrieden lässt mich daher auch das Spiel zurück, für das ich gerne nächste Woche wieder meine Lebensabschnitte sammele.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: #MYLIFE
Autor: o.A.
Grafik/Design: Jan Bintakies
Verlag: Amigo
Alter: ab 10 Jahren
Spielerzahl: 2- 6
Spielzeit: ca. 30 Minuten
Preis: ca. 10 Euro
Spiel 68/2019
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