Samstag, 16. Oktober 2021
TURN
SAMMELSURIUM
Bütehorn: TURN
Die Buchkassetten, die Ravensburger und Pelikan bis Mitte der 70er Jahre herausbrachten, waren wirtschaftlich nur bedingt Erfolge für die Verlage. Als beide Firmen ihre Reihen einstellten und die hannoverschen Pelikane dann bald auch ihre Spielproduktion, füllte die Lücke eine neue Firma aus dem Umfeld von Hannover. Die Bütehorn KG brachte ab 1976 wertige Buchschuber-Spiele unter dem Dach des Buchholz Verlags in Sarstedt bei Hannover heraus, hielt sich allerdings auch nur bis 1982 auf dem Markt.
Markenzeichen der Buchkassetten aus Sarstedt waren Klappdeckel und Druckknopf-Verschluss an einem Leinenanhänger. Heute ist das zwar eine Schwachstelle vieler in die Jahre gekommenen Spiele, damals war das aber eine originelle Idee. Eine Reihe der Ausgaben in den 80ern verzichtete dann schon auf diesen Verschluss und nutzte einen normalen Pappdeckel. Von diesen Ausgaben wurden mit der Insolvenz des Verlags einige von Hexagames übernommen. Der Verlag aus Dreieich nutzte die Spiele, um ein gutes Startprogramm neben dem Wirtschaftsspiel LONG SHORT zu haben.
Das Bütehorn-Programm war geprägt von großen, mittleren und kleinen Buchkassetten-Spielen. Daneben gab es einige Spiele in flachen Schachteln u.a. die damals sehr bekannten Ferienrallys. Prägend für die Programmgestaltung war Erik Grischeit als Produktmanager, er hatte vorher für Parker gearbeitet. Grischeit, der mit dem Schweizer Journalisten Walter Luc Haas befreundet war, holte bekanntere Autoren ins Programm. So kam er an DAMPFROSS, das in der Ausgabe von Schmidt Spiele 1984 Spiel des Jahres wurde. Auf der ersten Liste der Jury Spiel des Jahres 1979 waren gleich zwei Titel des Verlages vertreten. SETI bekam den ersten Sonderpreis für das schöne Spiel. Die Jury wollte damit zugleich auch den Buchholz-Verlag für sein Bemühen um besonders schön und aufwändig gestaltete Spiele würdigen. Neben SETI landete BLOCKADE von Sid Sackson auf der Auswahlliste. RÄUBER UND GENDARM von Rudi Hoffmann kam 1981 auf dem Bronzeplatz in diesem Jahr, hinter SAGALAND und FOCUS. 1982 schaffte es dann GEISTER von Alex Randolph auf die Liste der Jury.
TURN
Zwischen 1973 und 1976 hat Brian McCarthy vor allem Spiele für zwei Personen veröffentlicht. Sein erstes Spiel THE NAVY GAME war eine Art Schiffeversenken, das bei Ariel Productions erschien. Mit TANK COMMANDER wechselte McCarthy zur Kriegssimulation auf dem Land, diesmal bei Smurfit Games. Sein englischer Verlag, der alle weiteren vier Spiele von ihm veröffentlichte, bot ab sofort keine martialischen Feldschlachten mehr an, sondern eher abstrakte Duelle.
Zwei dieser Spiele übernahm Bütehorn, einmal das raffinierte Zahnradspiel THE POWER GAME (1975), das Bütehorn als TURN veröffentlichte. Dann das Z Game, das 1979 als DIE Z STRATEGIE bei Bütehorn in der kleinen Schachtel erschienen ist.
TURN erschien bei Bütehorn in einem seltenen Schachtelformat (20x19x2 cm), das so in der Reihe nicht mehr auftauchte. Das mag auch daran gelegen haben, dass die Firma das originale Material von THE POWER GAME übernahm, entsprechend findet man den Schriftzug „power game“ noch auf dem Spielbrett.
In TURN platzieren zwei Spieler auf einem Brett mit 6x8 Feldern Zahnräder und drehen sie, um das Hauptzahnrad ihrer Gegner in eine bestimmte Richtung zu bewegen. Jeder besitzt dafür acht kleine Plastikzahnräder, davon ist ein Antriebsrad farblich leicht abgehoben, das eine Drehrichtung anzeigt. Anfangs stehen sich alle Zahnräder aufgereiht und nur in sich verzahnt auf den jeweiligen Grundlinien gegenüber. Wer am Zug ist, darf ein beliebiges Rad versetzen, ganz simpel auf eine benachbarte Achse in alle Richtungen. Auf Konnexität der eigenen oder fremden Radreihe muss nicht geachtet werden. Erst wenn es gelingt, beide Antriebsräder miteinander zu verbinden, kommt der scheinbar entscheidende Dreh. Dann muss das eigene Antriebsrad so gedreht werden, dass sich das gegnerische in Pfeilrichtung dreht.
Kinder experimentieren gerne mit diesem Zahnrad-Wirrwarr, Erwachsene erkennen schnell, dass das Ende überhaupt nicht spannend ist. Letztlich hängt es nur davon ab, ob der Abstand der Antriebsräder gerade oder ungerade ist. Wer das weiß, kann TURN eigentlich nur destruktiv spielen oder auf einen Fehler des Gegners warten, das macht nicht wirklich Spaß und führt meistens zu einer Patt-Situation.
Titel: TURN
Autor: J. Brian McCARTHY
Verlag: Bütehorn
Spielerzahl: 2
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: ca. 20 Minuten
Preis: ca. 15.- DM
Wertung: Nächsten Monat wieder
Sammelsurium 42 – S42/2021
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