
Der Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor Manzini gehört nun auch zu den italienischen Krimiautoren, die markante Ermittlerfiguren entwerfen. Camilleri, der Erfinder Montalbanos, findet Manzinis Rocco Schiavone „außergewöhnlich“. Ich finde ihn erst einmal gewöhnungsbedürftig, ein Antiheld, der ins abgelegene Aosta-Tal aus der Hauptstadt strafversetzt wurde.
Schiavone hat die Lust an der Arbeit, die Lust am Leben verloren. Frustriert von seiner Abschiebung, verzweifelt über den Tod seiner Frau, retten ihn nur der morgendliche Joint und abfällige Sprüche über Kollegen in den Tag hinein. Etwas mehr Leben kommt in ihn, als er dem scheinbaren Selbstmord einer jungen Frau nachgeht. Schnell wird klar, diese Frau ist entsetzlich gequält worden. Dem Hauptverdächtigen, ihrem Mann, ist aber erst einmal nichts nachzuweisen. Hat er ein perfektes Verbrechen begangen oder gibt es doch einen anderen Täter?
Der Zynismus Roccos ist nicht jedermanns Sache, auch seine unorthodoxen Ermittlungs- und Rachemethoden sind weit weg von denen eines Brunetti in Venedig. Dafür überzeugt der Polizist durch seine entlarvende Ehrlichkeit. Wenn er sein Gegenüber oft mit Tieren vergleicht, wirkt er meist selbst wie ein Elefant im Porzellanladen, durchaus aber auch ausgestattet mit dem beachtlichen Gedächtnis des Rüsseltieres, das es ihm ermöglicht, Intrigen zu entwirren und den Roman zu einem überraschenden Ende zu führen.
Wertung: ***
Titel: DIE KÄLTE DES TODES
Verlag: rororo
Autor: Antonio Manzini
Seiten: 316 Seiten
Preis: 9,99 Euro