
Bei Heinz Meister, der seit über 30 Jahren Spiele entwickelt, habe ich ganz oft das Gefühl, sein aktuelles Spiel schon irgendwann einmal gesehen zu haben. Das hängt mit seiner Arbeitsweise zusammen, die oft an ganz bekannten Mechaniken oder Ideen anknüpft und sie neu variiert. So hat er mit KARAMBOLAGE, dem Kinderspiel des Jahres 1995, CARROM im Kleinformat neu erfunden und immer wieder findet er neue Aspekte des MEMO-Spiels. Zuletzt ist ihm das perfekt mit BURG SCHLUMMERSCHATZ (Empfehlungsliste der Kinderjury 2016) gelungen und ganz aktuell spielt er in DEJA-VU gleich doppelt mit dem Element der Wiedererkennung.
Die Zutaten sind klassisch: 36 Gegenstände tauchen jeweils zweimal in dem Amigo-Spiel DEJA-VU auf. Die Verteilung ist das Besondere, gekoppelt mit dem zeitlichen Auftreten. In Meisters Spiel gibt es nicht die üblichen Kartenpaare, sondern 36 große Spielkarten, die ein bis drei dieser Gegenstände zeigen. Zusätzlich liegen Pappausgaben der gesuchten Teile rund um den Kartenstapel herum. Reihum werden die Karten auf- und damit auch gleich wieder abgedeckt. Wer das Gefühl hat, einen Gegenstand zum zweiten Mal zu sehen, schnappt sich diesen aus der Tischmitte.
Alles wäre so einfach, wenn das Kleeblatt nicht einmal als Lolli oder als Schlüsselkopf neben dem normalen vierblättrigen auftauchen würde. Orange-Weiß kommt nicht nur das geringelte T-Shirt daher, auch die Sicherheitsweste und die Leitkegel für Straßensperren sehen verdammt ähnlich aus. Nicht einmal auf die quittegelbe Quietschente kann man sich verlassen, da ein ebenso gelbes Seepferdchen genauso in der Badewanne schwimmt. Ob Hammer, Schaufel und Axt, ob Banane und Maiskolben unser Gedächtnis schlägt Kapriolen. Vor allem dann, wenn inzwischen eine Menge Karten zwischen dem aufgedeckten und vermuteten Pendant liegen.
Wer ganz sicher sein will, konzentriert sich am Anfang auf wenige Objekte. Da sind die HALLI GALLI-Glocke oder das Puzzleteil, auch E-Gitarre und Geige lassen sich gut auseinanderhalten und der Unterschied zwischen der Glühbirne und der saftigen ist doch zu offensichtlich. Wer so auf Sicherheit setzt, kann durchaus überleben, denn Meister geht rigoros mit falschen Entscheidungen um. Wird nämlich eine Karte mit einem Gegenstand aufgedeckt, den ein Mitspieler schon vor sich hat, ist der sofort raus aus der Spielrunde. Das kann auch am Ende noch passieren, denn zu Spielbeginn werden drei von den 36 Spielkarten aussortiert, sodass ca. sechs Gegenstände garantiert nicht zweimal auftauchen werden. Wer einen solchen Gegenstand gewählt hat, scheidet auch noch nachträglich aus. Nur wer dann noch übrig bleibt, kommt in die Wertung. Notiert wird jeder korrekt gesammelte Gegenstand. Wer nach drei Runden die meisten Punkte hat, weist klare Übersicht nach und gewinnt das Spiel mit unserem Erinnerungsvermögen.
Ein wahrliches Meisterstück von Heinz Meister. Ein scheinbar simples Spiel mit 36 Gegenständen, das uns immer wieder vorführt, wie oft wir irren können. Obwohl DEJA-VU vom Ansatz her ein Kinderspiel ist, kommt es in jeder Runde mit Erwachsenen sehr gut an.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: DEJA-VU
Autor: Heinz Meister
Verlag: Amigo
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 2- 6
Spielzeit: ca. 15 Minuten
Preis: ca. 15 Euro
Spiel 1/2017