
Für Überraschungen ist er immer gut, der grüngesträhnte Friedemann Friese aus Bremen. Im letzten Jahr erschlug er mit 504, der Bastelpackung für Spielmechanismen und Autoren, einen großen Teil der 2F-Gemeinde. Wer sich mehr als drei Spiele zusammengeklappt hat, bekam den grünen Froschorden überreicht. In Vorbereitung des FÜNF-GURKEN-Nachfolgers FUTSCHIKATO verschickte Friese im Frühjahr anonym DOPPELT UND DREIFACH. Ein ominöser „Bruder von Christian Anders“ fungierte als Autor und als Verlag hörten wir erstmalig von der „Spielherberge“, der „Anstalt für Spielvergnügen“. Mein Exemplar landete mit Freiburger Poststempel im Briefkasten, aber um Zuordnungen unmöglich zu machen, gab es noch weitere Versandorte, nur Bremen blieb ausgespart. Spontan reagierte eigentlich nur Hilko Drude auf das Spiel und erkannte zumindest sein Potential. Das reicht immerhin zu der Erkenntnis, dass die Marke FF schon wichtig für den Absatz der grünen Spiele ist.
Hinter dem diesjährigen Herbstcoup verbirgt sich ein Sechstel der Vielfalt von FAUNA, mit dem Friese seit bald zehn Jahren für HUCH! & friends erfolgreich unterwegs ist. 58 Tierkarten in jeweils vierfacher Ausfertigung und abschließend achtfach FAUNAS König bringen Leben in Frieses FABELSAFT-Welt. Ganz ehrlich, er hätte sich auch 59 Cocktailbars oder Saftläden ausdenken können. In Worpswede, unweit von Bremen, gibt es tatsächlich einen FABELSAFT-Laden. Sogar schlichte, durchnummerierte Aktionsplätze von 1 bis 59 wären atmosphärenlos denkbar gewesen. Denn nur die Funktion des Ortes und die Kosten für einen dort zu mixenden Saft sind letztlich von Bedeutung.
Worum geht es? 24 Tierkarten liegen stets aus, wobei identische Karten gestapelt sind, damit mindestens sechs meist mehr Aktionsplätze zur Verfügung stehen. Jeder der zwei bis fünf Spieler besitzt ein kleines Holztier, mit dem er immer wieder neue Orte besucht, „Animal-Placement“ muss man so etwas wohl nennen. Anfangs können wir ein Nashorn, einen Gabelbock, eine Stechmücke, eine Schnecke, einen Elch und eine Schildkröte besuchen. Wir nutzen die Aktion des Ortes, um immer mehr Fruchtkarten von fünf verschiedenen Fruchtsorten in die Finger zu bekommen, mit denen wir Säfte mixen können. Alle starten mit zwei Karten. Das Besetzen des Nashorn-Feldes verdoppelt gleich die Kartenhand. Wer zum Bock geht, darf eine Banane gegen zwei Fruchtkarten eines Mitspielers tauschen, der Elch füllt die Handkarten auf drei Fruchtkarten auf usw.
Wer sich nach einigen Ortswechseln passende Mixtouren gesucht hat, springt dann vielleicht zurück zum Nashorn. Dort zieht er nicht Karten, sondern steckt drei Ananas und eine beliebige Frucht in den Mixer, dreht die Karte um und erhält sie als Saftflasche zurück. Für die aus dem Spiel genommene Karte, kommt ein neues Tier mit neuen Aktionsmöglichkeiten ins Spiel. Schon nach der fünften Saftpresse können wir so in der ersten Runde auf einen Tauschmarkt zurückgreifen. Wer im Spiel zu viert oder zu fünft als Erster drei Säfte eintauschen konnte, läutet nach 20 Minuten das Ende der laufenden Runde ein. Meist bedeutet das nicht das Ende des Spiels, denn die Beteiligten wollen wissen, wie es weitergeht, welche neuen Tausch-, Ärger- und Sammelfelder auf sie zukommen. Wenn dann irgendwann Schluss ist, werden die aktuellen 24 Karten eingetütet und beim nächsten Mal geht es bei diesem Zwischenstand weiter. Wir erleben die FABELSAFT-Welt damit immer wieder neu. Die vorgegebene Reihenfolge der Karten sollten die Gruppen allerdings nicht verändern, da die Passung aufeinanderfolgender Aktionsfelder schon wohl überlegt ist.
Die Lobeshymnen nach der Spielmesse in Essen sind groß. Für Ingo Hackenberg (Spielkult) steht das „Spiel des Jahres“ 2017 schon fest. Friedemann Friese hat zumindest für einen hohen Wiederspielreiz gesorgt, zudem atmosphärisch eine Saft-Tierwelt entstehen lassen, die familientauglicher ist als der Ausflug der Ludosophen in die modulare Baukastenwelt von 504. So haben wir ein durchaus innovatives „Fabel-Konzept“, manche sprechen vom LEGACY-Prinzip für Familien, das im Feintuning stimmig ist und damit sowohl spielerisch als auch ästhetisch funktioniert. Harald Lieskes Anteil darf man dabei nicht unter den Tisch fallen lassen, denn Cover-Grafik und die der 59 Tierarten machen einfach nur Spaß, sodass man sich nicht nur auf neue Aktionsfelder, sondern auch auf neue Tierbilder freut. Ein gelungenes Spiel des Bremer Autors, das ich nach drei aktuellen Runden auch gern am nächsten Tage wieder mitspiele. Nachts aus dem Bett klingeln lassen würde ich mich allerdings nicht für die nächste Partie.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: FABELSAFT
Autoren: Friedemann Friese
Verlag: 2F Spiele
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 2 – 5 Spieler
Spielzeit: ca. 20 Min.
Preis: ca. 28 Euro
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