Steffen-Spiele blickt 2018 immerhin schon auf eine 15jährige Verlagsgeschichte zurück. Macher und vielfacher Autor ist der 61jährige Steffen Mühlhäuser, der seit 1996 Spiele erfindet. Neben Gerhards Spiel und Design aus Ransbach Baumbach nutzt Steffen Spiele aus Krastel die Nische, mit klarem Design und hochwertiger Gestaltung kleine, aber feine Spielideen anzubieten. Einst gab es in diesen abgelegenen Hunsrück- und Westerwald-Örtchen in Rheinland-Pfalz noch die Holzinsel, die mit Spielen wie KARDINAL und HEKLA Erfolg hatte. Mit dem viel zu frühen Tod des Verlagsinhabers Klaus Grunau folgte aber vor gut zehn Jahren die Schließung. Die Arbeit aller drei Verlage wurde zum Teil mehrfach von der Jury „Spiel des Jahres“ gewürdigt. KARDINAL landete 2000 auf der damaligen „Auswahlliste“, MIXTOUR von Gerhards kam 2012 auf die „Empfehlungsliste“, so auch KULAMI 2011 von Steffen Spiele und zwei Jahre vorher SCHWARZER KATER, das auf der Liste der Kinderjury landete.
Mit dem ZAUBERTRANK DER VIER ELEMENTE hatte Steffen Mühlhäuser 2016 ein für seine Verhältnisse richtig großes und teures Spiel im Programm. In diesem Jahr sind es gleich vier Spielideen, die aber in kleinen Schachteln sehr preiswert zu bekommen sind. POK, NONAGA, WÜRFELBLITZ und 27 sind vier kurzweilige Spiele, „Langeweilevertreiber“, wie Mühlhäuser sie nennt.
Ich bin von fast allen Ideen sehr angetan. Im Augenblick duelliere ich mich aber am häufigsten mit 27 Holzscheiben. Laurent Escoffier, der durch LOONY QUEST bekannt wurde, schafft mit simplen Zugregeln ein vertracktes Spiel mit Stapeltürmen, das er nach der Anzahl der Spielsteine 27 nennt.
Im Grundspiel stellen zwei rote und sieben graue Holzscheiben die Spiellandschaft dar. Das ist der Weg, auf dem sich zwei Kontrahenten bewegen, mit dem Ziel, den höchsten Turm auf dem roten Stein der gegenüberliegenden Seite zu bauen. Beide starten mit einem Turm aus neun Holzscheiben auf den Endpunkten der Strecke. Die simple Zugregel Escoffiers lautet: Die Zugweite entspricht der Anzahl der eigenen Türme. Die wenigen Ergänzungen beziehen sich auf die Zugrichtung, es darf nur vorwärts gehen, und auf die Möglichkeit der Aufteilung der Türme.
Vom Spielgefühl her erinnert 27 an FOCUS von Sid Sackson, das 1981 das dritte „Spiel des Jahres“ war. Die Optionen ergeben sich in diesem Klassiker aus der Zugweite, die der Turmhöhe entspricht. Bei Escoffier zeigen sich viele Kombinationsmöglichkeiten, aber obendrein Zwänge durch die beliebige Zerlegung der Türme. Wie bei Sid Sackson können gegnerische Steine gefangen werden, daher bringt es nichts, mit einem Turm durchzuwandern, da der unterwegs abgefangen wird. Aufteilung ist daher notwendig, um die Zugweite zu erhöhen und Drohpotentiale aufzubauen. Allerdings sollten es nicht zu viele eigene Türme werden, da zu große Sprünge über das Ziel hinausschießen.
Ständig müssen die beiden Turmbauer reagieren, neue Strategien entwickeln, da sich die Gegner auf dem kurzen Weg über sieben Felder dauernd in die Quere kommen. Nur die Regeln sind einfach, die sich daraus ergebenen Überlegungen zeigen Spieltiefe. Ein abstraktes Spiel mit hohem Wiederspielreiz, bei dem Varianten noch mehr Gehirnschmalz verlangen.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: 27
Autor: Laurent Escoffier
Verlag: Steffen Spiele
Alter: ab 9 Jahren
Spielerzahl: 2 Spieler
Spielzeit: ca. 10 - 20 Min.
Preis: ca. 12 Euro
Spiel 69/2017