Je älter ich werde, desto größere Probleme habe ich mit Anleitungen, die in Miniaturschrift gedruckt sind. Wenn ich gestern den Genuss der Lektüre der Haba-Regel von MEDURIS gelobt habe, kann eine Adlung-Regel nur abfallen: Unbebilderte Textwüsten in 6-Punkt-Schrift – oder sind es sogar noch weniger? Vom Verlag Amigo, der immerhin doppelt so große Schachteln wie Adlung anbietet, kennen wird die mindestens vierfach gefalteten Regeln, die eine gute Lesbarkeit ergeben. Karsten Adlung bleibt bei seinem Miniregelheft in Schachtelgröße, das im Amigo-Niveau gedruckt mit allen Übersetzungen wahrscheinlich 100 Seiten umfassen müsste.
Auch wenn meinen Augen die Regellektüre schwerfällt, die Spiele aus Remseck gefallen mir meist trotzdem gut. SPEEMO ist ein klassisches Adlung-Spiel, der Herausgeber spielt dabei begrifflich mit SPEED, dem großen Erfolgsspiel seines Verlages, und der MEMO-Idee. Es kann sich daher nur um ein schnelles Ablegespiel mit MEMO-Anteilen handeln.
Florian Racky hat ihm dazu die passende Idee mit 18 Rezept- und 48 Zutatenkarten geliefert. Auf den Rezepten sind unterschiedliche Zutatenanteile zu sehen, da gibt es die simple Käsenachspeise, aber auch Ratatouille mit Tomaten, Auberginen, Knoblauch und Zwiebeln. Entsprechend werden diese Rezepte mit einem bis zu 13 Sternen bewertet. Fünf dieser Karten liegen offen aus und warten darauf, dass zwei bis vier Kochgehilfen ihre Bedingungen erfüllen. Dafür schauen sich alle die in der Tischmitte liegenden Zutatenkarten an. Sie dürfen mit einer Hand umgedreht werden, müssen dann aber wieder zurück auf ihren Platz. Sobald ein Spieler meint, fertig mit einem Rezept zu sein, tut er das kund und unterbricht damit das Spiel. Er muss nun aus seiner Erinnerung die Lage aller Zutaten rekonstruieren, was bei Gerichten mit drei oder vier Zutaten gar nicht so einfach ist. Die benutzten Zutaten kommen natürlich bei richtiger Lösung aus dem Spiel, die Rezeptkarte gibt es für die Endabrechnung. Zu der kommt es, wenn nur noch vier Gerichte offen ausliegen. Zum Meisterkoch wird der ernannt, der die höchste Anzahl von Sternen sammeln konnte.
Man muss sich nicht nur auf die besonders wertvollen Vierergerichte konzentrieren. Viele überschaubare Kochtöpfe machen auch Sinn. Dabei sollte man auch die unterschiedliche Verteilung der Zutaten im Kopf behalten, Nudeln, Käse, Zwiebeln, Knoblauch, Kartoffeln und Mehl sind nämlich jeweils dreimal im Spiel und damit etwas leichter zu finden.
In einer SLOMO-Variante für kleine Kinder werden der Konkurrenzdruck und die Hektik durch das gleichzeitige Suchen nach passenden Zutaten entschärft. Einmal sind nur zehn Rezeptkarten mit ein oder zwei Zutaten im Spiel, zum anderen suchen die Kinder nacheinander und in Ruhe nach den passenden Lebensmitteln.
SPEEMO ist durch die Suchhektik eine ausgesprochen anspruchsvolle MEMO-Variante, die durch die ständige Reduzierung der Zutaten immer mehr Fahrt aufnimmt. Beim Erfüllen der Rezepte ist es gut, wenn man nicht zu häufig in Konkurrenz zu den Mitspielern tritt. Denn wer das Nachsehen hat, muss fast immer wieder von vorn anfangen. Wer es schafft, sich mehrere Optionen offen zu halten und bestimmte Zutaten auch für später einzuprägen, wird am Ende meist vorn liegen. Das ist aber durch das ständige Gewusel vor allem im Spiel zu viert wirklich nicht einfach.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: SPEEMO
Autor: Florian Racky
Verlag: Adlung Spiele
Alter: ab 6 (Variante ab 4) Jahren
Spielerzahl: 2 - 4 Spieler
Spielzeit: ca. 15 Min.
Preis: ca. 8 Euro