Samstag, 18. April 2015
Bad Cop
Todesschwadron
Wer ist gut? Wer ist böse? Die Frage ist nicht immer einfach zu beantworten. Privatdetektiv, abgebrochener Jurastudent und Surfer Pescado ist sich auch nicht immer sicher. Mike Nicols spürt in seinem aktuellen Südafrika-Krimi den Verbrechen der Apartheitzeit nach, er folgt Vergangenheitspuren von Todesschwadronen, deren Mitglieder unterschiedlich erfolgreich nach der Wende Mitte der 90er Jahre waren. Das Schicksal der meisten ähnelt den „zehn kleinen Negerlein“, zumindest einer hat es aber zeitweise zum Polizeipräsidenten gebracht.
In dieses Gewirr hinein erhält Pescado einen Ermittlungsauftrag von seiner Freundin und Anwältin Vicki Kahn. Er soll den Unfall eines jungen Klienten klären, der während eines illegalen Autorennens lebensgefährlich angefahren wurde. Schnell wird klar, dass der Ex-Polizeipräsident Jacob Mkezi eine wichtige Rolle spielt, dass aber auch sein Surfer Freund Daro, nicht immer das familienorientierte Leben führte, das ihn jetzt ausfüllt. Nebenstränge führen zu Rhinozerushörnern, einmal in einem Museum, dann in einer Berghöhle.
Bedrohlich wird dieses Wirrwarr für Viele, sodass am Ende nur noch Wenige der Akteure leben bleiben. Ein Triller, dessen Handlungsstränge sich erst mit der Zeit entwirren, insofern ist die Geduld des Lesers gefordert. Wer durchhält, wird mit spannender Lektüre belohnt, die kein gutes Haar am heutigen Südafrika lässt.
Wertung: *****
Titel: Bad Cop
Verlag: btb
Autor: Mike Nicols
Seiten: 543
Preis: 9,99 Euro
Sonntag, 12. April 2015
Prime Cut
Vom Mord- zum Viehdezernat
Alan Carter, Dokumentarfilmer in Australien, hat erst im Alter von 50 Jahren sein Talent als Krimiautor entdeckt. Als Filmemacher ist er es gewohnt, genau hinzusehen. So gelingt es ihm, mit viel Gespür für Details, seinen Lesern einen genauen Blick in die westaustralische Kleinstadt Hopetoun zu werfen. Das idyllische Städtchen platzt aus allen Nähten, weil der extensive Nickelabbau ganz in der Nähe, Geld und Arbeiter angeschwemmt hat. Mit dem Boom kommt das Verbrechen, die Ruhe ist dahin.
Das gilt auch für Cato Kwong, einst Vorzeigepolizist, der für Werbeplakate herhalten musste, nun abgehalftert und bei der Viehpolizei, da er für seinen ehemaligen Chef den Kopf hinhalten durfte. Als der Torso einer Leiche angespült wird, sind seine Fähigkeiten wieder gefragt.
Carter, der 2011 für sein Debüt mit dem „Ned Kelly Award for the Best First Fiction“ ausgezeichnet wurde, spult routiniert die Fallentwicklung ab.
Es bleibt natürlich nicht bei einem Mord und eine ganz alte Geschichte, die sich einst in England abspielte, wirkt wie ein Bindeglied der Gesamterzählung. Kwongs alter Chef taucht auf und die Fehler von damals scheinen sich zu wiederholen. Das große Geschäft und die kleinen Schicksale, die auf der Strecke bleiben, bilden den sozialen Hintergrund.
„Prime Cut" wird damit zum Politthriller mit sehr starken Figuren, von denen man mehr erfahren möchte. Carter hat inzwischen zwei weitere Cato Kwong-Krimis geschrieben, die hoffentlich bald übersetzt werden.
Wertung: *****
Titel: Prime Cut
Verlag: Nautilus
Autor: Alan Carter
Seiten: 368
Preis: 19,90 Euro
Killer
Klospülung für einen Killer
Dave Zeltserman nennt seinen schon 2010 erschienen Roman „Killer“ auf seiner Homepage „a quiet meditation into the mind of a killer“. Das Buch gehört zu seiner „Man out of Prison“-Trilogie, die noch nicht vollständig übersetzt wurde („3rd (and best) book of my 'man out of prison' crime thriller series“).
Beim Blick in die Psyche des Auftragskillers March schafft es der Autor, viel Sympathie mitschwingen zu lassen. Leonard March saß 14 Jahre Gefängnis unbeschadet ab. Es hätte schlimmer für ihn kommen können, denn March ließ sich auf einen Deal mit der Staatsanwaltschaft ein, die über 28 Auftragsmorde hinwegsah, dafür aber Marchs Exboss Salvatore Lombard kassieren durfte.
In Rückblenden erzählt Zeltserman Marchs Geschichte, berichtet über seinen Aufstieg in der Unterwelt Bostons, über seine Skrupel und seinen Ausstieg, der ihn letztlich ins Gefängnis bringt.
Zum Zeugenschutzprogramm reichte es nicht, nach 14 Jahren ist March dem brutalen Bostoner Alltag ausgesetzt. Kaum Geld in der Tasche, mit einem Job als Putzkraft, Kinder, die den Kontakt zu ihm ablehnen, dafür aber der geballte Hass der Angehörigen seiner Opferfamilien und natürlich der Lombards. Das Überleben fällt dem schon über Sechzigjährigen nicht einfach, er geht aber seinen Weg. Anders vielleicht, als mancher Leser sich erhofft, konsequent jedenfalls.
Eindrucksvoller Crime Noir- Roman, eine brillante Charakterstudie, 262 Seiten, die atemlos durchgehechelt werden. Hervorragend!
Wertung: *****
Titel: Killer
Verlag: Pulpmaster
Autor: Dave Zeltserman
Seiten: 262
Preis: 9,99 Euro
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