Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Kreiselnd ins Rentenalter
Alfelder Spieleerfinder erfährt viel Anerkennung beim Spieleautoren-Treffen in Göttingen
Eines der ältesten Kinderspiele ist der Kreisel. Ein beliebter Zeitvertreib, der sich vermutlich von der häuslichen Tätigkeit des Spinnens ableiten lässt. Es gibt fast keinen Kulturbereich unserer Erde, in dem der Kreisel nicht zu finden ist. In altägyptischen Grabbeigaben ist er ebenso nachweisbar wie bei Indianern im brasilianischen Dschungel. Cato, sittenstrenger Römer, prägte den Satz, der im ganzen europäischen Mittelalter Geltung besaß: "Den Kreisel darfst du treiben, das Würfelspiel musst du meiden." [trochos ludo, aleas fugo].
Der Faszination des Kreiselspiels konnte sich der Alfelder Martin Schulz nicht entziehen. Im Rentenalter noch einmal aktiv werden und etwas Neues unternehmen, das erhoffte er sich vor zwei Jahren von einer Kreiselspielidee, die er im Oktober '92 an den Ravensburger Spieleverlag schickte. In den 60er Jahren hatte der ehemalige Schichtführer der Alfelder Papierfabrik ein ähnliches Spiel der Firma Schmidt Spiel&Freizeit kennengelernt, das er nun eigenständig weiterentwickelt hat.
Ravensburger konnte als Brettspielverlag mit diesem Geschicklichkeitsspiel nicht viel anfangen, lobte aber die Fleißarbeit. Ähnliche Kreiselroulette-Spiele (TIROLER KREISEL) seien relativ bekannt und auf dem Markt, so der Tenor. Martin Schulz verknüpft aber das Drehen des Kreisels mit einem bewegbaren Spielbrett. Sein Kreisel wandert durch eine hübsche Wegelandschaft. Ein weites Vorwärtsdrehen bringt entsprechend viele Punkte. Der pfiffige Dreh des Spielebastlers besteht darin, dass sein Wegeplan auf einer großen hölzernen Kugel lagert, so dass durch entsprechendes Heben und Senken des Spielbrettes der Kreisel in die erforderliche Richtung dirigiert werden kann.
In liebevoller Handarbeit fertigte dann Martin Schulz seinen SPAZIERGANG MIT KREISEL selbst. In zwei verschiedenen Größen produziert er inzwischen sein Spiel weitgehend aus Holzmaterialien, die an eine Eisenbahnlandschaft erinnern.
Viel verdienen kann er nicht mit seiner Bastelei, die großen Holzkästen sind sehr preisgünstig zu erwerben. Dafür hat Martin Schulz aber ein Hobby gefunden, dessen positives Echo auf Spieleveranstaltungen ihm mehr als Geld einbringt. Der Spaß der Kinder, aber auch der Erwachsenen, die sich am Kreisel versuchen, ist ihm der größte Lohn.
Titel: SPAZIERGANG MIT KREISEL
Verlag: Eigenverlag, Schieferkamp 11, 31061 Alfeld
Autor: Martin Schulz
Spielerzahl:1-8
Spieldauer: variabel
Preis: 35.- oder 59.- DM
Spiel 1201994 R113/2021
Die Rezension erschien 1994
Wertung Spielreiz damals 5 von 10 Sternen,
das entspricht: Nächste Woche wieder
Zum Spiel und zum Autor
Das Foto zeigt Martin Schulz 1994 auf dem Autorentreffen in Göttingen