
Brüchig
Der kalifornische Autor Jim Nisbet ist relativ unbekannt in Deutschland. Von seinen zwölf Romanen sind erst drei unter dem Berliner Label Pulpmaster veröffentlicht worden. Der Verlagsname ist Programm, daher weiß man, worauf man sich einlässt bei der Lektüre der neuesten Übersetzung: „Der Krake auf meinem Kopf“.
Das ist kein Alltagskrimi, das ist ein Blick in die Abgründe, drogenvernebelt, musikgeschwängert, brüchig. Das gilt auch für die Erzählweise, da der Roman eigentlich aus zwei Teilen besteht, er bricht quasi im letzten Drittel auseinander. Im Vordergrund steht Curly, der den alten Zeiten nachhängt, als er mit seiner Gitarre noch die Punk-Musik machen konnte, die ihm Spaß machte. Geblieben ist ihm eigentlich nur seine Krake auf dem Kopf, ansonsten ist Kaffeehausmusik angesagt. Curly möchte die alten Zeiten wieder lebendig werden lassen und hofft, seinen Freund Ivy als Drummer aktivieren zu können. Der Besuch endet im Drogenrausch und in einer Razzia, die zur Festnahme Ivys führt. Das Geld für die Kaution versucht Curly zusammen mit der gemeinsamen Freundin Lavinia aufzutreiben. Sie werden zum Geldeintreiber für einen Instrumentenhändler, stolpern dabei über eine Leiche und werden – welch Wunder – nicht einmal von der Polizei verdächtigt. Die weitere Suche führt sie ins wirkliche Chaos, hier kommt es dann auch zu dem angedeuteten Perspektivenwechsel, über den an dieser Stelle nichts weiter verraten werden soll.
Hier wird der Crime noir zum Psychothriller. Eine nicht erwartete Wendung, die das Buch schon ganz besonders macht. Das Vorspiel hat Längen, (zu) breit wird die Drogenaufbereitung ausgebreitet, reizvoll sind aber Dialoge von Curly und Lavinia. Am Ende wird es richtig spannend. Kein Mainstream, aber ganz besondere Literatur, die Dank Frank Nowatzkis Engagement (Herausgeber von Pulpmaster) nun auch auf Deutsch zugänglich ist.
Wertung: ***
Titel: Der Krake auf meinem Kopf
Verlag: Pulpmaster
Autor: Jim Nisbet:
Seiten: 320
Preis: 14,80 Euro