
Donna Leon übertreibt etwas in diesem Jahr, schon der zweite Brunetti 2015, nachdem sie den ersten einen TOD ZWISCHEN DEN ZEILEN hat sterben lassen. Irgendwie fällt es ihr ja nicht schwer, die gewohnte Routine abzuspulen. Ihr ENDLICH MEIN ist auch ihr persönliches ENDLICH ZURÜCK in die Opernwelt, in der die Autorin sich besonders zu Hause fühlt. Nach VENEZIANISCHES FINALE und ACQUA ALTA taucht die Sopranistin Flavia Petrelli wieder auf.
Der spannendste Teil des Buches läuft auf den ersten Seiten ab. Das sich scheinbar real abspielende Drama erweist sich als TOSCA-Inszenierung mit Flavia in der Hauptrolle. Überschüttet von gelben Rosen nimmt sie die Ovationen des Publikums entgegen, darunter auch die von Salvo und Paola Brunetti. Bald muss Flavia den Commissario um Hilfe bitten, denn sie fühlt sich von einem Rosenkavalier verfolgt. Gelbe Rosen, wohin sie auch geht, in London und Petersburg, in ihrer venezianischen Künstlergarderobe und in ihrem Palazzo.
Das, was sich entwickelt, kommt an die Dramatik der Eingangsszene überhaupt nicht heran. Langatmig geht es um Stalker, um eine Nachwuchssängerin, die eine Treppe hinabgestoßen wird, um die Leiden des Künstlerlebens. Das Ganze retten eigentlich nur die unterhaltsamen Intrigen im Kommissariat, der alte Kampf von Signorina Elettra gegen ihren Vize-Questore. Der Wiedererkennungswert ist hoch, aber irgendwann ist der Kredit aufgezehrt. Ich warte jedenfalls das Silberjubiläum mit dem 25. Brunetti im Mai nächsten Jahres noch ab, bevor ich mich eventuell endgültig von Venedig verabschiede. Vielleicht heißt es dann ja auch nicht ENDLICH MEIN, sondern ENDLICH SCHLUSS!
Wertung: **
Titel: Endlich mein
Verlag: Diogenes
Autor: Donna Leon
Seiten: 307 Seiten
Preis: 24 Euro