Eigentlich kennt man Michael Palm nur im Autorendoppelpack mit Lukas Zach. Die beiden zeichnen verantwortlich für tolle Spiele wie DIE KUTSCHFAHRT ZUR TEUFELSBURG (Adlung) und DIE ZWERGE (Pegasus). Dass sie auch ein Händchen für einfachere Spiele besitzen, haben die beiden Autoren mit BIM BAMM (Drei Hasen in der Abendsonne) bewiesen, das vor drei Jahren auf der Empfehlungsliste der besten Kinderspiele des Jahres landete. Mit ZAUBEREI HOCH DREI sind sie ganz aktuell verantwortlich für das erste eigenentwickelte Kinderspiel bei Pegasus.
Mit ÉTOILE begibt sich Michael Palm, der eigentlich hauptberuflich Spieleläden am Bodensee führt, in ein abstraktes Umfeld der Zwei- und Dreipersonen-Spiele. Diese Idee hatte er schon einmal 1999 bei HiKu unterbringen können. Leider existiert der Verlag, der spezialisiert auf Spiele aus natürlichen Materialien war, schon einige Jahre nicht mehr. HiKu stieg 1994 mit BAO, einem afrikanischen Muldenspiel, ein, und war vor allem bekannt durch seine Ledersäckchen, die gleichzeitig Spielfeld und Aufbewahrungsmittel für das Spielmaterial waren.
An die MULDENSPIEL- oder MANCALA-Idee knüpft Palm mit seinem Sternspiel an, für dessen internationalen Titel ÉTOILE (=Stern) ausnahmsweise die französische Sprache herhalten darf. Clemens Gerhards Firma Spiel und Design ist für die Wiederbelebung der Idee verantwortlich und wie wir es von dieser Firma gewohnt sind, überzeugen das Spielbrett aus massiven Buchenholz und Glaskugeln als Murmelmaterial. Sogar an Ersatzmurmeln hat Gerhards gedacht.
Ein achtstrahliger Stern mit jeweils vier Muldenvertiefungen pro Strahl stellt das Spielbrett dar. Im Zweierduell erhält jeder Spieler elf weiße bzw. orangene Murmeln, die abwechselnd auf die Innenfelder gelegt werden. Das Spielziel ist simpel und folgt der Vier gewinnt! - Idee, vier Murmeln in einem Strahl oder nebeneinander in vier Strahlen auf gleicher Höhe gilt es zu erreichen.
Bei abwechselndem Legen der Murmeln wäre das Ziel illusorisch. Der Pfiff ergibt sich aus dem MANCALA-Gedanken, dass aus Mulden Murmeln verteilt werden. Wobei bei ÉTOILE jeder Zug mit einer Verteilung endet. Wenn ich eine Murmel angrenzend zu vorhanden Kugeln auf einen Strahl setze, muss ich danach alle Murmeln dieses Strahls verteilen. Ich darf dies mit oder gegen den Uhrzeigersinn tun, darf aber nicht innerhalb eines Zuges die Verteilrichtung wechseln. Wenn ich keine Murmel einsetze, muss ich einen vollen Viererstrahl in die Verteilung bringen. Die Reihenfolge der Farbkugeln bleibt dem Setzenden überlassen, dadurch kommt es anfangs recht schnell zu Gewinnkonstellationen über die nebeneinander liegenden Spielmulden auf gleicher Höhe.
Mit der Zeit wächst der Blick für gefährliche Konstellationen. Es tauchen aber trotzdem oft Fallen auf, in die man immer wieder tappt. ÉTOILE ist ganz schnell erklärt und bietet ansprechenden Spielreiz für die, die jenseits von langfristigen Schachplanungen Unterhaltung suchen. Kein ganz großer Anspruch, aber sehr gut geeignet, um Kinder ab sieben Jahren für einfache taktische Spiele zu begeistern. Mit dem gelben Kugelsatz lässt sich das Sternmurmelspiel auch zu dritt spielen. Die Spielstärke aller Beteiligten sollte aber vergleichbar sein, sonst liefert der schwächere Spieler dem nachfolgenden oft Gewinnvorlagen.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: ÉTOILE
Autor: Michael Palm
Verlag: Gerhards Spiel und Design
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 2 - 3
Spielzeit: ca. 10 - 15 Minuten
Preis: ca. 29 Euro