
Chapeau! Was 1999 und 2000 das damalige Autorenduo Wolfgang Kramer und Michael Kiesling vorgemacht haben, könnte das aktuelle Traumduo Alexander Pfister und Andreas Pelikan 2015 und 2016 wiederholen. Ging es bei Kramer&Kiesling noch um den roten Pöppel, einen anderen gab es damals nämlich noch nicht, treten die beiden österreichischen Autoren zum zweiten Mal um den Kampf um das Kennerspiel an. BROOM SERVICE war die große Überraschung 2015, der könnte nun ISLE OF SKYE folgen.
Was wie eine einfache schottische CARCASSONNE-Variante aussieht, ist ein deutlich komplexeres Legespiel, in dem jeder an seiner persönlichen Hebriden-Insel basteln darf. Die Haupteinnahmequellen auf Skye sind der Tourismus, die Landwirtschaft, die Fischerei und die Produktion von Whisky. All das spiegelt sich in ISLE OF SKYE wider. Da gibt es Burgen, die touristisch durch Wege erschlossen werden, Schafe und Schiffe kommen auch vor, viel eindrucksvolle Landschaften mit Wiesen, Seen und Gebirgen und immer wieder Whisky-Fässer.
Ausgehend von einem Burgplättchen erweitern bis zu fünf Clan-Häuptlinge in sechs Spielrunden ihre Inseln. Pfister&Pelikan haben sich einen hochinteressanten Kartenerwerb ausgedacht. Dazu zieht jeder drei Plättchen aus einem Beutel und legt diese vor seinen Sichtschirm. Dahinter herrscht Spannung pur, denn ein Plättchen fliegt raus, es erhält einen Abwurfmarker. Für die anderen werden Preise festgelegt. Kärtchen, die man selbst behalten möchte, setzt man natürlich höher an, verschleudert wird aber nichts. Da jeder nur eine Karte kaufen darf, kann so ein Spieler am Ende mit Glück drei Karten an seine Burg legen, weil nichts bei ihm eingekauft wurde. Wenn er Pech hat, wird er aber alle los und erweitert sein Dominium um nur ein Plättchen. Der eine wird danach ganz arm sein, der andere hat immerhin viel Geld. Beim Erwerb und beim Legen gilt es immer, Zwischenwertungen im Blick zu behalten. Da geht es um die meisten Schiffe, geschlossene Bergketten oder viele Schafe. Der Wertungen sind viele, sodass kein Spiel dem anderen gleicht, zumal diese Wertungen sich auch an unterschiedlichen Stellen dreimal wiederholen. Mit 16 Wertungskarten, von denen nur vier in unterschiedlicher Reihenfolge ins Spiel kommen, ist eine extreme Varianz möglich.
Kartenerwerb und variabler Wertungsrhythmus machen aus ISLE OF SKYE ein ganz besonderes Spiel. Aber auch die Feinabstimmung stimmt, da gibt es Geldnachschub, wenn die Clan-Burg mit besonders vielen Whiskyfässern verbunden ist, zusätzlich gibt es einen Nachteilsausgleich für hinten liegende Häuptlinge, für die damit der Einkauf in der nächsten Runde erleichtert wird. Abwechslungsreich und durchweg spannend ist dieses Legespiel von Pfister und Pelikan. Die elegante Verzahnung vieler innovativer Mechanismen und Ideen grenze an Perfektion, meint die Jury „Spiel des Jahres“. Eine Perfektion, die die beiden Österreicher vielleicht wieder zu einer Pöppel-Übergabe führt.
Wertung: Jederzeit wieder
Titel: ISLE OF SKYE
Autoren: Alexander Pfister, Andreas Pelikan
Verlag: Lookout Games
Alter: ab 10 Jahren
Spielerzahl: 2-5 Spieler
Spielzeit: ca. 60 Min.
Preis: ca. 30 Euro