
SCHNAPP DIE NUSS von dem Autorenpaar Anna Oppolzer und Stefan Kloß (BEASTY BAR) scheint aus der Zeit gefallen. Ein klassisches Lauf- und Sammelspiel, das eher in die 80er Jahre gehört als ins Jahr 2017. Keine raffinierte MEMOgrundlage, keine Kooperation oder Erzählkomponenten, das kann doch nichts werden? Doch, auch wenn die MITTERNACHTSPARTY mit dem Schlossgespenst HUGO schon vor knaoo 30 Jahren herauskam, das Jagen und Fangen klappt in jedem Kontext und zu jeder Zeit.
HUGO ist diesmal eine Eichhörnchenmutter, die mit einem Problem zu kämpfen hat, das alle Kinder vorm Zubettgehen kennen. Sie wollen da nämlich gar nicht rein. Sie sehen lieber noch fern oder toben draußen herum, so wie unsere Eichhörnchenkinder, die von Baumwipfel zu Baumwipfel springen. Spieltechnisch führt sie ihr Baumwipfelweg über Farbfelder in Haselnusssträuchern, die Hängebrücken immer wieder unterbrechen. Den Ruf der Mutter, heimzukehren in die gemachten Betten, hören sie bewusst nicht. Es scheint so, als wollten sie schon an ihrem Wintervorrat arbeiten, und möglichst viele Nüsse einsammeln.
Jedes Kind führt drei oder vier kleine Hörnchen, die mit einem gewissen Vorsprung vor ihrer Mutter starten. HUGOs retardierende Kellertreppe ist hier ein Rundlauf um das Kinderschlafzimmer, bevor Mama Eichhörnchen in großen Sprüngen, die Farbfelder außer Acht lassend, ihre Kleinen einzuholen versucht.
Gewürfelt wird stets mit einem Farbwürfel für die Kleinen und einem Spezialwürfel für die Mutter. Der Einsatz des Farbwürfels führt Kinder ab fünf Jahren zu ersten strategischen Überlegungen. Sind im Spiel zu dritt alle drei Eichhörnchen unterwegs, gilt es abzuwägen, welches Hörnchen den größten Sprung machen kann. Dabei ist zu beachten, dass besetzte Farbfelder nicht mitzählen, anderseits bringen kurze Sprünge manchmal schon zwischendurch Nusserträge. Der Mama-Würfel zeigt nur jeweils ein schwarzes oder weißes Hörnchen. Mit einer Drittelchance bewegt sich damit Mutter Eichhörnchen voran und springt zu den entsprechenden Feldern. Ist der Nistplatz, der Kobel, einmal verlassen, nimmt die Mama aber ganz schön Fahrt auf. Gute Laune scheint sie nicht zu haben, denn sie bricht alle Hängebrücken hinter sich ab, sodass überholte Kleine nur noch in Nuss-Verstecken Platz finden, weil sie nicht weiterkommen. Geschieht das früh, liegen dort nur wenige Nüsse. Je länger die Eichhörnchen durchalten, umso größer wird ihr Sammelertrag, der beim letzten Haselstrauch sogar sieben Nüsse beträgt. Sind alle eingeholt und im Ziel, endet die Verfolgungsjagd. Bevor es dann endgültig ins Bett geht, vergleichen die Kinder noch die eingesammelten Nüsse. Das kann über Turmbildung mit den Papp-Chips erfolgen, etwas ältere Kinder zählen aber lieber.
Wahrlich nichts Neues unter dem Verfolgungsjagd-Spielehimmel, trotzdem trägt dieses einst von Wolfgang Kramer entwickelte Prinzip noch immer. Bei der Umsetzung von Oppolzer und Kloß spricht das Thema Kinder zusätzlich an. Hier ruft niemand „Hugo kommt“, sondern „Mama ist da“. Schmidt hat SCHNAPP DIE NUSS grafisch ansprechend umgesetzt, auch das Material geht in Ordnung. Froh bin ich vor allem darüber, dass die Firma auf die sonst üblichen Pappaufsteller verzichtet. Attraktive Holzeichhörnchen machen viel mehr her und den Kindern mehr Spaß. Das einfache Lauf- und Sammelspiel ist nicht nur etwas für Vorschulkinder, gerade Schulkinder loten die Möglichkeiten richtig aus und in dieser Altersgruppe erlebe ich die höchste Nachfrage nach Spielwiederholung. Von dem Autorenpärchen weiß ich, dass sie innovativere Spiele im Köcher haben, trotzdem gefällt mir diese neue Verpackung einer alten Idee recht gut. Zacharias, mein achtjähriger Enkel, würde sogar sagen: „Opa, das Spiel ist doch richtig gut!“
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: SCHNAPP DIE NUSS
Autoren: Anna Oppolzer und Stefan Kloß
Verlag: Schmidt
Alter: ab 5 Jahren
Spielerzahl: 2 - 4 Spieler
Spielzeit: ca. 20 Min.
Preis: ca. 20 Euro
Spiel 61/2017