
Am Ende ist die ganze Welt bretonisch
… sogar Kommissar Dupins Wurzeln stammen nicht vom französischen Juragebirge, sondern aus der Bretagne. Jörg Bong, Programmleiter des S. Fischer Verlags, der sehr wahrscheinlich hinter dem Pseudonym Bannalec und der erfolgreichen Dupin-Reihe steckt, schreibt sich so richtig gut ein. Seine Liebeserklärungen an die Bretagne und an die dortige Küche steigern sich von Roman zu Roman. Der „Bretonische Stolz“, Dupins „aberwitzigster Fall“, gerät zum Kompaktesten der vier Kriminalromane.
Im Zentrum steht ein verschwundener Toter in Port Belon, dort wo die „Bélon“, die legendäre europäische Auster gezüchtet wird, die für ihr subtiles und leicht nussiges Aroma berühmt ist. Bong/Bannalec beliefert den Leser mit allem notwendigen Wissen über die Austernzucht und ihre Bedrohung durch Epidemien. So richtig ernst nimmt anfangs niemand die Geschichte mit dem Toten, hat doch eine wohl leicht demente, ehemals berühmte Schauspielerin die angebliche Leiche entdeckt. Dupin, nach fünf bretonischen Jahren zum „Leitenden Hauptkommissar“ in Concarneau ernannt, kommt der verschwundene Tote aber ganz recht, hält er ihn doch von einer aufgezwungenen Fortbildung zur „systematisch-systemischen Gesprächsführung“ ab.
Er hat seine eigene Form der Gesprächsführung, traut seinem Gefühl und kann gut zuhören. Er glaubt der Filmdiva. Bald dar er sich bestätigt fühlen, als eine echte Leiche in den klüftigen Hügeln des Monts d’Arrée auftaucht. Schnell wird klar, der verschwundene Tote ist der Mörder vom Roc’h Trévézel. Aber wer hat ihn umgebracht? Die Spuren führen zu sandraubenden Bauunternehmern, in mythische keltische Kreise zu Druiden und Dudelsackbläsern, zu den keltischen Verwandten in Schottland, auch das Austerngeschäft läuft nicht immer ganz koscher ab.
Dem Autor gelingen eine spannende Hinführung zum Fall, Verwicklungen, die sich erst allmählich aufdröseln und immer wieder die sympathische Zeichnung von Landschaften, Personen und Beziehungen. Sogar eine Beerdigung dient der Huldigung der bretonischen Küche mit der berühmten Pot-au-feu auf Speckbasis mit Buchweizenklößen. Der „Bretonische Stolz“ lässt die aktuellen Werke von Leon und Walker weit hinter sich. Viel besser kann dieser Autor eigentlich nicht werden!
Wertung: *****
Titel: Bretonischer Stolz
Verlag: Kiepenheuer&Witsch
Autor: Jean-Luc Bannalec
Seiten: 377 Seiten
Preis: 14,99 Euro