
Die Rote Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) weist 2016 knapp 24.000 Tier- und Pflanzenarten als gefährdet aus. Rund ein Drittel der 83.000 von der IUCN erfassten Tier- und Pflanzenarten gilt als bedroht. Was für eine Ressourcenvielfalt für ein Spiel, das TIERISCH BEDROHT heißt. Familie Loth vom Mogel-Verlag kümmert sich aber erst einmal nur um 54 der bedrohten Tierarten, die in einem kooperativen Spiel gerettet werden dürfen.
Neben PERLENTAUCHEN und WÖRTERKLAUER haben die Loths mit der Tierrettung ihr wohl anspruchsvollstes Spiel von ihren drei Neuheiten herausgebracht. Besonders viele von 36 bis 40 Tieren müssen in sechs bis acht Spielrunden gerettet werden. Die zu rettenden Tiere liegen in einer Auslage, wobei die Tiere selbst nicht zu sehen sind, sondern nur deren Kartenrückseiten, die etwas über den Lebensraum der Tiere (Wasser, Land, Luft) aussagen. Auch von ihren Handkarten, die den Tierkarten der Auslage entsprechen, bekommen die zwei bis vier Tierretter anfangs nicht mehr zu Gesicht.
Die Spieler starten in die Tierrettung mit der Auswahl einer sogenannten Strategie-Karte, deren Anzahl die Rettungsrunden festlegt. Mit den Karten darf vorher die Auslage betrachtet, dürfen zusätzliche Handkarten gespielt werden oder es gibt Tauschaktionen. In dieser Phase dürfen sich die Spieler noch über die Gesamtauslage austauschen und beraten. Wenn dann die Handkarten aufgenommen werden, gilt ein Redeverbot. Jeder legt nun fest, welche seiner Karten er zur Rettung nutzen will, meist sind dabei nur zwei Karten erlaubt. Auch hier plant man wie bei der Besprechung in der ersten Phase ins Blaue, da immer noch nicht bekannt ist, welche Ressourcen die Tierrettungen verlangen. Da gibt es Tiere wie den Blauen Marlin, einen Sägefisch, der braucht nur einen besseren Lebensraum, in seinem Fall das Wasser. Für den Geparden reicht etwas Geld aus, wogegen der Amur-Leopard gleich dreifache Landressourcen und zweifaches Geld zu seiner Rettung benötigt. Die Ressourcen auf den Handkarten können genutzt werden, damit die Tiere überleben.
Schließlich werden in der dritten Phase die Tierkarten der Auslage aufgedeckt und die Spieler spielen reihum ihre ausgewählten Handkarten zur Rettung der Tiere aus. Dabei muss nur beachtet werden, dass das Lebensumfeld des zu rettenden Tieres mit dem des Retters übereinstimmt, fehlendes Geld kann daher nicht ein Tier der Lüfte für ein Wassertier herbeischaffen. Sind alle Karten gespielt, kommen die geretteten Tiere auf eine blaue Weltkarte, die andern auf eine rote.
Am Ende wird Bilanz gezogen. Die Punkte der nicht geretteten Tiere werden von denen der geretteten abgezogen und der Endstand kann á la HANABI bewertet werden. Über 55 Punkte sollten es schon sein, bevor man in Wertungsbereiche wie „saustark!“ oder „elefantastisch!“ vordringt.
Das Mogel-Team hat die Kooperationsmöglichkeiten etwas eingeschränkt, da nur in Phase 1 offen geredet werden darf. Nach der ersten Runde werden dabei sogar die MEMO-Leistungen mit einbezogen, denn natürlich darf ab Runde zwei Auskunft über nicht genutzte Karten gegeben werden. Wer hier eine starke Karte zurückbehält, weil er vorher gesehen hat, dass die Lebensraumkarten anderer Spieler ausreichen könnten, darf das natürlich sagen. Das Endergebnis ist letztlich aber stark vom Zufall geprägt. Wenn meistens Tierkarten mit vier bis sechs Ressourcen in die Auslage kommen, sind die 55 Punkte illusorisch. In der umgekehrten Situation fehlen dann vielleicht Punkte in der Endabrechnung, aber das Ergebnis wird ordentlich, gelangt aber höchstens auf 70 Punkte, was den Loths nur ein „aalglatt“ wert ist. Zufällig ist auch stets die Kartensituation bei den Lebensräumen, wenn viermal Luft und einmal Wasser ausliegen, die Mitspielerhände aber voller Land-Karten sind, werden viele Rettungsaktionen verpuffen. Hier hätte ich mir stärkere Steuerungsmöglichkeiten gewünscht, die die Strategiekarten nur bedingt erreichen. Auch die drei Spendenkarten, die einmalig eine Verstärkung um einen Wert in den drei Lebensräumen ermöglichen, reichen hier nicht aus.
Produziert haben die Loths mit TIERISCH BEDROHT sicherlich das attraktivste Spiel ihrer Neuheitenreihe. Anna Oehdig und Meike Paczkowski haben grafisch hervorragende Arbeit geleistet, das Kartenmaterial ist gut, auch das Regelwerk reicht aus. Beim Feintuning hätte ich mir allerdings ein stärkeres Gegensteuern gegen die vielen Zufälligkeiten gewünscht, die eine ernsthafte Spielsteuerung nicht so recht zulassen.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: TIERISCH BEDROHT
Autoren: Michael Loth, Friederike Claas
Verlag: Mogel-Verlag
Alter: ab 10 Jahren
Spielerzahl: 2 - 4
Spielzeit: ca. 20 – 30 Minuten
Preis: ca. 10 Euro