Schon in ARCHAEOLOGY, Phil Walker Hardings erstem Spiel, ging es um Ägypten. 2007 brachte er es noch in seinem Kleinverlag Adventureland Games heraus. Für die Kartenspielvariante erhielt er ein Jahr später in seinem Heimatland die Auszeichnung „Best Australian Game“. Spätestens seit CACAO (Abacus) im letzten Jahr ist der australische Spieleautor auch bei uns kein Unbekannter mehr. Ist er 2015 noch knapp an der Nominierung zum „Spiel des Jahres“ vorbei geschrammt, klappt es dieses Jahr mit IMHOTEP (Kosmos), in dem der Autor uns erneut nach Ägypten führt. Mit diesem Spiel hat er schon vor sechs Jahren noch unter dem Titel BUILDERS OF EGYPT den zweiten Platz beim italienischen Autorenwettbewerb Premio Archimede gewinnen können.
Vor 4700 Jahren sprach man dem Baumeister Imhotep eine Bedeutung zu, wie sie später vielleicht nur Leonardo da Vinci besaß. Imhotep war nicht nur für den Bau der Djoser-und Sechemchet-Pyramiden in Sakkara verantwortlich, später hielt man ihn auch für den Erfinder der ägyptischen Schrift und Begründer der ägyptischen Medizin, verehrte ihn sogar als Heilgott. In Phil Walker Hardings IMHOTEP geht es um den Baumeister. Zwei bis vier Spieler ab zehn Jahren dürfen seine Rolle übernehmen und sich am Bau der allerersten Stufenpyramide beteiligen und zusätzlich noch einen Tempel, eine Grabkammer und einen Obelisken errichten. Auf dem umtriebigen Markt besorgen sie sich Unterstützung für ihre Aktivitäten.
Baustellen und Markt liegen alle am Nil und können dadurch mit Booten angefahren werden. Entsprechend einfach ist der Spielablauf. Die Bauherren dürfen für Baunachschub sorgen und damit drei große Holzbausteine ihrer Spielfarbe in ihren persönlichen Vorrat übernehmen. Sie können aber auch eines der vier Boote beladen, die Platz für ein bis vier Steine bieten. Schließlich dürfen sie, wenn eine bestimmte Ladung erreicht ist, mit einem Boot zu einem der Orte fahren. Dort werden die Steine entladen und sofort verbaut oder am Markt gegen Karten eingetauscht. Jeder Stein in der Pyramide bringt sofort Siegpunkte, die gleich auf der Wertungstafel angezeigt werden, Tempelbauten werden am Rundenende abgerechnet, Steine in der Grabkammer und auf den Obelisken sogar erst bei Spielende. Ähnlich ist es bei den Karten vom Markt, die Zusatzaktionen bringen, aber auch für die Schlusswertung interessant sein können.
Sechs Runden lang werden die Steine verschifft und jedes Mal geht es um abwägende Fragen nach Punkten auf den Baustellen, zusammenhängende Steinketten oder Höhe der Bauten. Wer fährt welches Boot wohin? Nichts ist sicher in dem Spiel, da Mitspieler durchaus auch Boote versetzen dürfen, in denen sie selbst nicht vertreten sind. Das ist ständiges Kribbeln, das ist Spannung pur, Runde für Runde. Der Ärgerfaktor ist auszuhalten, da jede Anlandung einen positiven Effekt besitzt.
Zur gelungen Atmosphäre trägt das großzügige Spielmaterial bei, sodass das dreidimensionale Wachsen der Bauwerke haptisch und optisch zum Vergnügen wird. Völlig berechtigt lobt die Jury den schlanken, taktischen Mechanismus, der mit seinen immer wieder kniffligen Entscheidungen zusammen mit dem stimmigen Material ein rundes und spannendes Familienspiel aus dem Wüstensand forme. IMHOTEP ist eines der herausragenden Spiele dieses guten Jahrgangs, sodass nach CAMEL UP vielleicht erneut eine Pyramide bei der Preisvergabe eine entscheidende Rolle spielt.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: IMHOTEP
Autoren: Phil Walker Harding
Verlag: KOSMOS
Alter: ab 10 Jahren
Spielerzahl: 2-4 Spieler
Spielzeit: ca. 45 Min.
Preis: ca. 35 Euro