„Spiele zur Barrierefreiheit – Der Weg zur Inklusion“
Jeder Mensch hat ein Recht auf "Inklusion", also darauf, ein gleichberechtigter Teil der Gesellschaft zu sein. So steht es in der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen, die seit 2009 auch in Deutschland gilt. Doch von der rechtlichen zur tatsächlichen Gleichstellung behinderter Menschen ist es noch ein weiter Weg.
Erst allmählich machen sich Kindergärten, Schulen, öffentliche Einrichtungen auf diesen Weg, der zum Umdenken in der gesamten Gesellschaft führen wird. Was bedeutet zum Beispiel die wichtige Barrierefreiheit für Schulgebäude, für Marktplätze und Museen. Der Behindertenverband Leipzig e.V. hat schon recht früh dazu auf der Buchmesse in Leipzig ein Kinderbuchprojekt vorgestellt. „Der kleine Löwe und seine Freunde“ von Marlies Große führt am Beispiel Leipzigs in unterschiedliche Probleme von Personen mit Handicaps ein. So sitzt der Löwe Leon im Rollstuhl, sein Freund Brailli der Maulwurf ist blind, das Häschen Lieschen kann nicht hören, beherrscht aber die Gebärdensprache. Schließlich ist da noch die musikalische Schildkröte Eddy, die manchmal etwas unkonzentriert die Aufmerksamkeit der Anderen auf sich lenkt. Im Bilderbuch besuchen die Freunde das Völkerschlachtdenkmal, den Zoo, einen Sportpark und Wildpark. Sie gehen auch ins Kino und besuchen Museen.
2014 hat Gunter Jähnig die Erzählungen und das inzwischen auch erschienene Hörspiel von Marlies Große in eine Brettspielsammlung unter dem Titel DER KLEINE LÖWE SPIELT MIT SEINEN FREUNDEN umgesetzt. Produziert wurde das Spiel von Harald Mücke, bei ihm (www.spielmaterial.de) können Multiplikatoren aus Kindergärten, Schulen und anderen sozialen Einrichtungen das Spiel kostenlos anfordern. Erstattet werden müssen nur die Portokosten.
Für jüngere Kinder sind zwei einfache Würfelspiele dabei, die jeweils den hälftigen Spielplan umfassen. Für Kinder ab vier Jahren gibt es das Laufspiel BARRIEREFREI SCHNELL ZUM ZIEL, eine Abwandlung des Leiterspiels mit Fotoabbildungen zu Barrieresituationen wie auf Rampen und im Aufzug. Zusätzlich können die Kinder sich noch mit der Brailleschrift auseinandersetzen.
Das zweite Spiel, DER WEG IST DAS ZIEL, ist abstrakter. Der Spielplan bietet auf einem Blindenleitsystem mit vielen Piktogrammen und Bildern Erzählanlässe. Auch hier kann ein einfaches Laufspiel gespielt werden, bei dem aber die Bilder erläutert werden sollten oder ganze Geschichten erzählt werden müssen.
Das komplexere Hauptspiel auf der Rückseite des Spielplans ist der BEGEGNUNGSTAG IM LEONLAND für zwei bis vier Kinder ab acht Jahren. Leon, Brailli, Lieschen und Eddy laden ihren neuen Freund Borstel nach Leonstadt in. Der kleine Igel kann selbst nicht sprechen, benutzt dafür einen so genannten Talker, mit dem er sich verständlich machen kann.
Die vier Freunde starten mit jeweils vier Spielfiguren aus den vier Ecken des Spielplans heraus und wollen in die Mitte nach Leonland, dort wo der große Begegnungstag stattfinden soll. Auf ihrem Weg dorthin versuchen sie so viel wie möglich Gäste mitzubringen. Zusätzlich haben alle noch eine spezielle Aufgabe zu erledigen, so müssen die Braillis die Rollstuhlfahrerrampe für die Bühne besorgen und die Leons einen Gebärdensprachendolmetscher auf den Markt bringen.
Jeder Spieler kann jede Figur bewegen, dazu werden Farb- und Augenwürfel geworfen. Die Farbe bestimmt die Freunde, die bewegt werden dürfen, der Zahlenwürfel gibt die Bewegungsweite vor. Wer Aufgaben erfüllt, erhält dafür Punkte, die auf Skalen mit Brailleschrift, Lormschrift, Gebärdensprache und arabischen Ziffern den jeweiligen Punktstand der Spieler anzeigen. Punkte gibt es für die Mitnahme von Spielsteinen und Gästen, für die Erfüllung der Aufgaben, Besetzung von vollständigen Ständen auf dem Fest und Ergänzung durch möglichst vier Gäste. Borstel wird dann abschließend zur Bühne geführt, wofür es noch einmal fünf Punkte gibt. Wer dann am meisten Punkte erreicht hat, ist der Spielsieger. Zum eigentlichen Spiel, zum gemeinsamen Fest haben aber alle beigetragen, sodass das Miteinander letztlich das Entscheidende ist.
Die Spielregel ist gewöhnungsbedürftig und eher umständlich und unstrukturiert verfasst. Mehr Klarheit bringt eine Kurzfassung. Die Firma von Harald Mücke hat viel Holzmaterialien für die Ausstattung des Spiels zur Verfügung gestellt, das ist solide. Die Zielgruppen für das Spiel sind weniger die Spieler, sondern Kindergärten, Vorschulen und Grundschulen. Die Kinder können sich mit diesem Material sehr gut mit unterschiedlichen Problembereichen von Menschen mit Handicap auseinandersetzen. Auch wenn das Umfeld sich hauptsächlich auf die Leipziger Situation bezieht, jeder wird vor Ort ähnliche Beispiele finden und auf Mängel hinweisen können, die deutlich machen, dass der Weg zur Umsetzung der Behindertenrechtskonvention in Deutschland noch lang ist.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: Der kleine Löwe spielt mit seinen Freunden
Verlag: Behindertenverband Leipzig e.V. (www.le-online.de), hergestellt von Harald Mücke
Autor: Günter Jähnig
Spieleranzahl: 2-4
Alter: ab 5 Jahren
Dauer: ca. 15 bis 30 Minuten
Preis: kostenlos für Multiplikatoren
Sonntag, 10. Mai 2015
BEGEGNUNGSTAG IM LEONLAND
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