
HANABI was? Irgendwie will es mit dem Titel des Spiels von Kota Nakayama noch nicht so recht klappen, dabei müssen Sie sich den Namen einprägen, denn HANAMIKOJI ist ein außergewöhnliches Spiel für zwei Personen. Mit 21 FLOWERS, dem Titel des Vorläufers, der 2013 beim japanischen Verlag Takamagahara Games erschien, hat man weniger Probleme. Wahrscheinlich hätte das Spiel in seiner farblosen Fassung aber nicht seinen Siegeszug angetreten und wäre auch nicht ins Kosmos-Programm gelangt, wenn nicht der taiwanesische Verlag EmperorS4 die Blumen thematisch völlig neu eingekleidet hätte.
Blumengestecke spielen zum Teil zwar immer noch eine Rolle, aber ein sehr kleine. Wir bewegen uns nun in Kyoto. Für unser neu eröffnetes Restaurant suchen wir nicht nur gute Köche, sondern auch anspruchsvolle Unterhaltung neben dem Essen. Die bieten in der alten Kaiserstadt Geishas, die Hüterinnen japanischer Kultur, die mit Tanz und Gesang die Teezeremonie lebendig untermalen. Ärgerlich nur, dass auf der anderen Straßenseite ein weiteres Lokal vor der Eröffnung steht und auch dessen Besitzer buhlt um die Gunst der sieben berühmtesten Geishas.
Für jede „Person der Künste“, wie der Begriff „Geisha“ sich korrekt übersetzen lässt, liegen Geschenke bereit, die sie für ihren Auftritt brauchen. Da gibt es die Flötenspielerin, die gern zwei Querflöten hätte, aber auch die Tänzerin, die die Blumenzierde gleich fünffach für ihr Haar zur Verfügung hat. Die Zahl der Geschenke macht den Wert der Geishas aus. 21 Geschenkekarten gilt es zu verteilen, wer über die Mehrheit an Geschenken vier Künstlerinnen auf seine Seite zieht, gewinnt das Spiel. Manchmal reichen aber auch weniger Karten, dann nämlich, wenn sie eine Punktmehrheit von 11 Gunstpunkten ergeben.
Den Mehrheitenkampf um bestimmte Karten kennen wir spätestens seit CÄSAR & CLEOPATRA, das Kosmos schon vor 20 Jahren auf den Markt brachte. Der besondere Reiz in HANAMIKOJI ergibt sich durch den Einsatz von vier Aktionskärtchen, mit denen 20 von den 21 Karten ins Spiel gebracht werden. Das heißt, nach wechselseitigen vier Aktionen ist eine Duellrunde um die Gunst der Geishas schon vorüber. Alle starten mit sechs Geschenkekarten und ziehen vor ihrer jeweiligen Aktion eine weitere Handkarte. Dadurch dass eine Karte zu Beginn aus dem Spiel genommen wird, stehen nie alle Informationen zur Verfügung. Das wird weiter verstärkt, da die Gegner in zwei Aktionen verdeckt Karten spielen. Eine, die am Ende einer Geisha ein Geschenk bringt, eine andere, die dem Spiel zwei Karten entzieht. Die eigentliche Spannung bringen die beiden offenen Aktionen, denn sie enthalten ein Angebot an den Gegner. Einmal werden drei Karten gespielt, von denen sich der Konkurrent eine aussuchen kann, dann werden vier Karten zu Paaren zusammengeführt, wobei jeder ein Pärchen bekommt.
Das sind schon die ganzen Regeln und das Fantastische: Sie reichen aus für unheimlich spannende Spielrunden. Anfangs verfügt man nur über Teilinformationen, da nur sieben Handkarten zur Verfügung stehen. Daraus muss sich aber eine erste Strategie entwickeln. Spiele ich gleich vier Karten aus, um am Ende nicht in Zwänge zu kommen, die ich nicht möchte? Recht sicher ist natürlich die Karte, die ich verdeckt spiele, da lässt sich hundertprozentig die Gunst einer Geisha absichern, wenn ich zum Beispiel die beiden Querflöten besitze. Aber zwei Gunstpunkte sind gar nichts! Macht es da nicht mehr Sinn, meine drei Blumengestecke entsprechend aufzuteilen, indem ich zwei dem Spiel entziehe und eines verdeckt ablege? Fast nichts ist wirklich sicher, das liegt auch an der Karte, die keiner kennt. Deshalb kann es durchaus vorkommen, dass am Rundenende noch kein Sieger feststeht. Dann geht es in eine Folgerunde und in ganz seltenen Fällen sogar noch in ein drittes Duell, das dann nach Gunstpunkten entschieden wird.
Zum ästhetischen Erfolg dieses Kampfes um die Gunst der Geishas tragen die Illustrationen der taiwanesischen Künstlerin Maisherly bei. Cover und Kartengestaltung sind ein Genuss. Das ergibt alles ein Rundumvergnügen, zu dem man immer wieder gerne greifet, sodass sogar der Titel des Spiels nach den ersten beiden Duellen keine Probleme mehr macht.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: HANAMIKOJI
Autor: Kota Nakayama
Verlag: Kosmos
Alter: ab 10 Jahren
Spielerzahl: 2 Spieler
Spielzeit: ca. 15 Min.
Preis: ca. 13 Euro
Spiel 63/2017