
Das altägyptische ANKH-Kreuz soll für das Weiterleben im Jenseits stehen. Nofretete verleiht es, wenn ihr passende Gaben gebracht werden. Mal liebt sie ganz besonders die Skarabäen, dann ist ihr Anubis näher, mal will sie unbedingt ihren wundervollen Halskragen besitzen, dann zieht sie dem einen Kanopenkrug vor. Nofretete ist wankelmütig und gibt immer wieder fein gezeichnete Papyrus-Verordnungen aus, die alle vier Pretiosen in eine klare Rangfolge bringen, das, was ganz oben steht ist ihr eine doppelte Würdigung wert, die zweite Position belohnt sie immerhin einfach, wogegen die dritte Stelle ihr ganz egal ist. Den vierten Platz mag sie aber gar nicht, der wird mit Strafpunkten in einfacher Wertung belegt.
Aus der Wankelmütigkeit der Pharaonin macht Dave Grigger mit seinem Spieleerstling ANKH ein abwechslungsreiches Kartenspiel. Dazu nutzt er 72 Karten mit den vier Schätzen und unterschiedlichen Kartenwerten von 1 bis 5, hinzu kommen 18 Papyrusrollen der Herrscherin, von denen eine anfangs ausliegt und der Rest im Kartenstapel verteilt wird. Diese Präferenzen Nofretetes geben nicht nur eine Rangfolge vor, sie zeigen auch an, wann die Gemahlin Echnatons sich die Gaben der Konkurrenten um die Unsterblichkeit ansehen will. Das kann manchmal ganz schnell geschehen, da reichen ihr nur drei ausliegende Gabenkarten aus, manchmal will sie aber auch sechs davon haben.
Grigger konstruiert dazu einen recht einfachen und leicht zugänglichen Spielablauf. Jeder der zwei bis fünf Spieler erhält vier Handkarten, von denen er eine ausspielt. Bei den Schatzkarten wird er sich an der aktuellen Wertungskarte orientieren. Wenn Nofretete gerade ihren gelben Halskragen präferiert, versuchen die Spieler möglichst hochwertige gelbe Karten auszuspielen. Wer keine hat, dafür aber Papyrus-Karten besitzt, kann die Wertung einfach verändern. Da kann es durchaus passieren, dass der geliebte Halskragen nun gar nichts mehr wert ist oder sogar mit Strafpunkten belegt wird. Die dritte und letzte Möglichkeit der Zugoptionen nennt Grigger „Opfer bringen“, was letztlich nichts anderes ist als ein Kartenaustausch, bei dem beliebig viele Handkarten abgeworfen werden dürfen.
Sobald die von der Herrscherin gewünschte Kartenzahl vor einem Spieler ausliegt, wird sofort gewertet. Wobei sich die Wertung stets auf alle Spieler bezieht. Bilanziert wird nach der aktuellen Lieblingsliste der Königin. Die Punkte werden sofort schriftlich festgehalten. Diese unterschiedlich eintretende Wertung macht den besonderen Reiz von ANKH aus. Da hat man gerade noch auf die fünfte Karte gehofft mit dem roten Anubishund an der Spitze und schon wechselt ein Kontrahent die Papyruskarte mit sofortiger Wertung, da plötzlich drei ausliegende Karten ausreichen. Jetzt bringt der grüne Skarabäus doppelte Punkte und Anubis muss bezahlt werden. Was eben noch nach einer tollen Bilanz aussah, wird plötzlich richtig teuer.
Dieses Wechselspiel ist nicht immer kalkulierbar, aber wer sich an den Nachbarn orientiert, wer in seiner Auslage nicht nur auf eine Schatzsorte setzt, wird die Wertungsrunden gut überstehen und kann nach einer halben Stunde mit 50 Siegpunkten in der Bilanz das ANKH-Kreuz bekommen. Oliver und Sandra Freudenreich tragen durch ihre gelungene grafische Umsetzung der Spielidee zur stimmungsvollen Atmosphäre bei. Mumien bieten die Schätze dar, auf den Wertungskarten wird dann nur noch reduziert das Schatzsymbol gezeigt. Die Spielregel des Huch-Spiels ist der kleinen Schachtelgröße angepasst, was zu einer arg kleinen Schriftgröße führt, die vor allem in ihren Blautönen auf dem schwarzen Papier kaum lesbar ist. Fürs ewige Leben wird es nicht reichen, aber für gute Unterhaltung von Zeit zu Zeit allemal.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: ANKH
Autor: Dave Grigger
Verlag: HUCH! & friends
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 2 - 5 Spieler
Spielzeit: ca. 30 Min.
Preis: ca. 9 Euro