2015 war das bisher erfolgreichste Kinderspieljahr für Queen Games, was der Verlag vor allem der redaktionellen Betreuung Wolfgang Dirscherls zu verdanken hat. Der einstige Haba-Redakteur, der inzwischen als freier Autor rund 50 Spiele veröffentlichen konnte, zeichnete mit seinem Co-Autor Manfred Reindl verantwortlich für PUSH A MONSTER, das sicherlich zu den besten drei Spielen des letzten Jahrgangs gehörte und sowohl auf der Nominierungsliste der Jury als auch in Österreich mit dem „Spielehit für Kinder“ ausgezeichnet wurde. In einer ähnlichen Liga spielte CHEF ALFREDO von Michael Schacht, das auf der Empfehlungsliste der Kinderjury landete.
Die Erwartungen für 2016 waren daher entsprechend hoch. Nach der Präsentation von SUPER VAMPIRE und GEISTERBURG in Nürnberg war der Verlag zuversichtlich, „mit diesen Spielen an die Erfolge des vergangenen Jahres … anknüpfen zu können.“
Dirscherl ist erneut nicht nur als Redakteur, sondern als Autor verantwortlich für eines der Spiele. Co-Autorin ist diesmal Janet Kneisel, die zusätzlich mit dem pfiffigen Ablegespiel DREIST (Ravensburger) gleich mit zwei Erstveröffentlichungen auf sich aufmerksam macht.
Die Spielidee der beiden Autoren, die sie mit der GEISTERBURG umsetzen, ist erst einmal vielversprechend. Da läuft etwas kooperativ in der Schachtel ab, da gibt es einen dreidimensionalen Aufbau, zudem spielt der Magnetismus noch eine wichtige Rolle. Eigentlich die klassischen Elemente die erfolgreiche DREI MAGIER SPIELE ausmachen. Die Grundidee ist sogar noch klassischer: Kneisel und Dirscherl greifen auf das bei keinem Kindergeburtstag fehlende TOPFSCHLAGEN zurück, das blinde Orientieren im Raum mit dem Holzlöffel in der Hand und den Hinweisen der Kinder, in welcher Richtung man weitertasten soll.
Der Holzlöffel der GEISTERBURG ist ein kleiner Magnetstab und aus dem Topf sind sechs magische Gegenstände geworden, die in den Mauerecken der Burg versteckt liegen. Außerdem spuken acht kleine Gespenster im Mauerwerk herum, denen man tunlichst aus dem Weg geht. Das Nachwuchsgespenst Spooky steht vor seiner Aufnahmeprüfung in den Kreis der Spukgespenster, dafür muss es aber in 18 Minuten, die durch einen Timer angezeigt werden, sechs Aufgabenkarten erfüllen und darf sich nicht durch zu viele der Gespenster ablenken lassen.
Wer Spooky führt, setzt eine Gespenstermaske auf, platziert den Stab auf ein Farbfeld seiner Seite und verlässt sich nun auf die Hilfen seiner Mitspieler, die eine der sechs Aufgabenkarten aufdecken müssen. Dort sind zwei magische Gegenstände abgebildet, zu denen sie Spooky führen müssen. Scheitern die Kinder nicht mehr an rechts oder links, können sie so durch das Mauerlabyrinth geführt werden, sonst helfen auch die Kindernamen weiter, die an der rechten oder linken Seite des Burgaufbaus sitzen. Der Stabmagnet ist ziemlich stark, sodass ein Gegenstand sicher eingefangen werden kann. Das gilt leider auch für die Gespenster, die sich ebenfalls in den Ecken des Mauerwerks aufhalten. Wird ein solcher Geist gefangen, muss er erst einmal entsorgt werden und über mittlere Randfelder aus dem Spiel gebracht werden. Solange dort noch Gespensterkärtchen liegen, ist das möglich, wenn es keine mehr gibt, verliert die Gruppe. Sobald eine Aufgabenklarte erfüllt ist, kommt es zum Spielerwechsel und ein neues Kind führt Spooky auf Anweisung durch die Burg. Schaffen die Kinder die sechs Aufgabenkärtchen in 18 Minuten, gewinnen sie das Spiel gemeinsam. Wenn sie wollen, können sie in der nächsten Runde die Anforderungen steigern, sie dürfen die Zahl der Aufgabenkarten erhöhen, sie können die Zeit verkürzen und auch die Zahl der Gespensterkärtchen verringern.
Der Zeitdruck macht aus GEISTERBURG ein spannendes Spiel. Vom Alter setzt die Redaktion völlig richtig das Spiel erst ab sechs Jahren an. Jüngere Kinder haben deutliche Schwierigkeiten beim Lenken des Spooky-Spielers. Für ältere Kinder ab neun Jahren wird es dann allerdings fast zu leicht, da hilft auch die Schwierigkeitsanpassung wenig und der Wiederspielreiz tendiert gegen null.
Da stimmt zwar Vieles, aber irgendwie will der Funke dieser Spielidee in vielen Gruppen nicht so recht überspringen. Die Anfangsbegeisterung bei Erstklässlern ist meist hoch, da reizt der Magnetstab, da reizt die Maske, das Spiel im Dunkeln, auch die Konzentration hält meistens an. Das reicht für einige Runden, aber nicht mehr. Dem Spiel fehlt die Atmosphäre, die zum Beispiel von BURG FLATTERSTEIN (Drei Magier Spiele) ausgeht. Der dreidimensionale Aufbau wirkt mit seinen vier simplen Kreuzgemäuern viel zu einfach. Wirkliche Gespensterstimmung will da nicht aufkommen. Das scheint auch Queen Games inzwischen einzusehen und erhofft sich Kaufanreize durch den Preis, nur wenige Monate nach der Veröffentlichung senkt die Firma bei amazon den Kaufpreis von 34,99 auf 19,99 Euro (Stand 5. August 2016).
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: GEISTERBURG
Autoren: Wolfgang Dirscherl, Janet Kneisel
Verlag: Queen Games
Alter: ab 6 Jahren
Spielerzahl: 2 – 4 Spieler
Spielzeit: ca. 20 Min.
Preis: ca. 20 Euro