
Rätselgeschichten, verwinkelte Räume, deren Ausgang zu suchen ist, all das kennen wir seit dem Boom der EXIT- / ESCAPE-Spiele. Ganz aktuell verbindet Kosmos das DREI ???-Universum mit der EXIT-Welt von Inka und Markus Brand. DAS HAUS DER RÄTSEL ist das erste Abenteuer dieser Symbiose. Mit deutlich abgespeckten Aufgaben gibt es inzwischen ein ähnliches Konzept von Floyd Pretz, das sich STORYCARDS nennt. Kosmos hat dies unter anderem auf das Mädchen-Pendant von Justus Jonas & Co. übertragen, die DREI !!! Franzi, Kim und Marie.
Das Konzept der Cardventures entspricht dem der klassischen Abenteuerbücher der 80er Jahre wie Ian Livingstones und Steve Jacksons HEXENMEISTER VOM FLAMMENDEN BERG oder Joe Devers EINSAMER WOLF-Reihe. Die Handlungsalternativen ergeben sich bei Pretz allerdings aus einzelnen Spielkarten.
DAS LABYRINTH DER SPIEGEL führt die drei Mädchen zur Einweihung eines Spiegelkabinetts. Am eigentlichen Festakt können die Detektivinnen gar nicht richtig teilnehmen, da Kims Zwillingsbrüder sich sehr früh selbstständig machen und in den noch nicht eröffneten Spiegelgängen und -sälen verschwinden. Damit Kims Eltern keinen Ärger machen, bleibt den Mädchen nichts anderes übrig, als den Jungen hinterherzueilen.
Spieltechnisch stehen für die Suche vier Kartenstapel zur Verfügung, das sind zum einen zehn schwarze Startkarten, 14 Karten für Kim und jeweils 13 für Marie und Franzi. Die meisten Erzählteile bieten die üblichen Alternativen für den Fortgang der Suche, sodass ein Solospieler oder eine kleine Spielgruppe mit Kindern ab acht Jahren meist zwischen zwei Fortsetzungen wählen darf. Viel zu selten ergibt sich die Wege-Alternative durch die Lösung eines kleinen Rätsels. Ziel der Spieler muss es sein, sich möglichst lange im Labyrinth aufzuhalten. Die meisten Räume bringen dabei zwar nur einen Belohnungspunkt ein, Karten nach korrekt gelöstem Rätsel allerdings fünf Punkte. In dem Moment, in dem eine Gruppe, auf eine Karte stößt, die schon einmal genutzt wurde, ist die Suche beendet. Alle Kartenpunkte werden addiert und führen zu einer Bewertung der Suchleistung. Diese reicht von den „Angsthasen“ über die „Spürnasen“ bis zu den „Meisterdetektivinnen“.
Das Rätsel-Niveau auch der ganz leichten EXIT-Spiele wird nie erreicht. Spieltechnisch steht deshalb gar nicht das Rätseln im Vordergrund, denn letztlich verbergen sich hinter den 50 Erzählkarten nur sechs Aufgaben, entscheidend ist das MEMO-Vermögen der Gruppe. Wer sich gut gemerkt hat, welche Karten schon genutzt wurden, dreht deutlich längere Runden im Spiegellabyrinth und kommt damit vielleicht in alle sechs Rätselräume, um 30 Rätsel zu lösen und damit locker die geforderten 40 Punkte für die Stufe der „Meisterdetektivinnen“ zu erreichen.
Das Niveau ist für Zweitklässler angemessen, Grundschulkinder haben Spaß an der Geschichte und Erfolgserlebnisse beim Lösen der einfachen Aufgaben. Insofern können die STORYCARDS als gute Hinführung zu anspruchsvolleren Aufgaben in der EXIT-Reihe dienen. Das Konzept eignet sich außerdem gut für das Spielen unterwegs. Die Karten werden ja nicht bearbeitet, zerschnitten oder bemalt, sondern je nach Entscheidung ad acta gelegt. Das ist eine Spielform, die gut auf der Rückbank eines Autos zum Einsatz kommen kann.
Wertung: Nächste Woche wieder
Titel: STORYCARDS LABYRINTH DER SPIEGEL
Autoren: Floyd Pretz und Natalie Friedrich
Verlag: Kosmos
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 1 - 4 Spieler
Spielzeit: ca. 30 Min.
Preis: ca. 8 Euro
Spiel 66/2017