
Es war einmal
Rückblick auf Rezensionen zwischen 1990 und 2010
Spiel des Jahres- Tipp - Stimmung am Spieltisch ist garantiert: SEERÄUBER
Fast ein Drittel der diesjährigen nominierten Spiele im Kinder- und Familienspielbereich greift das Thema Piraten auf. Im Kinderspielbereich sind es das raffinierte Schatzsammelspiel PIRATTISSIMO und DER SCHWARZE PIRAT, dessen Segelschiffe durch einen Blasebalg angetrieben werden. Um den Hauptpreis „Spiel des Jahres“ bewirbt sich das Spiel SEERÄUBER (Queen Games) von Stefan Dorra.
Das Spiel des niedersächsischen Spielautors für drei bis fünf Spieler ab acht Jahren zeichnet sich durch einen schnellen Zugang aus. 15 unterschiedlich wertvolle Frachtsegler stellen die Beute für die Piraten, von denen jeder Spieler fünf in Form von runden Holzscheiben mit verschiedenen Zahlenwerten besitzt, dar. Im Ausguck erblicken die Piratenspieler zu Beginn drei mögliche Opfer, dafür sind sie bereit, ihre Korsaren auf Entertour zu schicken. Das eigentliche Spiel ist simpel, aber trotzdem richtig spannend.
Die Frachtsegler, schöne Schiffskarten, signalisieren, welches Geld und welche Schätze sie an Bord haben, aber auch wie viele Piraten benötigt werden, um den Segler zu entern. Dazu müssen die Spieler Entermannschaften zusammenstellen. Da ist bei allem Gegeneinander Teamgeist angesagt. Zum Entern werden die Piratenscheiben ins Spiel gebracht, einzeln gesetzt oder auf einem schon vorhandenen Piratenstapel platziert. Den Scheibenturm befehligt immer der oben auf liegende Piratenspieler. Ist der Stapel so hoch, dass die Zielvorgabe für ein Schiff erreicht ist, kann geentert werden. Der Spieler dessen Pirat oben liegt erhält einen Schatz, bei vielen Schiffen erhält auch der zweite Spieler ein weiteres Beutestück. Der Kapitän erhält den Geldwert des Schiffes ausbezahlt, muss aber alle seine Kombattanten entsprechend ihres Wertes ausbezahlen. Aufpassen sollte man dabei schon, damit nicht aus der eigenen Kasse zugeschossen werden muss. Wenn auf diese Weise alle 15 Schiffe Opfer der Piratenteams geworden sind, endet das Spiel. Das meiste Geld und die meisten Schatzkarten bestimmen nach einer knappen halben Sunde den Spielsieger.
SEERÄUBER spielt sich einfach und zügig. Wiederholungspartien sind garantiert, da der Reiz des Mit- und Gegeneinanderspielens zum Ausprobieren immer neuer Strategien reizt. In diesem fetzigen Piratenduell reagieren die Spieler direkt aufeinander, insofern ist es das interaktivste der fünf nominierten Spiele. Keiner muss grübelnd allein für sich hin spielen, immer sind die Züge der Mitspieler im Blick zu behalten. Der leichte Zugang, das animierende Spielmaterial und die Stimmung am Spieltisch, die SEERÄUBER hervorruft , machen das außerdem noch äußerst preiswerte Spiel zu einem heißen Kandidaten für das „Spiel des Jahres“ 2006.
SEERÄUBER
Verlag: Queen Games
Autor: Stefan Dorra
Grafik: Jo Hartwig
Alter: ab 8 Jahren
Anzahl Spieler: 3-5
Spieldauer: ca. 30 Minuten
Preis: ca. 13 Euro
Spiel 22/2006 R136/2021
Die Rezension erschien 2006 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder

Zum Spiel und zum Autor:
Der in der Nähe von Hildesheim lebende Sprachheilpädagoge Dorra startete 1992 seine Autorenkarriere mit einem Achtungserfolg. Sein Zocker-Spiel RAZZIA landete auf der Auswahlliste der Jury, erreichte den 9. Platz beim Deutschen Spielpreis und den 6. bei À la Carte. RAZZIA ist letztlich der Vorgänger für HICK-HACK IN GACKELWAG, das familienspieltauglicher gemacht wurde. Eine grafisch überarbeitete Neuauflage erschien 2014.
1994 bestimmte sein INTRIGE die Messediskussion auf der Spiel in Essen. Das Spiel erreichte den vierten Platz beim Deutschen Spielepreis.
Mit LINIE 1 war er wahrscheinlich am dichtesten am Spiel des Jahres dran. Er hatte nur das Pech, dass Teubers CATAN unschlagbar war. Daher reichte es „nur“ für die Auswahlliste und den zweiten Platz beim Deutschen Spielepreis und wurde mehrfach neu aufgelegt.
Mit den Spielern SEERÄUBER (2006), LAND IN SICHT (2009) und ESELSBRÜCKE (2011) war er dann später ebenfalls nominiert. Für MEDINA (2001) bekam er noch einmal den 2. Platz beim Deutschen Spielepreis.
Das Bild zeigt Dorra mit seiner Gattin Rita und André Maack von Ravensburger im SEERÄUBER-Jahr 2006.