
Cocktailbar und Hängematte
Nachdem mit Wintertime 2006/07 nicht viel war, dürfen wir uns, der Klimaerwärmung sei Dank, wahrscheinlich wieder auf eine heiße Sommerzeit einstellen. Wenn Sie die Urlaubsplanung diesmal in die Südsee führt, dann können Sie mit dem Spiel SUMMERTIME von Inka und Markus Brand sich schon kräftig auf Erholung, aber auch Urlaubsärger einstimmen.
Das Gummersbacher Ehepaar ist mit einem großen DINOSAURIER-SPIEL 2006 bei Kosmos erstmalig in Erscheinung getreten. 2007 treten sie hochkarätiger mit GUATEMALA-CAFÉ (Eggert Spiele) und DER GOLDENE KOMPASS (Kosmos) an. Vom Anspruch dazwischen angesiedelt ist das für zwei Spieler konzipierte taktische Legespiel SUMMERTIME, das auch bei Kosmos erschienen ist.
Sand, Palmen, Korallenriff, die Cocktailbar und Hängematte in Sichtweite, Urlaubsstereotype, die auf 34 Spielkarten daherkommen. Zwei davon erhalten beide Spieler zu Spielbeginn, die restlichen werden in drei Stapeln mit je zehn Karten für das Spiel vorbereitet. Drei Karten werden, den Stapeln jeweils zugeordnet, aufgedeckt und stehen zum Erwerb zur Verfügung. Die Kosten ergeben sich aus den Angaben auf den Kartenrückseiten der drei Kartenstapel. Bezahlt wird mit Naturalien, Korallen, Muscheln, Kokosnüssen, Brotfrüchten und Seerosen. Von dieser Inselwährung besitzen die Spieler zu Spielbeginn jeweils drei Einheiten, kleine Pappchips, die offen liegen. Jede Urlaubskarte kostet drei Chips, mit der Ausnahme der zehnten Karten ist die Verteilung der Kosten stets auf zwei Sorten beschränkt.
Abwechselnd dürfen die Spieler zwischen drei Aktionen wählen, sie dürfen eine der offen liegenden Karten kaufen, dafür müssen die geforderten drei Chips umgedreht werden. Eine erworbene Karte darf in eine Urlaubslandschaft von 5x6 oder 6x5 Karten ausgelegt werden, sie darf aber auch auf der Hand gehalten werden und im Laufe des Spiels mit maximal vier weiteren Karten punkteträchtig platziert werden. Ein Spieler, der nichts kauft, darf seine Urlaubskasse für weitere Einkäufe aufbessern und alle umgedrehten Chips wieder aufdecken. Zuletzt darf man auch einfach gar nichts tun und passen. Machen das beide Spieler hintereinander, werden die angebotenen Karten ausgetauscht.
Entscheidend für den Spielgewinn ist die geschickte Kartenauslage, bei der einige Bedingungen zu beachten sind. Grundsätzlich dürfen die Karten, sobald die erste gelegt ist, nur anliegend platziert werden. Weitere Legeregeln ergeben sich aus Bedingungen der Karten, die am oberen Rand einen Zahlenwert oder Multiplikationsfaktor tragen und oft weitere Abbildungen. Für Karten mit Abbildung gilt, dass sie passend angrenzend zu dem jeweiligen Bildmotiv gelegt werden müssen. Für das Ablegen der Karten erhalten die Spieler die angegebenen Punktwerte, die auf einem Zählplan sofort angezeigt werden. Wichtig sind dabei die Multiplikatorkarten, die meist eine Verdopplung manchmal aber auch Verdreifachung angrenzender Werte bringen.
Das Spiel endet, wenn keine Karten mehr gekauft werden können oder wenn die Kartenauslage vollständig gefüllt ist. Karten, die die Spieler dann noch auf der Hand haben, kosten jeweils fünf Siegpunkte. Wer am Ende auf der Zähltafel die Nase vorn hat, gewinnt nach dreißig durchaus vergnüglichen Minuten SUMMERTIME.
Das Kartenmaterial vermittelt eine etwas unterkühlte, verkitschte Urlaubsstimmung, die Pappchips zum Bezahlen sind solide, die große Zähltafel eine nette Dreingabe. Der Zugang zum Spiel fällt leicht, was nicht bedeutet, dass das Spiel selbst keinen Tiefgang besitzt. Da ist schon einiges zu berücksichtigen beim Kartensammeln, beim richtigen Nutzen der vorhandenen Auslage, beim Verbauen eben dieser und beim rechtzeitigen Reaktivieren der Tauschhandelsgüter. Das ist wie im richtigen Urlaub, wer mit seinen Handtüchern Liegeplätze zuerst belegt hat, kann sich danach beruhigt in die Sonne legen.
Titel: SUMMERTIME
Verlag: Kosmos
Autoren: Inka und Markus Brand
Illustration: Tanja Donner
Spieleranzahl: 2
Alter: ab 10 Jahren
Dauer: ca. 30 Min.
Preis: ca. 14 Euro
Spiel 21/2007 R187/2021
Die Rezension erschien 2007 unter www.spiel-und-autor.de
Wertung Spielreiz damals 7 von 10 Sternen,
das entspricht: Gerne morgen wieder

Zum Spiel und zu den Autoren:
Die erfolgreichste deutsche Autorenfamilie Inka und Markus Brand (44 und 46 Jahre alt) mit ihren Kindern Emily und Lukas stammt aus Gummersbach. Markus ist der Sohn von Heiner Brand, dem ehemaligen Bundestrainer der deutschen Handballnationalmannschaft. Die Hochzeit gemeinsamer Freunde brachte die beiden als Tischpartner zusammen, später als Spielpartner in einer ersten Partie von Randolphs DIE GUTEN UND DIE BÖSEN GEISTER. Die guten spielerischen Geister begleiteten von nun an ihre Beziehung, so dass sie bald nicht mehr voneinander lassen wollten.
Und davon profitierte die gesamte Spieleszene. Zu ihren ersten Veröffentlichungen gehörte SUMMERTIME. Die ersten Erfolge fuhren sie mit Kinderspielen ein, so mit den Nominierungen zum Kinderspiel des Jahres mit FLUSS DER DRACHEN (Kosmos 2008) und MONSTERFALLE (Kosmos 2011). Für eben dieses Spiel und BURG DER 1000 SPIEGEL (Kosmos 2009) gab es den Deutschen Kinderspielpreis.
Der erste große Erfolg kam mit VILLAGE (Eggert 2011) für das das Pärchen sowohl den Preis für das Kennerspiel des Jahres 2012 bekam als auch den ersten Platz beim Deutschen Spielepreis.
Überragend läuft ihre EXIT-Reihe bei Kosmos seit 2017 (Kennerspiel des Jahres). Ausgezeichnet wurden daneben noch Spiele wie RAJAS OF THE GANGES (HUCH! 2017), WORD SLAM (Kosmos 2016) und MURANO (Lookout Spiele 2014).
Das Foto zeigt die Brands auf dem Autorentreffen in Göttingen 2007.