
Aus DER WIDERSTANDs-Ecke von Indie Boards & Cards bin ich anspruchsvolle Kost gewohnt, insofern war die Erwartungshaltung bei dem Mafiaspiel DAS SYNDIKAT groß. Die thematische Anbindung ist etwas an den Haaren herbeigezogen. Das Chaos, das der Widerstand produziert, wird am Rande der Gesellschaft von Mafia-Gruppen genutzt. Insofern könnte das von Asmodee vertriebene Spiel auch als der kleine Bruder von DER PATE daherkommen.
Das Spiel selbst besitzt einen simplen Ablaufmechanismus, dessen Struktur die Spieltableaus zusammenfassen, mit denen DAS SYNDIKAT in zwei Minuten erklärt ist. Hauptelement sind Spezialistenkarten, von denen anfangs jeder drei identische erhält. Zusätzlich gibt es noch drei weitere aus dem restlichen Kartenstapel. Alle Akteure besitzen eine spezielle Fähigkeit, sie sind intelligent, schnell oder haben besonders viel Kraft. Zusätzlich verfügen sie über eine Kartenaktion, die meist Geld aus gegnerischen Kassen oder einer allgemeinen Konzernkasse bringt oder für Kartennachschub sorgt. Letztlich geht es um die meisten Münzmarker, von denen in Vollbesetzung zu viert 75 zur Verteilung anstehen. Die bekommen die Akteure neben dem Startkapital am Anfang durch den Einsatz von Spezialisten und dem Erwerb von Auftragskarten. Wer einen Popstar entführt, erhält so drei Münzen aus der Konzernkasse. Gleichzeitig bringt die Sammlung identischer Auftragsarten am Ende Zusatzpunkte. An die Aufträge kommen die Mitglieder des Syndikats, wenn sie passende Kollektionen von Spezialisten abgeben. Bei der Entführungsgeschichte wären es drei Spezialisten, die das Kraftsymbol besitzen.
Zurück zum Ablauf. Wer an der Reihe ist, spielt eine Karte aus und nutzt deren Aktion oder tauscht mehrere Karten gegen einen Auftrag ein. In jedem Fall kommt die Karte oder die Kollektion auf die Ablagetafel, die in drei Nächte unterteilt ist. Dort wandern die Karten weiter, bis sie zu einem Sammelpunkt gelangen, von dem aus sie wieder ins Spiel kommen. Im Grunde genommen nutzen die Autoren Tlapek und Fulton damit einen Deckbaumechanismus mit längerer Retardierungsphase. Das Mischen von DOMINION @ Co. fällt weg, hier ist klar absehbar, wann die Karten wieder auf die Hand kommen. Das ist prinzipiell ein interessanter Ansatz, wenn denn die Karten selbst einschneidenden Einfluss auf den Spielablauf bringen würden. Das tun sie leider nicht. Es ist ein wechselseitiges Reduzieren der Konzernkasse oder gegenseitiges Bestehlen oder Nutzen von Karten. Am gravierendsten ist noch der Erpresser, mit dem Auftragskarten getauscht werden, was in Hinblick auf die Bonuspunkte am Ende siegbedeutend sein kann. Viel entscheidender ist das ROMMÉ-Feeling in dem Spiel, durch das die Mafia-Welt flöten geht. Keiner achtet mehr auf die Kartenfunktionen, sondern es geht nur noch um Set-Collection zum Erwerb der Aufträge. Das Spielende tritt daher oft dann ein, wenn alle Aufträge erledigt sind. Manchmal geht auch das Geld aus, eher selten stehen die Spezialisten nicht mehr zur Verfügung.
DAS SYNDIKAT ist schnell gespielt. Zu viert dauert es höchstens eine halbe Stunde, zu zweit geht das auch in der Hälfte der Zeit. Wirklicher Spielreiz fängt allerdings erst mit drei Kontrahenten an. Grafisch gefällt mir die Umsetzung sehr gut, ausgezeichnet sind die Spielübersichten, die jeder auf seinem Tableau besitzt, das Spiel ist damit wirklich selbst erklärend. Zumal die Kartentexte der Spezialisten alle wesentlichen Aktionsinformationen enthalten. Wer will, kann zusätzlich mit den Informanten und weiteren Spezialisten spielen, die der deutschen Ausgabe als Ergänzung beiliegen. Mit dem Informanten, der auf die Starthand kommt, erhöht sich der Spielreiz durch eine Prise Bluff. Diese Karte wird verdeckt gespielt und kostet die Gegner pro Spezialisten in der Auslage, der alleine liegt, eine Geldeinheit. Wer Zweifel äußert, der unberechtigt ist, zahlt zusätzlich zwei Geld. Stimmt der Zweifel, kostet das den aktiven Spieler zwei Geld und der Zweifler kann zusätzlich noch die Aktion der gespielten Karte nutzen. Die Erweiterung macht Sinn und bringt etwas mehr Pepp in den Spielablauf. Ansonsten gaukelt DAS SYNDIKAT das Gegeneinander von Mafiagruppen mehr vor als es im Spiel selbst zum Tragen kommt. Aus dem verzögerten Deckbaubuilding hätte man mehr machen können.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: DAS SYNDIKAT
Autoren: Jake Tlapek und David Fulton
Verlag: Indie Boards & Cards im Vertrieb von Asmodee/Heidelberger
Alter: ab 14 Jahren
Spielerzahl: 2 - 4 Spieler
Spielzeit: ca. 15 - 30 Min.
Preis: ca. 16 Euro
Spiel 55/2017