Historisch fand wohl in der Bronzezeit vor ca. 7000 Jahren die erste Besiedlung des griechischen Inselarchipels Santorin statt. Kretische Minoer siedelten dort wie auch Phönizier und Spartaner. Nach den Perserkriegen regierten ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. die Athener in Thera, der Hauptstadt des kleinen Inselstaates. Noch vor dem Dritten Punischen Krieg übernahmen die Römer etwa 150 v. Chr. für die folgenden Jahrhunderte die Macht in der Region, in der Nachfolge das oströmische byzantinische Reich. Unter venezianischer Herrschaft bekam die Inselgruppe im 12. Jahrhundert n. Chr. den Namen Santa Irini, nach der Heiligen Irene, der eine frühchristliche Basilika gewidmet war, daraus wurde schließlich der heutige Inselname SANTORINI. Kuppelkirchen waren in dieser Zeit schon typisch für die Bauoptik auf den Inseln. Die Hausformen ergaben sich aus aneinandergefügte kubische Zellen, die meist einen Raum darstellten. Die Besonderheit auf Santorin ist, dass die Dächer wie bei den Kirchen oft durch ein Tonnengewölbe aus leichten Bimsstein abgeschlossen worden.
Diese blaue Kuppeloptik prägt zum Teil heute noch die Orte auf den Inseln zum Beispiel Oia an der Nordküste von Santorin. Verdichtet erleben wir das architektonische Wunderwerk in Gordon Hamiltons SANTORINI.
Der kanadische Mathematiker Gordon Hamilton hat seine über dreißig Jahre alte Idee 2004 im Eigenverlag produziert, damals noch ganz in Weiß gehalten. Hamilton setzt sich dafür ein, dass Spiele zum
mathematischen Verständnis von Kindern beitragen, was nicht zuletzt für sein SANTORINI gilt. Inzwischen liegt nach einer Crowdfunding-Kampagne eine Fassung von Roxley vor, die Spinmaster nun im Vertrieb hat. Auch wenn es Varianten für drei und vier Spieler gibt, empfehlen kann ich SANTORINI nur zu zweit.
Auf einem Felsplateau bebauen die Kontrahenten ein 5x5 Feld mit dreistöckigen Gebäuden. Wem es gelingt, einen seiner beiden Bauarbeiter auf das dritte Stockwerk zu führen, der gewinnt SANTORINI. Zuvor starten vier Arbeiter auf 25 Baufeldern. Wer am Zug ist, muss einen Arbeiter angrenzend bewegen, dabei darf er maximal eine Etage höher klettern oder beliebig in die Tiefe springen. Danach müssen die Spieler ebenfalls angrenzend ein Hausteil setzen. Das kann ein erstes Parterre-Teil mit Außentreppe sein oder aufgesetzte höhere Stockwerke. Wer verhindern will, dass der Gegenspieler ganz nach oben klettert, sollte ein Gebäude mit der typisch blauen Kuppel vollenden. Ein solcher kompletter Wohnturm sieht schön aus, ist aber spieltechnisch durch den Kuppelabschluss uninteressant.
Mehr Regeln gibt es nicht und trotzdem entwickelt sich daraus mit tollem Spielmaterial ein spannendes Duell. Treppenbauten über mehrere Stockwerke müssen die Kontrahenten geschickt planen, dabei gilt es, gegnerische Bauarbeiter fernzuhalten. Zusätzlich sollten sie aufpassen, dass sie nicht plötzlich eingemauert werden, denn einmal gesetzte Stockwerke dürfen sie nicht mehr entfernen. Ich mag dieses Spiel vor allem pur ohne weiteren Schnickschnack. Denn den gibt es: Ganze 30 Götterkarten halten Varianten und asymmetrische Ausgangskonstellationen bereit, die Apollo, Artemis & Co. ermöglichen.
Die BGG-Wertungen haben sich für die neue Fassung von SANTORINI hervorragend entwickelt. Mit 7,9 steht das Spiel zur Zeit unter den Top 100 (Platz 66) aller Spiele und unter den Top 10 der abstrakten (Platz 3) und Familienspiele (Platz 5). Das mag leicht überbewertet sein, aber SANTORINI ist ein überzeugendes strategisches Spiel, das sich auf Dauer zwar nicht unter den Top 3 halten wird, aber sicherlich unter den besten 30 Spielen. Eine Region, die zur Zeit für GIPF, UBONGO und BLOKUS gilt.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: SANTORINI
Autor: Gordon Hamilton
Verlag: Spinmaster
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 2 - 4 Spieler
Spielzeit: ca. 20 Min.
Preis: ca. 33 Euro
Spiel 72/2017