Sonntag, 24. Oktober 2021
CONQUEST
SAMMELSURIUM
Bütehorn Buchkassetten: CONQUEST
Die Buchkassetten, die Ravensburger und Pelikan bis Mitte der 70er Jahre herausbrachten, waren wirtschaftlich nur bedingt Erfolge für die Verlage. Als beide Firmen ihre Reihen einstellten und die hannoverschen Pelikane dann bald auch ihre Spielproduktion, füllte die Lücke eine neue Firma aus dem Umfeld von Hannover. Die Bütehorn KG brachte ab 1976 wertige Buchschuber-Spiele unter dem Dach des Buchholz Verlags in Sarstedt bei Hannover heraus, hielt sich allerdings auch nur bis 1982 auf dem Markt.
Markenzeichen der Buchkassetten aus Sarstedt waren Klappdeckel und Druckknopf-Verschluss an einem Leinenanhänger. Heute ist das zwar eine Schwachstelle vieler in die Jahre gekommenen Spiele, damals war das aber eine originelle Idee. Eine Reihe der Ausgaben in den 80ern verzichtete dann schon auf diesen Verschluss und nutzte einen normalen Pappdeckel. Von diesen Ausgaben wurden mit der Insolvenz des Verlags einige von Hexagames übernommen. Der Verlag aus Dreieich nutzte die Spiele, um ein gutes Startprogramm neben dem Wirtschaftsspiel LONG SHORT zu haben.
Das Bütehorn-Programm war geprägt von großen, mittleren und kleinen Buchkassetten-Spielen. Daneben gab es einige Spiele in flachen Schachteln u.a. die damals sehr bekannten Ferienrallys. Prägend für die Programmgestaltung war Erik Grischeit als Produktmanager, er hatte vorher für Parker gearbeitet. Grischeit, der mit dem Schweizer Journalisten Walter Luc Haas befreundet war, holte bekanntere Autoren ins Programm. So kam er an DAMPFROSS, das in der Ausgabe von Schmidt Spiele 1984 Spiel des Jahres wurde. Auf der ersten Liste der Jury Spiel des Jahres 1979 waren gleich zwei Titel des Verlages vertreten. SETI bekam den ersten Sonderpreis für das schöne Spiel. Die Jury wollte damit zugleich auch den Buchholz-Verlag für sein Bemühen um besonders schön und aufwändig gestaltete Spiele würdigen. Neben SETI landete BLOCKADE von Sid Sackson auf der Auswahlliste. RÄUBER UND GENDARM von Rudi Hoffmann kam 1981 auf dem Bronzeplatz in diesem Jahr, hinter SAGALAND und FOCUS. 1982 schaffte es dann GEISTER von Alex Randolph auf die Liste der Jury.
CONQUEST
Der amerikanische Spieleautor Donald Benge verdiente sein Geld mit seltenen Münzen. Sein 1972 veröffentlichtes Strategiespiel CONQUEST war nur ein Zuverdienst. Nebenbei war Benge sportlich aktiv, so konnte er sich mehrmals für das amerikanische Seniorenteam im Fechten qualifizieren.
Duell-Charakter trägt auch die ursprüngliche Auseinandersetzung in seinem Eroberungsspiel CONQUEST. Im Grunde genommen eine SCHACH-Variante, die den Kriegsspielcharakter betont mit Soldaten, Elefanten, Streitwagen, Reitern, großen und kleinen Schiffen, die um zwei Inseln kämpfen, deren Hauptstädte es zu erobern gilt.
Die Strategie ergibt sich aus einer optimalen Planung der Bewegung der Figuren, die nicht wechselseitig erfolgen, sondern über 20 Bewegungspunkte abgewickelt werden. Die zehn Soldaten dürfen beispielsweise nur zwei Felder weit ziehen, die Elefanten und Reiter sechs Felder. Streitwagen und Galeonen kommen acht Felder weit, kleinere Schiffe nur sechs. Das Interessante sind die Transportmöglichkeiten, die beispielsweise die Soldaten ganz schön weit bringen. So nehmen die Elefanten bis zu zwei Soldaten mit. Beide Schiffsarten transportieren auch Elefanten mit Soldaten, aber auch Ritter oder Streitwagen oder ein oder zwei Soldaten. Die Soldaten ähneln den Bauern im SCHACH, die Reiter den Springern, denn sie dürfen zumindest eigene Figuren überspringen. Geschlagen wird ebenfalls wie beim Klassiker, man zieht auf das entsprechende Feld des Gegners, allerdings sind die Elefanten für die Soldaten zu mächtig und der Gegner darf sofort kontern, auch wenn er nicht am Zug ist, sodass Bauernopfer eine ganz neue Qualität erhalten.
CONQUEST ist deutlich vielschichtiger als man anfangs denkt, die Planungen zwischen Angriff und Verteidigung bereiten viel Vergnügen. Vor allem die Bewegungsoptionen durch die Flotte sind nicht zu unterschätzen, auch die Entscheidung für 20 Bewegungspunkte lassen viel zu. Aufs exakte Zählen genau dieser Punkte muss man aber achten. Hilfen dazu bietet das Spiel nicht an.
Neben der Version für zwei Spieler hat Benge in den 80ern eine Variante für vier Spieler entwickelt, außerdem ein CONQUEST PLUS mit Katapulten und Belagerungsmaschinen. Diese Ausgaben erschienen bei Hexagames. CONQUEST gehörte zu den Spielen, die die Firma von Bütehorn übernahm.
GRAND CONQUEST, das Benge kurz vor seinem Unfalltod 2007 noch entwickelt hat, ein Spiel mit Kamelen und Burgen mit Zugbrücken erschien bei Numbskull Games. Benge erfand auch eine Schachvariante namens QUEST CHESS, die auf Prinzipien von CONQUEST basiert.
Titel: CONQUEST
Autor: Donald Benge
Verlag: Bütehorn
Spielerzahl: 2
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: ca. 30 Minuten
Preis: ca. 55.- DM
Wertung: Gerne morgen wieder
Sammelsurium 43 – S43/2021
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